Smartphones durchdringen alle Lebensbereiche

Smartphones durchdringen alle Lebensbereiche
Bjørnar Jensen, Managing Partner Consulting und Leiter TMT bei Deloitte Schweiz. (Foto: Deloitte)

Zürich – Das Smartphone baut seinen zentralen Platz in unserem Leben weiter aus: Bis Ende 2023 werden mehr als 90 Prozent der Erwachsenen in den Industrieländern ein Smartphone besitzen, wie Prognosen des Beratungsunternehmens Deloitte zeigen. Die Konsumenten sind zunehmend bereit, für digitale Inhalte zu bezahlen, allerdings eher für Video und Musik als für News. Tausende Augmented-Reality-Anwendungen vereinfachen und erweitern unser Privat- und Berufsleben. Allerdings macht sich beinahe die Hälfte der Menschen auch Sorgen darüber, dass sie ihr Smartphone zu häufig benutzen. Zudem ist die Schweiz gut gerüstet, um von den neuen Technologien zu profitieren.

Die Experten von Deloitte haben umfassende Datenmengen analysiert, hunderte Studien verarbeitet und nicht zuletzt rund 29’000 Konsumenten in 16 Ländern weltweit befragt – herausgekommen sind aufschlussreiche Thesen zur Technologie-, Medien- und Telekommunikationsindustrie (TMT), die Deloitte TMT Predictions 2018.

Die Verbreitung von Smartphones nimmt weiter zu. Bis Ende 2023 wird erwartet, dass mehr als 90 Prozent der Erwachsenen in den Industrieländern ein Smartphone besitzen werden. Bis Ende nächsten Jahres werden weltweit 800 Millionen Premium-Smartphones im Umlauf sein, die selbst anspruchsvollste Anwendungen unterstützen. Gleichzeitig wächst der Markt für gebrauchte Smartphones um ein Mehrfaches schneller als derjenige für neue Smartphones und trägt dazu bei, dass viele Smartphones während ihrer Lebensspanne drei oder vier Besitzer haben werden. Deloitte prognostiziert weiter, dass die Besitzer im Jahr 2023 durchschnittlich 65 Mal pro Tag mit ihren Handys interagieren werden, ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber 2018.

Suchtmittel Smartphone, unerwünschte Werbung
Gleichzeitig machen sich 45 Prozent aller Smartphone-Nutzer weltweit Sorgen, dass sie ihr Gerät zu oft verwenden. Ebenfalls 45 Prozent planen, im kommenden Jahr die Nutzung einzuschränken. Bei den 18- bis 24-Jährigen haben knapp zwei Drittel den Eindruck, sie benutzen ihr Gerät zu oft, und über die Hälfte will den Gebrauch zurückfahren. Die jungen Nutzer verwenden ihr Gerät auch viel öfter während dem Essen mit Freunden oder der Familie sowie in der Nacht im Bett. Über ein Drittel der Smartphone-Benutzer hat sich daher vorgenommen, das Smartphone in der Tasche zu lassen, wenn sie sich mit Freunden treffen.

Die zunehmende Verwendung von Werbeblockern stellt werbetreibende Unternehmen vor immer grössere Herausforderungen, um ihre Kunden zu erreichen: Rund drei Viertel der Konsumenten verwenden mindestens einen Werbeblocker auf einem ihrer Geräte. Junge, gut ausgebildete Menschen mit einem höheren Einkommen meiden Werbung stärker.

Digitale Abos auf dem Vormarsch
Ende 2018 wird über die Hälfte der erwachsenen Mediennutzer in Industrieländern mindestens zwei Online-Medienabonnemente abgeschlossen haben. Bis Ende 2020 wird sich diese Zahl auf vier verdoppeln. Die Abo-Kosten betragen meist weniger als zehn Dollar pro Monat, einzig News-Anbieter sind meistens teurer. Den Trend zu mehreren Abos forcieren unterschiedliche Faktoren: Sportrechte werden zunehmend unter verschiedenen Anbietern aufgeteilt, Serienfans müssen mehrere Abonnements abschliessen, um alle gewünschten Inhalte sehen zu können.

News-Abos spielen im Gegensatz zu Video und Musik nur eine sehr untergeordnete Rolle. Insgesamt werden im kommenden Jahr weltweit 350 Millionen Mediennutzer 680 Millionen Online-Abonnements abgeschlossen haben; News-Angebote verzeichnen dagegen nur rund 20 Millionen Abonnenten. «„Dieser Trend stellt die traditionellen Medienhäuser vor riesige Herausforderungen: Die Konzentration der Medienlandschaft in der Schweiz wird rasch voranschreiten und der Kampf um die zahlungswilligen Nachrichtenleser intensiviert sich. Die Schweizer Medienhäuser müssen im Online-Bereich künftig enger zusammenarbeiten», so Bjørnar Jensen, Managing Partner Consulting und Leiter TMT bei Deloitte Schweiz.

