Renault und Nissan sprechen offenbar über Komplett-Fusion

Renault und Nissan sprechen offenbar über Komplett-Fusion
Carlos Ghosn.

Boulogne-Billancourt – Renault und Nissan wollen bei ihren Überlegungen für einen gemeinsamen Autogiganten offenbar Nägel mit Köpfen machen. Carlos Ghosn, der die beiden Autobauer leitet, treibe das Vorhaben voran, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf Insider.

Ziel der Gespräche sei die Fusion der beiden bereits über gegenseitige Beteiligungen verflochtenen Firmen aus Frankreich und Japan zu einer gemeinsamen Gesellschaft. Die Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ebenso ab wie das französische Finanzministerium. Man äussere sich nicht zu Gerüchten und Spekulationen, sagte ein Renault-Nissan-Sprecher.

Aktie reagiert positiv
Die Fusionsfantasien trieben die Aktien von Renault auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Die Papiere kletterten an der Börse von Paris zeitweise um mehr als acht Prozent und waren mit 100,80 Euro so teuer wie seit Dezember 2007 nicht mehr. Später bröckelte der Kursgewinn.

Eine engere Verzahnung der beiden Autobauer wird seit längerem erwartet. Reuters hatte unlängst berichtet, dabei würde die Regierung in Paris einen Grossteil ihres Renault-Anteils von 15 Prozent an Nissan verkaufen.

Gut für Nachfolgeregelung
Eine Fusion würde auch den Weg für die Nachfolge von Renault-Nissan-Chef Ghosn ebnen, der bisher alle Fäden in der Hand hält. Er hatte unlängst vorgeschlagen, dass der französische Staat seinen Einfluss bei Renault aufgibt, um ein wichtiges Hindernis für einen Zusammenschluss aus dem Weg zu räumen. Die Gespräche gelten jedoch als schwierig, da Frankreich seine Interessen im Fall eines Zusammenschlusses mit Nissan gewahrt sehen will. Renault hält 43 Prozent an Nissan, der japanische Partner wiederum ist mit 15 Prozent an den Franzosen beteiligt.

Zu dem Bund gehört auch der japanische Autobauer Mitsubishi, an dem Nissan mit 34 Prozent beteiligt ist. Die Dreier-Allianz macht für sich geltend, nach verkauften Pkw weltgrösster Autobauer vor Volkswagen zu sein. Die Wolfsburger führen die Weltrangliste einschliesslich ihrer LKW-Töchter MAN und Scania an.

Mehrere Eisen im Feuer
Als Vorteile einer Integration heben Analysten hervor, dass die beiden Unternehmen dann noch enger zusammenarbeiten und weitere Einsparungen realisieren könnten. «Grösse wird in der Automobilindustrie immer wichtiger», sagte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI.

Konzerne mit hohen Verkaufszahlen wie Volkswagen könnten Kostenvorteile in der Autoproduktion am besten ausspielen. Sein Kollege Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg sagte, grosse Konzerne seien beim Übergang zur Elektromobilität besser in der Lage, gleichzeitig mehrere Antriebsvarianten anzubieten. Es gehe darum, Elektroautos möglichst schnell in grösserer Stückzahl zu bauen und gleichzeitig herkömmliche Antriebe auf möglichst vielen Plattformen einsetzen zu können.

Überlegungen für eine Verschmelzung von Renault und Nissan tauchen seit Jahren immer wieder auf. Die Umsetzung scheiterte bisher jedoch am Veto Frankreichs. Frühere Studien, darunter auch eine von 2013 für Ghosn, hatten Insidern zufolge eine in den Niederlanden registrierte Gruppe vorgesehen, deren Aktien in Paris und Tokio gelistet werden sollten.

Dem Bloomberg-Bericht zufolge wird nun als eine Möglichkeit über eine in London oder den Niederlanden registrierte Gesellschaft diskutiert, deren Hauptsitze in Paris und Tokio blieben. Eine ähnliche Konstruktion hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne beim Zusammenschluss mit Chrysler gewählt. Die Aktien von Fiat-Chrysler sind an der Mailänder Börse und in New York gelistet. (awp/mc/pg)

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