Thomas Suter, CEO QCAM, im Interview

Thomas Suter, CEO QCAM, im Interview
QCAM-CEO Thomas Suter. (Foto: pd)

Von Helmuth Fuchs

Herr Suter, das Börsenjahr 2017 hat sich trotz politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten und entgegen den Prognosen vieler Experten prächtig entwickelt und vor allem in den USA für neue Rekorde gesorgt. Alles im grünen Bereich?

Thomas Suter: In der Tat war die Entwicklung entgegen den Erwartungen vieler Experten sehr erfreulich. Die Weltwirtschaft hat sich weiter stabilisiert und die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum hat die meisten Beobachter überrascht. Selbst der jahrelange Problemfall Griechenland scheint sich endlich zu normalisieren. Auf der anderen Seite sind keine besorgniserregenden inflationären Tendenzen zu beobachten, welche abrupte Zinserhöhungen erforderlich machen würden, die wiederum das Wirtschaftswachstum abwürgen könnten. Selbst geopolitische Problemfelder wie das Säbelrasseln zwischen den USA und Nordkorea oder das Tauziehen zwischen Grossbritannien und dem Euroland im Zusammenhang mit dem Brexit scheinen die Märkte kaum zu belasten. Auch die monatelange Ungewissheit nach den Wahlen in Deutschland hat weder zu einer politischen Krise in Deutschland noch zu irgendwelchen Ansteckungseffekten an den Finanzmärkten geführt.

«Schlussendlich dürfte die beschlossene Steuerreform in den USA wie ein Katalysator für weiteres globales Wirtschaftswachstum und Rekordstände an den Börsen wirken.» Thomas Suter, CEO QCAM

Ein weiterer Grund dieser Stabilität liegt sicherlich auch in der Gesundung des globalen Finanzsystems zehn Jahr nach Ausbruch der Finanzkrise. Die grossen Banken schreiben wieder Gewinne und das schafft bei allen Marktteilnehmern Vertrauen. Schlussendlich dürfte die beschlossene Steuerreform in den USA wie ein Katalysator für weiteres globales Wirtschaftswachstum und Rekordstände an den Börsen wirken. Alles heile Welt? Trotz solider Fundamentaldaten sollten wir nicht blauäugig sein und Vorsicht walten lassen. Die jüngsten Kurseinbrüche bei Bitcoin und an den Weltbörsen erinnern uns daran, wie abrupt sich ein Boom in eine Abwärtsbewegung drehen und Werte vernichten kann.

Die Tiefzinsphase scheint trotz der sich erholenden Wirtschaftslage noch einige Zeit Bestand zu haben. Wann erwarten Sie eine Änderung und wie können Anleger auch in dieser Konstellation vernünftige Renditen erzielen?

Mit Fortsetzung des globalen Wirtschaftswachstums und sich abzeichnenden inflationären Tendenzen werden auch die noch verbleibenden Notenbanken nicht umhin kommen, früher oder später die Zinsen anzuheben. Sie werden dies in moderaten Schritten tun, um einen Zinsschock tunlichst zu vermeiden. Damit verbunden wird auch die Zeit des „Quantitative Easing“ zu Ende gehen. Bei all dem Wehklagen muss man auch sehen, dass die hartnäckig anhaltende Zinsbaisse zu Anpassungen der Renditeerwartungen der Investoren und zu einem neuen Realismus geführt hat. Zudem haben sich mehr und mehr institutionelle Investoren nach Alternativen zu klassischen Anlagen wie Festgeld oder Obligationen orientiert. Anlagen in Immobilien, Infrastrukturprojekte freuen sich wachsender Beliebtheit. Diese Veränderungen im Anlageverhalten haben auch zu Innovationen auf Seiten der Finanzdienstleister geführt.

Eine andere Stellschraube, um die Nettorendite von Investments zu verbessern, ist die Kostenseite. Im Währungsbereich ist dies eine unserer Stärken. Gerade bei grösseren Fremdwährungstransaktionen haben schon kleinere Differenzen bei den Preiskonditionen grosse Auswirkungen auf die Kosten und somit die Erträge. Mit dem im Juli 2014 in Kooperation mit der Zürcher Kantonalbank lancierten FX Best Execution-Angebot beispielsweise, mit dem wir unseren Kunden ein einzigartiges Währungsmanagement und eine unabhängige Lösung für eine transparente Ausführung von Devisengeschäften bieten, konnten wir für unsere Kunden schon Kosteneinsparungen in Millionenhöhe erzielen.

