EZB zuversichtlicher – Wann endet die Billiggeldschwemme?

EZB zuversichtlicher – Wann endet die Billiggeldschwemme?
EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB/Flickr)

Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt trotz besserer Konjunkturaussichten ihren Billiggeldkurs fort. Die Währungshüter beliessen den Leitzins im Euroraum, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank leihen können, auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Sparer, die kaum noch Zinsen bekommen, müssen sich also weiter gedulden. Hinweise auf mögliche Zinserhöhungen in der Zukunft vermied EZB-Präsident Mario Draghi.

Die Währungshüter beurteilen die Konjunkturaussichten im Euroraum deutlich optimistischer als vor drei Monaten. In diesem Jahr soll die Wirtschaft um 2,4 Prozent wachsen. Im September war die EZB noch von 2,2 Prozent ausgegangen. Auch für 2018 und 2019 setzte die Notenbank ihre Prognosen herauf.

Zwar ist die Notenbank auch zuversichtlicher, was die Preisentwicklung angelangt. Sie bedarf aus Sicht der EZB aber weiter Unterstützung durch die Geldpolitik. «Viele Notenbanken, nicht nur die EZB, sehen sich derzeit einem schwierigen Spagat gegenüber: Die wirtschaftliche Erholung fällt stellenweise beachtlich aus, doch die Inflationsentwicklung bleibt dahinter zurück», erläuterte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe.

Inflation 2018 bei 1,4% veranschlagt
Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank weiter mit einer Inflationsrate von 1,5 Prozent. Für das kommende Jahr wird nach der jüngsten Prognose eine Teuerung von 1,4 Prozent veranschlagt. Zuletzt hatte die EZB 1,2 Prozent erwartet. 2020 soll die Rate 1,7 Prozent erreichen.

Mittelfristig strebt die Notenbank eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben – das würde die Konjunktur abwürgen.

Kein genaues Datum für Ausstieg aus Anleihenkäufen
Im Oktober hatten Europas Währungshüter ihre milliardenschweren Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende September 2018 verlängert. Das monatliche Volumen wird von Januar an aber auf 30 Milliarden Euro halbiert. Beobachter werteten dies als Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Ein genaues Datum für das Ende der Käufe nannte die EZB weiter nicht.

Den Leitzins will die EZB erst dann anheben, wenn die Anleihekäufe schon längere Zeit beendet sind. Volkswirte rechnen gegen Ende 2019, möglicherweise sogar erst 2020, mit einem ersten Zinsschritt. Kreditinstitute, die Geld bei der Notenbank parken, müssen zunächst weiter 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.

Mit der vor allem in Deutschland umstrittenen ultralockeren Geldpolitik versucht die Notenbank seit Jahren, Konjunktur und Inflation anzuschieben. «Die Botschaft, die Draghi aussendet, ist klar: Ein Wachstum von deutlich über 2 Prozent bei einer Inflation, die um die Marke von 1,5 Prozent pendelt, ist anscheinend nicht genug, um die Geldpolitik wirklich zu straffen», erklärte die DZ Bank.

Fed allein auf weiter Flur
Europas Währungshüter folgten damit nicht der Entscheidung der US-Notenbank Fed, die am Mittwoch ihren Leitzins um weitere 0,25 Punkte auf einen Zielkorridor von nun 1,25 bis 1,50 Prozent erhöht hatte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) setzte ihre lockere Geldpolitik dagegen fort. Auch die Bank of England änderte nichts an ihrem Kurs, nachdem sie ihren Leitzins im November erstmals seit gut zehn Jahren erhöht hatte.

Während Sparer und Banken unter der Zinsflaute leiden, profitieren Kreditnehmer von günstigen Konditionen – zum Beispiel beim Kauf von Häusern und Wohnungen. (awp/mc/pg)

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