Pipilotti Rist mit erfolgreicher Ausstellung in Sydney

Pipilotti Rist mit erfolgreicher Ausstellung in Sydney
Pipilotti Rist's Ausstellung „Sip my Ocean“ in Sydney (Bild: MCA)

Sydney – Die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist hat im Museum für Zeitgenössische Kunst (MCA) in Sydney sämtliche Besucherrekorde gebrochen. Mit ihrer Ausstellung „Sip my Ocean“ brachte sie das MCA zeitweise sogar an seine Kapazitätsgrenzen.

Die Menschenschlangen werden jedem Besucher neben den Kunstobjekten im Gedächtnis bleiben. Sie zierten jeden Tag nicht nur den Kassenbereich des Museums für Zeitgenössische Kunst MCA in Sydney. Sondern sie bildeten sich auch vor fast jedem Ausstellungsraum und erneut vor zahlreichen Ausstellungsstücken beziehungsweise vor den Videoinstallationen.

All die Menschenmassen strömten die vergangenen Wochen ins MCA im Zentrum der australischen Metropole Sydney, um eine Ausstellung der in Zürich domizilierten Künstlerin Pipilotti Rist zu sehen. Von Jung bis Alt, von Tourist bis Einheimischen, von Student bis Multimillionär eilten förmlich alle in die Pipilotti-Ausstellung und die Direktorin des MCA, Elizabeth Ann Macgregor, kann den Erfolg mit der Ausstellung noch gar nicht so richtig fassen.

Vom Geheimtipp zum Publikumsmagneten
Die Wahl von Pipilotti Rist für die diesjährige Ausstellung während der australischen Sommermonate sei ein Risiko gewesen, sagte sie im Interview mit der Nachrichtenagentur SDA. Breite Teile der Öffentlichkeit hätten die Schweizer Künstlerin vor Beginn der Sonderausstellung überhaupt nicht gekannt. Pipilotti Rist sei nur ein Begriff innerhalb der Kunstwelt gewesen.

Dennoch setzte das MCA auf die Kunstschaffende aus der Schweiz für die Sommer-Exposition und es kann sich über positive Resonanz nicht beklagen. Laut Macgregor merkte das Museum am anderen Ende der Welt gleich nach Ausstellungsbeginn im vergangenen November, dass Pipilotti Rist ein Publikumsmagnet werden würde. Viel mehr Besucher als in den Vorjahren drängten sofort in die Ausstellungshallen. Die Museumsdirektorin betont dabei, dass sich selbst frühere Sonderausstellungen mit bekannten Namen wie Yoko Ono oder Anish Kapoor beschäftigten und hohe Anziehungskraft besassen.

Das Museum musste dann Massnahmen ergreifen, um die Besuchermassen bei der Pipilotti-Exposition bewältigen zu können. So verlängerte es seine Öffnungszeiten für die Sonderausstellung – zusätzliche Tage und Besichtigungsmöglichkeiten am späteren Abend sollten es richten. Doch es half nichts – im Gegenteil, die Attraktivität der Pipilotti-Ausstellung zog immer mehr Besucher an.

Zutrittsbeschränkungen und Selfie-Verbot
Als weitere Massnahme limitierte das MCA erstmals in seiner Geschichte zu Stosszeiten die Zahl der Zutritte und erliess zu bestimmten Zeiten ein Selfie-Verbot, damit sich die Besucher nicht so lange in den Ausstellungsräumen aufhielten. Sogar völlig smartphone-freie Besichtigungszeiten legte das Museum für Zeitgenössische Kunst in Sydney erstmals in seiner Geschichte für die Pipilotti-Ausstellung fest. Doch auch dieser Schuss ging förmlich nach hinten los, denn viele Besucher fanden Gefallen an der Situation, die Installationen und Ausstellungsstücke ohne störende Fotoaufnahmen zu geniessen. Und daher gab es wieder und wieder Menschenschlangen.

Was trug zu dem unglaublichen Erfolg der Schweizer Künstlerin in Sydney bei? Auf diese Frage nennt Museumsdirektorin Macgregor drei Hauptgründe. Erstens haben die Sozialen Medien diesmal eine grosse Rolle gespielt. Zahlreiche Besucher seien mit Fotos von Instagram in das Museum gekommen und hätten gezielt nach Kunstobjekten von Pipilotti Rist gefragt. Mit Facebook und Co. gelangten eben Empfehlungen an Hunderte Personen. Früher seien es kaum mehr als zwei oder drei Weiterempfehlungen je Besucher gewesen. Zudem war der Hashtag #pipilottirist extrem populär.

Eigensinn und spezielle Herangehensweise
Zweitens spielt laut Macgregor die ungewöhnliche Person von Pipilotti Rist und ihre spezielle Kunst für den Erfolg eine Rolle. So stelle sie komplexe Themen sehr einfach, mit guten Ideen und extrem farbenfroh dar. Die Besucher seien zudem Teil der Ausstellung, was enorm positiv wirkte. So konnten Besucher etwa Filmsequenzen über Tastaturen selbst aussuchen. Obendrein lud Rist mit Sofas und Betten die Besucher zum Verweilen und Geniessen der Videovorführungen förmlich ein.

Pipilotti wählte zudem bei der Ausstellungseröffnung einen ganz eigenen Ansatz. Normalerweise kämen Sponsoren und Medien zuerst in den Genuss, die Kunstobjekte zu betrachten. Doch die Schweizer Künstlerin habe darauf bestanden, dass zunächst Kinder ihre Darbietungen betrachten durften. Die Kinder steckten dann ihre Eltern mit deren Begeisterung an.

Asiaten und Sexualität
Und drittens sei auch der Einfluss von Sydney als Stadt auf die Attraktivität dieser Ausstellung beachtlich gewesen. So seien sehr viele Besucher aus Asien in die Ausstellungshallen gekommen, da sie sich hier – anders als in ihren Heimatländern – öffentlich über Frauenthemen oder über Körperformen austauschen konnten, erklärte die Museumsdirektorin.

Zusammenfassend ist der Erfolg von Pipilotti Rist in Sydney überwältigend. Die Besucher stehen Schlange und dies, obwohl es die einzige Ausstellung im MCA ist, für die überhaupt ein Eintrittsgeld gezahlt werden muss. Wie viele Besucher tatsächlich mehr als in den Vorjahren zu der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Pipilotti-Ausstellung gekommen sind, will die Direktorin zwar nicht vor Bekanntgabe der offiziellen Statistik durch die Tourismusbehörde verraten. Sie geht aber von einem Plus um die 20 bis 30 Prozent aus.

Für den kommenden Sommer werde es daher schwierig, wieder so einen Publikumsmagneten zu finden, um die Besucherzahlen erneut zu übertreffen, erklärt Macgregor mit einem Lächeln. Allerdings will die Museumsdirektorin in jedem Fall auf eine bessere Raumaufteilung und eine optimierte Führung der Besucherströme achten, damit es nicht wieder überall solche Menschenschlangen gibt. (Volksblatt.li/mc/hfu)

Pipilotti Rist im MCA in Sydney

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