In der aktuell anspruchsvollen Börsensituation gewinnen Währungen sowohl aus Rendite- wie auch Risikomanagement-Sicht an Attraktivität. Wie können Währungen über die bekannten spekulativen Ansätze hinaus in eine ausgewogene Anlagestrategie eingebunden werden?

Eine hohe Volatilität an den Währungsmärkten war in der Vergangenheit oftmals der Treiber von Renditen, welche aber auch mit entsprechenden Risiken einhergingen. Wichtig ist es, diese Rendite-Risiken-Abwägungen einer Systematik zu unterstellen. Mit QCAM Currency Overlay bieten wir hier einen strategischen und systematischen Ansatz mit einer passiven und aktiven Ausprägung an. Während das passive Currency Overlay auf die Absicherung eines Portfolios gegen Währungsschwankungen fokussiert, setzen Investoren das aktive Management vermehrt zu Erwirtschaftung zusätzlicher Renditen ein.

«Lange Zeit waren Währungstransaktionskosten punkto Kosten eine Black Box – und noch immer gibt es im Markt Defizite bei der Transparenz und der Unabhängigkeit der Marktteilnehmer.»

Mit einem prozessorientierten Ansatz zielt unser Währungsmanagement darauf ab, Potentiale voll auszuschöpfen, ohne dabei bei jedem Prozessschritt die Risiken ausser Acht zu lassen. Nach einer detaillierten Risiko-Analyse erfolgt die Umsetzung der gewählten Strategie, die laufend über ein Monitoring die Einhaltung von spezifischen Risikoparametern berücksichtigt. Im Reporting erhalten Kunden auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Performance-Auswertungen. Gerade für institutionelle Investoren von Bedeutung ist, dass unsere internen Risikomanagement-Prozesse FINMA reguliert sind. Im dynamisch wachsenden Currency Overlay-Segment haben wir uns in den letzten beiden Jahren mit weiteren Experten verstärkt und auch in 2017 auf internationalen Fachveranstaltungen Präsenz markiert.

Nebst den inhärenten Währungs- und Kursrisiken kommen im FX-Geschäft noch die oftmals sehr schwer zu durchschaubaren Transaktionskosten dazu. Wie können Sie Ihre Kunden dabei unterstützen, dass nach Abrechung aller Kosten noch eine Rendite übrig bleibt?

Lange Zeit waren Währungstransaktionskosten punkto Kosten eine Black Box – und noch immer gibt es im Markt Defizite bei der Transparenz und der Unabhängigkeit der Marktteilnehmer. Im Sinne unserer gelebten Werte „transparent“ „unabhängig“ und „integer“ setzen wir uns beispielsweise mit einer Transaktionskostenanalyse für das optimale Ergebnis für unsere Kunden ein.  Wir bieten unseren Kunden eine Reihe von Vorteilen – von der Kostentransparenz für Währungstransaktionen, dem Aufzeigen von Einsparpotentialen bis hin zur Validierung aktueller FX Execution-Setups. Mit dem schon erwähnten FX Best Execution-Offering in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank sind wir in der Lage, auch mittelgrossen Kunden ein kosteneffizientes FX Prime Brokerage und eine attraktive Lösung aus einer Hand anzubieten. Dabei erhalten unsere Kunden Zugriff auf eine Anzahl von Banken als Handelspartner, das daraus resultierende Gegenparteirisiko wird von der Zürcher Kantonalbank übernommen, welche für den Kunden die einzige Gegenpartei ist. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Aufsetzung eines optimalen Multibank-Setups und führen ihre FX-Transaktionen transparent, unabhängig und in ihrem besten Interesse aus.

2017 war auch das Jahr der Kryptowährungen. Eine Explosion an neuen Tokens und ein unglaublicher Kursanstieg bei Bitcoin. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, welchen Einfluss haben Kryptowährungen auf Ihr Angebot?

Mich erinnert diese Entwicklung an den Dotcom-Hype Anfang des Jahrtausends. Auch damals lag dem exorbitanten Kurs-Wachstum mit dem Internet eine neue Technologie zugrunde. Befeuert wurden die Kurse aber durch Spekulation, was mit dem Platzen der Dotcom-Blase in einem bösen Erwachen und gigantischen Verlusten resultierte. Unzählige Unternehmen sind von der Bildfläche verschwunden, übrig geblieben sind die „Googles“ und „Amazons“, welche den Markt dominieren. In diesem Zusammenhang gilt es zwischen der Blockchain-Technologie, die heute schon in verschiedenen Bereichen genutzt wird beziehungsweise bald zum Einsatz kommen wird, und den mit dieser neuen Technologie in Verbindung stehenden Kryptowährungen zu unterscheiden. Wie letztere sich weiterentwickeln werden, steht meiner Meinung nach noch sehr in den Sternen. Persönlich stehe ich der gesamten Thematik eher skeptisch gegenüber.