Augmented Reality vor dem Durchbruch
Bei Augmented Reality (AR) wird die echte Umgebung auf dem Smartphone-Bildschirm von digitalen Bildern und Informationen überlagert. 2018 wird für die künftige Entwicklung ein entscheidendes Jahr: Die Zahl AR-optimierter Smartphones steigt stark und die Inhalte werden zunehmend fotorealistisch. Content-Anbieter präsentieren neue AR-Apps, mit denen sie 2018 voraussichtlich weltweit einen Umsatz von rund 100 Millionen US-Dollar generieren werden. Der Mehrwert für das Smartphone-Ökosystem liegt jedoch ungleich höher: AR wird in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Treiber für Gerätenutzung, Smartphone-Verkäufe und App-Downloads.

«Augmented Reality ist nicht zuletzt aufgrund der immer besseren Darstellungsqualität einer der Top-Trends der Industrie. Das zeigt sich auch beim Programm der weltgrössten Messe für Unterhaltungselektronik CES in Las Vegas, die im Januar stattfindet», sagt Bjørnar Jensen. Mit AR lassen sich Produkte visuell im Raum darstellen – besonders bei grösseren Gegenständen wie etwa Möbeln kann das sehr hilfreich sein. Kunden können mithilfe von Augmented Reality Produkte in ihre persönlichen Räume oder an ihren Körper projizieren. «Schweizer Möbelhäuser und Uhrenhersteller wenden diese Technik bereits erfolgreich an. AR ist auch für produzierende Schweizer Unternehmen wichtig, um sich in Distribution und Vermarktung von der Konkurrenz abzuheben. Die Technologie kann auch bei der eigentlichen Herstellung eingesetzt werden und zu Effizienzsteigerungen führen», erklärt Bjørnar Jensen. Bis auf weiteres bleiben aber Games wie Pokémon Go oder Ingress das wichtigste Zugpferd für AR-Anwendungen.

Maschinen lernen aus Erfahrung
Auch die künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence) steht 2018 vor wesentlichen Fortschritten. Der Fokus liegt vor allem auf neuer Chip-Technologie, die stromsparender arbeitet und dabei deutlich leistungsfähiger und flexibler ist. Dadurch werden entsprechende Anwendungen signifikant schneller und viele Unternehmen verstärken ihr Engagement. Gegenüber 2017 wird sich gemäss den Prognosen von Deloitte die Zahl von KI-Projekten weltweit verdoppeln.

Zum wesentlichen Entwicklungstreiber im Bereich der künstlichen Intelligenz zählt im Jahr 2018 Machine-Learning. Dieses ermöglicht Systemen und Algorithmen, aus Erfahrung automatisiert zu lernen und sich ohne zusätzliche Programmierung selbstständig zu verbessern. Zwei Drittel der Smartphone-Besitzer in den Industrieländern benutzen aktiv eine App, die auf Machine Learning basiert; am beliebtesten ist die automatische Texterkennung.

Schweiz gut positioniert
Machine Learning ermöglicht eine verstärkte Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen: Das Kundenerlebnis wird verbessert, indem Entscheidungen und Auswahlmöglichkeiten basierend auf den erlernten Präferenzen und dem Verhalten der Nutzer erleichtert werden. «Da die Anzahl kompatibler Smartphones weiter steigt, wird die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz in den kommenden Jahren ein Wachstumstreiber bleiben», ergänzt Bjørnar Jensen.

«Die Schweiz ist im globalen Standortwettbewerb für künstliche Intelligenz und Machine Learning sehr gut positioniert. Die Verantwortlichen in Unternehmen und bei den Behörden haben die technologischen Verwerfungen der vierten industriellen Revolution recht gut vorausgesehen. Der Entscheid von Google, ein entsprechendes Forschungszentrum in Zürich auszubauen, ist kein Zufall. Die Schweizer Wirtschaft kann diese Technologien sehr nutzbringend anwenden, zum Beispiel in der sich in einem Übergangsstadium befindlichen Finanzindustrie und für Effizienzgewinne in der Life-Sciences-Branche», so Bjørnar Jensen. (Deloitte/mc/ps)

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