IHAG-Kommentar: Rückblick 2017 besser als erwartet

IHAG-Kommentar: Rückblick 2017 besser als erwartet

Zürich – Rückblick 2017: Vor einem Jahr war der Ausblick für 2017 verhalten positiv. Nach einer achtjährigen Hausse sahen wir die Aktienmärkte in einem reifen Stadium, gestützt von den Notenbanken. Ein Boom mit darauf folgender Rezession war nicht auszumachen. Die Konjunktur sollte sich in allen Regionen moderat verbessern. Unsicherheiten gab es in Form von zunehmendem Protektionismus, mit Fokus auf die USA unter dem neuen Präsidenten Trump, diverse Wahlen in Europa mit erstarkten populistischen Politikern, wie Le Pen in Frankreich.

Es kam besser als erwartet. An Trumps Twitter Tiraden gewöhnte man sich. Chinas Machthaber Xi Jinping festigte seine innere Position und gab sich gegenüber den Sticheleien von Trump gelassen. Mit Macron siegte in Frankreich ein junger pro-europäischer Politiker und auch in Holland sowie Österreich kam es zu keinen Verwerfungen.

Somit fielen diverse Unsicherheitsfaktoren weg und die Firmen rapportierten meist steigende Gewinne. Damit wurde die Stimmung an den Aktienmärkten zunehmend positiv und die Indizes (DAX, Euro Stoxx 50, SMI) kletterten bis Mitte Mai in Europa bereits über 10%. Von Mai bis anfangs September gaben der DAX und der Euro Stoxx50 die Hälfte des Anstiegs preis, der SMI konnte sich halten. Ein wichtiger Faktor waren die Währungen, wo sich der erstarkende Euro negativ auf die Gewinnentwicklung der europäischen Firmen auswirkte. Mit anhaltend guten Ausblicken bei den Halbjahresabschlüssen der Unternehmen und einer sich abzeichnenden weiteren Amtsperiode der berechenbaren Kanzlerin Merkel in Deutschland, erholten sich die europäischen Aktien wieder. Der DAX kletterte 2017 immerhin 12.5% und setzte sich vor die 9.7% des Euro Stoxx 50 (inklusive Dividenden).

Die Überraschung des Jahres 2017 war die Stärke und unbeirrte Stetigkeit der US-Börsen. Die Volatilität (Kosten der Kursabsicherung) sank und verharrte auf tiefem Niveau, es gab kaum einen Tag mit Kursrückschlägen von mehr als 1% im S&P500. Auch Störfeuer in Form von Trumps möglichen Verbindungen nach Russland bei den Wahlen oder diverse Raketentests von Nordkorea bewirkten keine Korrekturen in den USA. Das Ausbleiben einer grösseren Korrektur war ungewohnt und hat bisher erfolgreiches Market Timing im 2017 erschwert. Man hätte immer voll in Aktien inverstiert sein sollen. Noch eindrücklicher entwickelten sich die schwergewichtigen Technologieaktien. Der NASDAQ konnte im 2017 nämlich mit plus 29.7% den S&P500 mit 21.8% klar distanzieren, beide Indices inklusive Divdiende. Der SMI (Total Return) entwickelte sich mit +17.9% ebenfalls sehr erfreulich, wurde aber vom SPI Small&Midcap Index mit +29.7% abgehängt.

Die Stärke des Euro wurde so nicht erwartet. Die meisten Auguren setzten nämlich wegen den erwarteten Zinserhöhungen des FED und der gut laufenden Konjunktur in den USA auf den Dollar und kaum auf den Euro. Der handelsgewichtete Dollar (DXY) gab stetig nach und verlor über 12 Monate rund 10%. Musste anfangs Jahr für einen EUR noch rund 1.05 Dollar bezahlt werden, so kletterte der EUR/USD bis September auf 1.20. Nach einer Konsolidierung bis unter 1.16 im November nahm der Kurs wieder Anlauf und endete im Dezember bei 1.20. Der USD/CHF sank bis im September von 1.02 bis auf 0.94, erholte sich dann aber auf knapp 0.98. Zum Euro schwächte sich der CHF fast 10 Rappen ab, nämlich von 1.07 auf 1.17. Dies erfreute die SNB, welche massive Gewinne ausweisen konnte, und die Exporteure sowie die Wirtschaft sahen einen positiven Effekt. Am Rande sei vermerkt, dass der chinesiche Yuan zum Dollar 6% erstarkte. Insgesamt lief es bei den Währungen ganz im Sinne von Donald Trump, welcher Amerika besser in der globalen Produktion positionieren will.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA verharrten im Jahresvergleich bei rund 2.5%. Die dreimalige Zinserhöhung des FED unter der umsichtigen Leitung von Frau Yellen wurde gut weggesteckt, da sie vorgängig relativ klar angezeigt worden waren. Allerdings kam es trotz diesen Zinsschritten und der sinkenden Arbeitslosigkeit bis zum September zu einem Rückgang auf bis 2.0% und steigenden Treasuries, was auch angesichts der haussierenden Aktien erstaunte. Liquidität musste angesichts des Niedrigzinsumfeldes unter allen Umständen angelegt werden und die moderate Inflation (Lohnkosten) reduzierte die Attraktivität der Bonds kaum. In Europa pendelte die Rendite im zehnjährigen Bund in einem Band zwischen 0.20% (Januar) bis 0.60% (Juli) und schloss im Dezember in der Mitte bei 0.43%. Ein ähnliches Bild in der Schweiz, mit einem Band zu Beginn bei -0.20% bis leicht über Null im Juli und Jahresende bei -0.13%. Generell konnte mit leicht steigenden Zinsen im kurzen Bereich eine Verflachung der Zinskurven beobachtet werden.

