Huber+Suhner verdient 2017 deutlich weniger

Huber+Suhner verdient 2017 deutlich weniger
Urs Ryffel, CEO Huber+Suhner. (Foto: H+S)

Herisau – Nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr will der Kabel- und Elektrokomponentenhersteller Huber+Suhner vom starken Wachstum der Elektroautos und der Rechenzentren profitieren. Zudem setzt die Gruppe auf die Luft-, Raumfahrt und Militärtechnik sowie den Ausbau der Mobilfunknetze.

Diese vier Geschäftsfelder plant Huber+Suhner in den nächsten Jahren, zu neuen Grundpfeilern des Unternehmens auszubauen, die je rund 100 Mio CHF Umsatz erreichen sollen. Konkret sind dies der Bereich Luft-, Raumfahrt und Wehrtechnik, der Bereich kleine Funkzellen für Mobilfunknetze, der Bereich Rechenzentren und das Geschäft mit Elektrofahrzeugen.

Sie sollen der in der elektrischen und optischen Verbindungstechnik tätigen Gruppe in drei bis sechs Jahren etwa 250 Mio CHF zusätzlichen Umsatz bescheren, sagte Konzernchef Urs Ryffel am Dienstag am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «Voraussetzung dafür ist, dass uns das bestehende Geschäft nicht wegbricht.»

Alleine die Wachstumsinitiative Luft-, Raumfahrt und Wehrtechnik solle den Umsatz gegenüber heute verdoppeln. «Wir haben da schon einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag», sagte Ryffel. Der Markt sei in sehr guter Verfassung. Man profitiere von steigenden bzw. hohen Verteidigungsbudgets vor allem in den USA, Grossbritannien oder Australien.

Zudem würden private Anbieter jährlich hunderte Kommunikations- oder Navigationssatelliten in den Orbit schiessen. Gefragt seien dort zuverlässige und robuste Hochfrequenzverbindungen, die Signale abhörsicher über grössere Distanzen übertragen würden.

Rechenzentren boomen
Weitere Wachstumschancen sieht Ryffel auch in Rechenzentren, für die Huber+Suhner beispielsweise Glasfaserkabel liefert. Denn der Datenverkehr verdopple sich alle drei Jahre. Und der Cloudmarkt wachse rasant. Mit Rechenzentren erziele Huber+Suhner einen Umsatz zwischen 20 und 60 Mio CHF, sagte Ryffel, ohne genauer werden zu wollen. Mittelfristig sollen es etwa 100 Mio CHF sein.

Ebenfalls profitieren werde Huber+Suhner von der Autobranche, die unter Hochspannung stehe. «Der Trend zur E-Mobilität ist irreversibel, die nächsten 10 bis 15 Jahre werden dem Elektrofahrzeug gehören», sagte Ryffel. Hier liefert Huber+Suhner beispielsweise Starkstromkabel.

Getrieben wird der E-Automarkt von China. «Wenn die chinesische Regierung etwas macht, dann richtig.» Dort bestehe die Vorschrift, dass ab 2021 jedes zweite zugelassene Auto ein Elektrofahrzeug sein müsse. Das Geschäftsfeld von Huber+Suhner solle über die nächsten Jahre auf rund 100 Mio CHF Umsatz in etwa verdoppelt werden.

Im Mobilfunk setzt die Gruppe auf kleine Funkzellen. Denn die bisherigen Handynetze kämen an ihre Grenzen. Einerseits würden gewisse Gebiete von den grossen Handyantennen nicht abgedeckt, was den Einsatz von kleinen Funkzellen interessant mache. Andererseits reiche die Bandbreite an gewissen Orten wie beispielsweise Stadien oder Bahnhöfen nicht aus. Deshalb müsse man die Mobilfunknetze mit kleinen Funkzellen ergänzen.

Zusätzliche Dynamik werde die kommende 5. Mobilfunkgeneration 5G bringen, die ab 2020 erwartet wird. Weil viele Handyantennen in Ballungsgebieten bereits am Anschlag der Strahlenobergrenze sind, müssen die Telekomunternehmen mehr kleine Funkzellen einsetzen um Reichweite und Kapazität zu steigern. «Damit können wir das etwas rückläufige Geschäft mit grossen Handyantennen kompensieren und mehr Marge erzielen», sagte Ryffel.

Gewinn eingebrochen
Das Mobilfunkgeschäft hatte im vergangenen Jahr für einen Gewinneinbruch bei Huber+Suhner gesorgt. Beim Ausbau der Mobilfunknetze auf die vierte Generation 4G (oder LTE genannt) in Asien habe das Unternehmen zwar Marktanteile gewonnen, aber markant unter dem Preisdruck in den Schwellenländern wie beispielsweise in Indien gelitten. «Wir verdienen immer noch Geld, einfach weniger», sagte Finanzchef Ivo Wechsler. Zudem sei das Geschäft mit optischen Filtern richtiggehend eingebrochen.

Der Umsatz der Gruppe wuchs zwar um 5% auf 774 Mio CHF. Der Betriebsgewinn (EBIT) tauchte dagegen um knapp 17% auf 58,1 Mio CHF ab. Unter dem Strich brach der Reingewinn gar um ein Fünftel auf 42,1 Mio CHF ein.

Der Start ins Geschäftsjahr 2018 sei dank eines soliden Auftragsbestands und einer guten Nachfrage in den Hauptmärkten positiv verlaufen, hiess es. Im laufenden Jahr will Huber+Suhner weiter wachsen. Die Betriebsgewinnmarge solle wieder das mittelfristige Zielband von 8-10% erreichen. 2017 hatte die EBIT-Marge mit 7,5% leicht darunter gelegen. An der Börse sackte die Aktie um 4,7% auf 54,60 CHF ab. (awp/mc/ps)

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