Sie bieten Ihren Kunden seit 2017 einen WhatsApp-Dienst an (FX NOW!), bei welchem Mitteilungen persönlich von den QCAM FX-Experten an die Kunden geschickt werden. Wie ist dieser Dienst angekommen, welche weiteren Innovationen haben Sie in Entwicklung?

Neben dem FX Day – einer exklusiven Veranstaltung, bei der unsere Kunden profunde Informationen und insights zu aktuellen FX-Themen und Spezialgebieten wir Currency Overlay erhielten – hatten wir in 2017 mit FX NOW! eine technologiebasierte und kostenlose Innovation mit dem Ziel lanciert, den Nutzern selbst angesichts der Fülle von Informationsangeboten einen Informationsvorsprung zu verschaffen. Dieser Neuerung lag folgende Überlegungen zugrunde: Angesichts der hohen Dynamik in den Märkten können topaktuelle Infos, minutengerechte Nachrichten und exklusive Einschätzungen von Experten für Anlageentscheidungen ausschlaggebend sein. Mit unseren WhatsApp-Service erhalten Abonnenten persönlich relevante Informationen von unseren QCAM FX-Experten, die am Puls des Marktes arbeiten. Eine User-Befragung, die wir ein paar Monate nach der Lancierung durchgeführt hatten, bestätigte den hohen praktischen Nutzen des Services im Hinblick auf die täglichen Investmententscheidungen.

«Mit unseren WhatsApp-Service erhalten Abonnenten persönlich relevante Informationen von unseren QCAM FX-Experten.»

Um unserer Positionierung als führender Anbieter im Währungs- und Asset Management gerecht zu werden, arbeiten wir ständig an weiteren Innovationen. So werden wir im ersten Quartal 2018 unter dem Motto „FX-Expertise für NGOs – den Erfolg einer guten Sache steigern“ ein neues, auf die spezifischen Bedürfnisse von Nichtregierungsorganisationen (NGOs)  zugeschnittenes Angebot lancieren. Im Zuge der Globalisierung und der konzertierten Bekämpfung gemeinsamer Probleme beispielsweise in den Bereichen Umwelt- und Sozialstandards, Menschenrechte, Entwicklungspolitik, Korruptionsbekämpfung oder Klimawandel sind Anzahl und Bedeutung von NGOs in den letzten Jahren stark gewachsen. Damit verbunden nehmen auch die Anforderungen von Spendern und anderen Stakeholdern gegenüber NGOs hinsichtlich des effektiven Einsatzes der finanziellen Mittel, Transparenz und Governance zu.  NGOs handeln von Natur aus nicht gewinnorientiert und legen ihr Augenmerk auf die Erfüllung ihres spezifischen Auftrags. Für ein professionelles Management der anvertrauten Gelder fehlen vor allem bei kleineren und mittelgrossen Organisationen die erforderlichen Kapazitäten und Expertise. Mit unserer Expertise und Erfahrungen können wir wertvolle Unterstützung leisten.

Im Fintech-Bereich wird vor allem Robo-Advisors eine blühende Zukunft vorausgesagt. Welchen Stellenwert hat dieser Ansatz in Ihrem Umfeld, wo sehen Sie in Zukunft die grössten Erfolgschancen für Unternehmen wie QCAM?

Keine Frage: Digitalisierung und künstliche Intelligenz beeinflussen in zunehmenden Masse auch die FX-Branche, jedoch sehe ich den Einsatz in unserem Fall noch beschränkt auf wenige Bereiche – und sicherlich noch nicht im Beratungsbereich. Wir entwickeln für unsere Kunden massgeschneiderte Strategien im Bereich Währungsmanagement, wobei der persönliche, regelmässige Kontakt zwischen unseren FX-Experten und den Kunden die Grundlage für eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit bildet. Hingegen bieten für die Unterstützung unserer Beratungsleistung Fintech-Lösungen schon heute einen Mehrwert, beispielsweise in den Bereichen Research und Analysen. Dass Artificial Intelligence alleine, also ohne die menschliche Einschätzung als Korrektiv, zu schwerwiegenden Fehleinschätzungen kommen kann, zeigt der Fall der Wells Fargo & Co. Aktien Research Abteilung. Aiera – Artificially Intelligence Equity Research – hatte tausende Artikel über die russische Einflussnahme auf die US Präsidentschaftswahlen über Facebook-Inserate analysiert, was in einer Empfehlung zum Verkauf der Aktie resultierte. Die Facebook-Aktie stieg aber weiter an. Wer der Empfehlung von Aiera folgte, musste bittere Verluste beziehungsweise entgangene Gewinne verschmerzen.

