Axa gibt Vollversicherung auf – Hohe Hürden in der Beruflichen Vorsorge

Axa gibt Vollversicherung auf – Hohe Hürden in der Beruflichen Vorsorge
Fabrizio Petrillo, CEO AXA Schweiz. (Foto: AXA)

Winterthur – In der Welt der Beruflichen Vorsorge hat die Axa Schweiz einen einschneidenden Strategiewechsel beschlossen: Die Nummer Zwei im Geschäft mit Vollversicherungen wird dieses Angebot vom Markt nehmen, den Fokus auf teilautonome Lösungen legen und so das Anlagerisiko an ihre Kunden übertragen. Die wenigen verbliebenen Anbieter von Vollversicherungen, dessen Rundumschutz vor allem bei KMU beliebt ist, wollen solche Policen nur noch selektiv zeichnen.

Das Marktumfeld für private Lebensversicherer ist garstig: Anhaltend tiefe Zinsen, die steigende Lebenserwartung und regulatorische Hürden verteuern Angebote mit Garantieschutz. Um diesen Schutz zu gewährleisten, müssen Versicherer viel Kapital bereitstellen. Und mit den auf Sicherheit bedachten Kapitalanlagen – etwa mit Anleihen – können im derzeitigen Tiefzinsumfeld nur geringe Renditen erwirtschaftet werden.

«Gemeinsam mit den Stiftungsräten hat das Management daher entschieden, dass wir auf Anfang 2019 die bestehenden Vollversicherungsstiftungen in teilautonome Stiftungen umwandeln werden», erklärte Axa-Schweiz-Chef Fabrizio Petrillo am Dienstag. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Vollversicherungen sei in den letzten Jahren unvorteilhafter geworden. Der Wechsel erfolge in Absprache mit der BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich (BVS). Die Finma ist mit der Prüfung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen betraut.

Tiefere Risikoprämien
Um die Kunden bei der Stange zu halten, lanciere man ein «starkes Angebot», das den KMU Sicherheit und Renditechancen biete, gab sich Petrillo kämpferisch. Die Axa nimmt im Geschäft mit Vollversicherungen Prämien von 7 bis 8 Milliarden Franken ein, zählt rund 40’000 Kunden und etwa 260’000 Versicherte.

Vom engen Anlagekorsett der Vollversicherung einmal befreit, seien flexiblere Anlagestrategien möglich, hiess es weiter. Ein höherer Aktienanteil verspreche langfristig auch höhere Renditen als die weniger riskanten Strategien. Zudem werden die Kunden der Sammelstiftungen im Vergleich zu den heutigen Vollversicherungen von durchschnittlich rund 30 Prozent tieferen Prämien für Risiken wie Tod oder Invalidität profitieren.

Die neuen Stiftungen der Axa Schweiz sollen auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden, um Vertrauen zu schaffen. Daher überträgt die Gruppe aus dem gebundenen Kapital 3,5 Milliarden Franken an Bewertungsreserven an die Sammelstiftungen. Bei einem technischen Zins von 2 Prozent errechne sich ein Deckungsgrad von 111 Prozent, hält der CEO fest.

Mit der Neuorientierung strebt Axa die Marktführerschaft mit teilautonomen Lösungen an. Das Ziel sei es auch im Geschäft mit Neukunden zu wachsen. Für bestehende Altersrentner ändere sich hingegen nichts, sie würden zu unveränderten Konditionen bei der Axa verbleiben, verspricht das Unternehmen.

Konkurrenz bleibt Vollversicherung treu
Nach dem Abgang von Axa verbleiben am Schweizer Vollversicherungsmarkt mit Swiss Life, Bâloise, Helvetia, Allianz Suisse und Pax noch fünf Anbieter. Vor rund zwölf Jahren hatte sich letztmals mit der Zurich-Gruppe ein Player aus dem Markt verabschiedet. Dass weitere Versicherer diesen Weg gehen werden, scheint vorerst nicht der Fall zu sein.

Die Swiss Life, mit Prämien von 8,2 Milliarden Franken und einem Anteil von gut einem Drittel der Marktführer, steht weiterhin zum Vollversicherungsmodell. Und auch Bâloise, Helvetia sowie Allianz Suisse hielten auf Anfrage von AWP am Angebot fest. Beim Zeichnen von Neugeschäft agiere man aber selektiv, um die Verlustquellen für bestehende Kunden möglichst gering zu halten, hiess es.

Die Versicherer sehen insbesondere mit Blick auf die im vergangenen September an der Urne gescheiterten Altersvorsorgereform «dringenden Reformbedarf». Denn die Parameter im Geschäft, namentlich der Umwandlungssatz für Rentenzahlungen und der Mindestzinssatz auf Altersvermögen, seien nach wie vor überhöht, schreibt der Versicherungsverband SVV. Hinzu kämen die gesetzlich verlangten und ebenfalls zu hohen Kapitalanforderungen. (awp/mc/ps)

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