Die Schweiz bleibt ein Tiefsteuerland

Die Schweiz bleibt ein Tiefsteuerland
(Foto: Fotolia/ Gerhard Seybert)

Zürich – Seit elf Jahren hat es in der Schweizer Steuerlandschaft kaum nennenswerte Verschiebungen gegeben. Verschiedene Reformbemühungen im In- und Ausland dürften aber in naher Zukunft für deutlich mehr Dynamik im Steuerwettbewerb sorgen, ist das Beratungsunternehmen KPMG überzeugt. Zudem wird die Schweiz sich der Herausforderung stellen müssen, wie die digitale Wirtschaft zu besteuern ist.

Der durchschnittliche ordentliche Gewinnsteuersatz der Schweizer Kantone ist seit 2007 um 3,05 Prozentpunkte gesunken, erklärte Stefan Kuhn, Leiter Unternehmensteuer bei KPMG, anlässlich der Präsentation des am Mittwoch publizierten «Swiss Tax Report 2018». Im Schnitt betrug der Steuersatz für Unternehmensgewinne bei den Kantone 17,7%. Damit blieb er gegenüber dem Vorjahr stabil.

Ein ähnliches Bild zeige sich bei der Individualbesteuerung: Nach einem moderaten Abwärtstrend bis 2012 hat sich der Durchschnitt der Spitzeneinkommenssteuersätze seit dem knapp unter der Marke von 34% eingependelt, so Kuhn weiter. in den letzten 11 Jahren hat sich der Einkommenssteuersatz damit um 0,89 Prozentpunkte verringert.

Mehr Dynamik erwartet
Mit Blick auf die anstehende Steuervorlage 17 erwartet Kuhn aber weitere, teils nennenswerte Senkungen der ordentlichen Gewinnsteuersätze. Dies insbesondere in bisherigen Hochsteuerkantonen.

Ausserdem erwarten die Experten von KPMG, dass der Steuerwettbewerb durch Reformen im Ausland neu angeheizt wird. So hätten beispielsweise Luxemburg und Schweden nach signifikanten Steigerungen der Einkommensteuersätze 2017 auf dieses Jahr hin ihre Steuersätze wieder gesenkt. Frankreich wiederum plant bis 2022 eine Reduktion der ordentlichen Gewinnbesteuerung auf 25%.

Konkurrent Irland
Irland ist mit einem Gewinnsteuersatz von 12,5% weiterhin der härteste europäische Standortkonkurrent der Schweiz, so Kuhn weiter. Doch auch die Zentralschweizer Kantone seien 2017 mit ihren Unternehmenssteuersätzen «sehr gut» positioniert gewesen. Das Schlusslicht bezüglich Steuerattraktivität seien verschiedene nord-, west- und südeuropäische Staaten.

Im globalen Fiskalvergleich rangiert die Schweiz weiterhin im vorderen Drittel, resümiert KPMG. Dabei habe sich die 12%-Marke faktisch als Untergrenze etabliert. Tiefere ordentliche Sätze dürften sich die Kantone bei den Gewinnsteuern für Unternehmen kaum leisten, sagte Kuhn. Und bei der Individualbesteuerung befinde sich die Schweiz im europäischen Mittelfeld.

Global hat sich der durchschnittliche Gewinnsteuersatz seit 1980 um auf 23,3% von 38,6% reduziert, ergänzt Peter Uebelhart, Leiter Steuern und Mitglied der Geschäftsleitung bei KPMG. Uebelhart geht davon aus, dass diese Steuerquote – bis auf wenige Ausnahmen – kaum mehr tiefer sinken werde. Die Schweiz bleibt somit auf absehbare Zeit im Steuerwettbewerb konkurrenzfähig.

Aktuelle Steuergesetze untauglich für die digitale Welt
Längerfristig muss sich die Schweiz, aber auch alle anderen Staaten, der Herausforderung stellen, wie sie in einer digitalen Wirtschaft Steuern bei den Unternehmen erheben kann. Die bestehenden Steuergesetze und -Abkommen werden dieser Situation nicht mehr gerecht, diagnostiziert Uebelhart. Ein Vorschlag der EU sehe für digitale Unternehmen beispielsweise eine konsumbasierte Gewinnsteuer vor, das heisst ein Staat erhebt auf den in seinem Gebiet generierten Umsatz eines virtuellen Unternehmens eine Steuer.

Die Schweiz, die kein klassischer Standort für solche virtuelle Unternehmen sei, werde diese Fragestellungen allerdings nicht für sich alleine lösen können, ist Uebelhart überzeugt. (awp/mc/pg)

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