Nach der Wachstumsphase der letzten beiden Jahre, welche Ziele haben Sie sich für 2018 gesetzt, was werden die wichtigsten Projekte sein?

Wir wollen in den kommenden Jahren unser Wachstum weiter fortsetzen. Mit der Gewinnung von FX-Experten, dem Ausbau des Angebots sowie der Infrastruktur haben wir die Grundlage dafür gelegt. Unser Fokus liegt darauf, für institutionelle und private Investoren in der Schweiz und international unsere Positionierung im Bereich Currency Asset Management in Form von Produkten und Dienstleistungen erlebbar zu machen. Wir sehen grosse Potentiale, über unsere diversen Angebote und Beratungen einen Mehrwert zu erbringen.

«Wir wollen in den kommenden Jahren unser Wachstum weiter fortsetzen.»

Welche politischen und wirtschaftlichen Themen werden aus Ihrer Sicht den entscheidendsten Einfluss auf das Währungsgeschäft haben, wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im kommenden Jahr?

Die Wirtschaft scheint in einer viel besseren Verfassung zu sein als die Politik. Die momentane relative Immunität der Wirtschaft von politischen Entwicklungen kann aber schnell der Vergangenheit angehören. Der USA-Nordkorea-Konflikt und der vor allem von den USA geförderte wirtschaftliche Protektionismus bergen Gefahren für die auf internationalen Handelsverkehr ausgelegte Weltwirtschaft. Die Nationen wie die USA schieben einen gigantischen Schuldenberg vor sich hin ohne zu wissen, wie sie diesen jemals abbauen wollen. Ungelöste Probleme wie die Altersvorsorge in westlichen Industrieländern sowie demographische Ungleichgewichte bedrohen das langfristige Wachstum. Kurzum, wir haben viele ungelöste Probleme, die aber irgendwann gelöst werden müssen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Ich wünsche mir, dass sich die Schweiz im dynamisch sich verändernden geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld weiter so gut schlägt und punkto Wettbewerbsfähigkeit ihren weltweiten Spitzenplatz behaupten kann. Ein Herzenswunsch, schon eher ein Traum, der entgegen den Wettvorhersagen in Erfüllung gehen soll: Die Schweiz wird 2018 Fussballweltmeister.

Der Gesprächspartner:
QCAM CEO Thomas Suter ist ein erfahrener Investmentspezialist, der seit über 20 Jahren am Puls der Währungs- und Finanzmärkte arbeitet. Seit Gründung im 2005 im Dienste des Unternehmens, steht Thomas Suter für Erfahrung und Kontinuität.

Neben der Schweiz sind London und Mailand weitere Stationen seiner internationalen Karriere. Der weltoffene Schweizer arbeitete in diversen leitenden Funktionen, wie beispielsweise bei der UBS Investment Bank im Bereich Derivatehandel und Risikomanagement. Sein theoretisches Rüstzeug erwarb sich Thomas Suter unter anderem mit einem MBA der Strathclyde Universität Glasgow, einem Zertifikat als Swiss and International Investment Analyst (AZEK/CIIA) und als Absolvent des Swiss Banking School’s Executive Program. Der Familienvater und begeisterte Freizeitsportler weiss: „Im Geschäft wie beim Sport ist Performance zentral. Nachhaltig kommt diese aber nur durch Vertrauen zustande. Das Team macht den Unterschied”.

Das Unternehmen:
QCAM Currency Asset Management AG, der unabhängige, auf Währungsthemen spezialisierte Asset Manager mit Sitz in Zug, bietet Kunden eine massgeschneiderte und persönliche Betreuung im Währungs- und Asset Management. Das Unternehmen unterliegt der Regulierungsaufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA und der U.S. Securities and Exchange Commission SEC. Weitere Informationen: www.q-cam.com

 

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