Ryanair steigt bei Niki-Nachfolgerin Laudamotion ein – Ziel: Übernahme

Ryanair steigt bei Niki-Nachfolgerin Laudamotion ein – Ziel: Übernahme
Ryanair-CEO Michael O'Leary. (Foto: Ryanair)

Dublin / Wien – In der Schlacht um die Überreste von Air Berlin gibt es eine überraschende Wende: Europas grösster Billigflieger Ryanair steigt gross bei Niki Laudas neuer Fluglinie Laudamotion ein. Die irische Fluggesellschaft kauft knapp ein Viertel der Anteile und will so schnell wie möglich mit 75 Prozent die Mehrheit übernehmen, wie sie am Dienstag in Dublin mitteilte. Laudamotion soll zu einem österreichischen Billigflieger werden.

Das Unternehmen ist die Nachfolge-Airline der früheren österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki. Deren Gründer, der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Niki Lauda, hatte das Unternehmen nach der Air-Berlin-Pleite für knapp 50 Millionen Euro zurückgekauft, nachdem eine Übernahme durch die Lufthansa am Widerstand der EU gescheitert war. Auch der geplanten Mehrheitsübernahme von Laudamotion durch Ryanair muss die EU-Kommission erst noch zustimmen.

Noch am Freitag hatte Lauda Gerüchte über einen Ryanair-Einstieg dementiert. «Ich weiss davon null – und kann deshalb auch nichts weiter darüber sagen», erklärte er vor Journalisten in Wien. Jetzt steht fest: Er soll nach der Übernahme durch die Iren den Vorstand von Laudamotion führen. Er freue sich riesig, dass Laudamotion in der Partnerschaft mit den Iren zu einem starken Wettbewerber werden könne, erklärte er am Dienstag. Laudamotion solle schnell und nachhaltig wachsen.

Ryanair soll für die 75-Prozent-Beteiligung weniger als 50 Millionen Euro bezahlen und weitere 50 Millionen für Betriebskosten zur Verfügung stellen. Helfen will die Airline auch beim Ausbau der Laudamotion-Flotte auf 21 Flugzeuge im Sommer 2018. Aktuell hat sich Laudamotion 14 Mittelstreckenjets aus der Airbus-A320-Reihe gesichert. Geplant ist letztlich ein Ausbau auf 30 Maschinen. Ryanair selbst betreibt bisher eine Flotte aus mehr als 400 Boeing-Jets der 737-Reihe. Piloten haben meist nur eine Lizenz entweder für Boeing oder für Airbus-Maschinen.

Start des Flugbetriebs von Laudamotion in Kürze
Der Flugbetrieb von Laudamotion soll in Kürze starten – auch dank einer Vertriebskooperation mit dem Reisekonzern Thomas Cook (Neckermann Reisen) und dessen Ferienflieger Condor. Offen ist, was mit einer angedachten Kooperation mit der Lufthansa-Billigtochter Eurowings geschieht.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich vergangene Woche zuversichtlich gezeigt, dass Laudamotion etwa acht bis zehn Flugzeuge mit eigener Besatzung für Eurowings starten lässt. Lauda äusserte am Freitag jedoch starke Zweifel daran, dass die Kartellbehörden dies zulassen werden. Er rechnete allenfalls damit, dass Eurowings Ticketkontingente für Laudamotion-Flüge vermarkten könne.

Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Dienstag, der Konzern sei weiter offen für Gespräche mit Laudamotion über eine temporäre Kooperation. Ob der Einstieg der Iren für die Österreicher etwas daran ändere, müsse man bei Laudamotion fragen.

Ryanair hatte 2017 mehrfach Interesse an Teilen von Air Berlin bekundet, nachdem die bis dahin zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft Mitte August Insolvenz beantragt hatte. Ryanair-Chef O’Leary bezeichnete es mehrfach auf Deutsch als «abgekartetes Spiel», dass die Reste des Konzerns zunächst weitgehend an Platzhirsch Lufthansa und zu kleineren Teilen an den britischen Billigflieger Easyjet gehen sollten.

Ehemalige Niki-Belegschaft und Gewerkschaft skeptisch
Wie Ryanair galt auch Lauda nicht gerade als sozialer Arbeitgeber. So musste Lauda in den vergangenen Wochen bei seinen Mitarbeitern Überzeugungsarbeit leisten. Die ehemalige Niki-Belegschaft zeigte sich gegenüber ihrem einstigen Chef skeptisch. Lauda hatte Techniker, Piloten und Flugbegleiter jahrelang über eine Personalleasing-Firma beschäftigt.

Die jüngste Ankündigung, auch bei Laudamotion auf eine Leiharbeiter-Konstruktion zu setzen, verärgerte auch die Gewerkschaft. Seit Mitte März gibt es Verhandlungen über einen Kollektivvertrag. Lauda zeigte sich zuletzt überzeugt, bald zu einem positiven Abschluss zu kommen. Sein Personal werde branchenüblich bezahlt. Meldungen von niedrigen Grundgehältern seien falsch. (awp/mc/ps)

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