Nachdem der Goldpreis im 4. Quartal 2016 von Dollar 1350 pro Unze bis auf Dollar 1150 eingebrochen war, setzte er bis im Juni zu einer Erholung an, welche bis in die Region von Dollar 1300 führte. Nach dem Rücksetzer bis Dollar 1212 pro Unze per Juli, kam es im Rahmen der geopolitischen Unsicherheit um die nordkoreanischen Raketentests zu einer Rally bis Dollar 1365 per anfangs September, mit anschliessend scharfer Korrektur und mehrwöchiger Konsolidierung um Dollar 1300. Mit der besseren Stimmung an den Aktienmärkten schwächte sich die Nachfrage ab und der Preis glitt bis auf Dollar 1235 zurück, mit einem versöhnlichen Jahresschlusskurs bei Dollar 1303 pro Unze. In der etwas längeren Optik lässt sich ein Seitwärtskanal zwischen grob Dollar 1200 und Dollar 1300 erkennen, welcher wohl noch etwas Bestand haben dürfte.

Der Ölpreis wurde beeinflusst durch Treffen der OPEC und dem erweiterten Kreis inklusive Russland. Nach einer mehrwöchigen Konsolidierung Dollar USD 58 pro Fass Brent zu Beginn des Jahres, sank der Preis bis auf Dollar 45. Es war unklar, wie schnell die Shale Oil Produzenten in den USA mit ihren sinkenden Förderkosten das Angebot erhöhen und damit die Förderreduktion der OPEC kompensieren könnten. Tatsächlich kletterte der Preis danach bis zum Jahresende um ca. Dollar 20 auf Dollar 66 pro Barrel Brent. Als Gründe wurden die Fortführung der Produktionsdrosselung der OPEC und die gute globale Konjunktur aufgeführt.

Ausblick 2018:
Der aktuelle Konjunkturzyklus hat ein reifes Stadium erreicht. Die wichtigsten Volkswirtschaften befinden sich auf einem synchronen Wachstumspfad. Es gibt kaum Anzeichen für eine Abschwächung, obwohl der laufende Zyklus 2018 bereits ins zehnte Jahr seit der Rezession 2009 kommt. Die Erholung war moderater als in früheren Wirtschaftszyklen, weshalb es länger dauern könnte, bis der Zenit erreicht ist. Die Einkaufsmanagerindices (PMI) und weitere vorlaufende Indikatoren belegen den weltweit robusten Aufschwung. Ein wichtiger Faktor ist die geringe Inflation, v.a. bei den Löhnen, was wiederum via tiefen Zinsen ein gutes Umfeld für die Unternehmen bietet.

Sowohl die Prognosen für die Unternehmensgewinne als auch die BIP der G7 Staaten klettern zum ersten Mal seit Jahren. Bisher mussten die anfangs Jahr zu hohen Prognosen jeweils gekürzt werden. Die erwartete Gewinnsteigerung für europäische Aktien betrug seit 2011 anfangs Jahr jeweils ca. 12%, sank aber im Laufe des Jahres bis auf Null oder darunter. 2017 war dies anders und die Gewinne dürften tatsächlich zweistellig gewachsen sein. Für 2018 wird 8% prognostiziert, leicht gebremst durch den starken Euro. In den USA hilft die Steuersenkung per 1.Januar zusätzlich. Die Dividendenrenditen sind mit 2% (S&P500) bis 3.5% (Stoxx50) ansprechend und auch im historischen Vergleich gut, weil die Unternehmen meist gesunde Bilanzen bei guter Cashgenerierung aufweisen, was erhöhte Ausschüttungsquoten erlaubt. Zudem bleibt das Umfeld für Übernahmen gut, denn trotz hoher Bewertung wirken diese wegen der tiefen Finanzierungskosten meist in kurzer Zeit gewinnsteigernd.

Aktien bleiben aus dieser Sicht ohne Alternative. Auch mit moderat steigenden Zinsen ändert die relative Attraktivität trotz gestiegener Bewertung wenig. Oft wird auf die P/E-Expansion hingewiesen. Gemäss unserer Datenquelle (Marketwatch, Tabelle Aktienmärkte) ist das P/E im S&P 500 seit einem Jahr von 17.3x auf 18.5x gestiegen, somit um 7%, und beim SMI erhöhte sich das P/E um 5% von 16.6x auf 17.5x. Der Stoxx50 blieb bei 15.0x und der DAX bei nur 13.4x, bei einer Performance von 10% respektive 12.5%. Somit ist die sehr gute Jahresperformance mehrheitlich durch die Gewinnsteigerung getragen.

Jede Schönwetterphase endet einmal. Beobachtet werden müssen wie immer die vorauslaufende Indikatoren sowie Inflation, Zinsen und die Arbeitslosenrate. Wir sind in einem fortgeschrittenen Börsenzyklus, aber noch nicht beim Zenit. Aufgrund des guten Momentums der Konjunktur und der Gewinne sehen wir eine ähnliche Ausgangslage wie vor einem Jahr und erwarten im Hauptszenario bei Aktien ein generelles Performancepotential von rund 10%, mit starker Überzeugung fürs erste Semester. Es ist noch nicht Zeit für defensive Werte. Im Vordergrund sehen wir zyklische Werte wie Banken, Industrie, und gewisse Technologiewerte. Aktien in den Themen Growth und Momentum werden bei Erfüllung der Gewinnerwartungen weiter steigen. (IHAG/mc)

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