Nicole Heimann im Gespräch mit Niklas Nikolajsen: „Die Zukunft ist jetzt“

Nicole Heimann im Gespräch mit Niklas Nikolajsen: „Die Zukunft ist jetzt“
Niklas Nikolajsen, CEO Bitcoin Suisse AG

Jeder CEO und jede Führungskraft hat eine einzigartige Geschichte. Dies ist sicherlich der Fall für Niklas Nikolajsen, Mitgründer, Co-CEO und Chairman von Bitcoin Suisse. Obwohl er im ländlichen Dänemark geboren wurde, hatte der 42-Jährige nicht die ruhige und harmonische Kindheit, die oft mit dem Landleben verbunden wird. Während seiner Jugend zog Nikolajsen mit seiner Familie nach Afrika, zurück in das ländliche Dänemark, dann auf die Färöer-Inseln, bevor er sich schließlich für ein Internat entschied.

Diese drastischen Wechsel des Umfeldes haben den Unternehmer geprägt: „Ich lebte in Afrika und auf den Färöern und wurde dadurch jemand, der Autorität in Frage stellt, weil ich in der Welt viele schlimme Dinge gesehen habe.“ Der autoritären Atmosphäre in seinem Leben müde, ging Nikolajsen im zarten Alter von 18 Jahren nach Kopenhagen, um Software-Engineering zu studieren. Seine Studien führten ihn zu einer herausfordernden 15-jährigen Karriere als Software-Architekt, hauptsächlich bei Banken.

All dies änderte sich 2010, als einer von Nikolajsens Freunden ihm das berühmte White Paper von Satoshi Nakamoto über Bitcoin und Peer-to-Peer-Cash-Systeme schickte. Seine Faszination für diese neue Technologie brachte ihn dazu, das White Paper direkt dem Führungsteam der Beratungsfirma zu präsentieren, für die er zu dieser Zeit tätig war. „Ich ging zu ihnen und sagte: ‚Sie machen alles falsch. Wir sollten das sofort umsetzen, denn das wird alles revolutionieren.‘ Aber das hielten sie für keine gute Idee.“ Nikolajsens Abneigung gegen Autorität und sein Drang, diese neue Technologie zu entdecken, führten schließlich dazu, dass er sein Leben in Dänemark aufgab und 2011 in die Schweiz zog. Er arbeitete anderthalb Jahre bei der Credit Suisse, ohne jemals seinen Glauben an Bitcoin aufzugeben.

Ein Leader mit einem „Why“
Was einen Leader von einem Nicht-Leader unterscheidet, ist oft seine Fähigkeit, andere für eine gemeinsame Zukunftsperspektive zu gewinnen. Diese Fähigkeit setzt sich in begeisternde und inspirierende Leadership um, wenn der Leader aus seiner authentischen Kraft heraus führt. Von seinen Followern wird diese Authentizität noch stärker wahrgenommen, wenn der Leader seine Vision (bewusst oder unbewusst) mit einem tieferen Sinn verbunden hat. Dieser tiefere Sinn drückt sich meistens über eine Art soziale Verantwortung von innen heraus aus. Dieses «Why» erzeugt die brennende Leidenschaft für eine Sache. Seit er 2013 seinen Job bei der Credit Suisse aufgab und beschloss, Unternehmer zu werden, macht Niklas Nikolajsen genau das. Der Co-CEO von Bitcoin Suisse verfolgt einen höheren Zweck: „Ich möchte, dass die Vermögenswerte der Welt sich auf die Blockchain bewegen, weil sie die Fähigkeit von Diktatoren, zu existieren und Kriege zu finanzieren, begrenzen werden.“

Seine Überzeugung, dass Bitcoin die Welt verändern würde, wurde ansteckend für seine Umgebung, zu der er oft „predigte“. „Ich habe viele Leute bei der Credit Suisse in Bitcoin investieren lassen. Sie haben viel Geld verdient und sind zu mir gekommen und haben gesagt: ‚Sie wollen eine Bitcoin-Bank gründen? Wir haben das Geld, los geht’s.“ Und dann haben wir angefangen“, erinnert sich der 42-Jährige. Mit anfangs einem kleinen Team von Mitarbeitern – meist Studenten – brach Nikolajsen zu einem Abenteuer auf, auf das er nicht ganz vorbereitet war.

In den ersten Jahren nach der Gründung von Bitcoin Suisse hat Nikolajsen seine Angestellten wie Familienmitglieder behandelt. Sie lebten alle zusammen in einer Wohngemeinschaft, bis das Team so groß wurde, dass sie gezwungen waren, größere Räume zu beziehen. Bitcoin Suisse war jedermanns Leben, und das Arbeitspensum war, gelinde gesagt, sehr heftig. Das Team arbeitete mindestens 12 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 363 Tage im Jahr und sah die Früchte seiner Arbeit in den ersten zwei Jahren nicht. „Ich war absolut, hoffnungslos naiv“, gibt Nikolajsen, hinsichtlich dieser schwierigen Zeit, zu. Eine Vision zu haben hat nicht unbedingt mit Nicht-Führungsrollen oder Jobpositionen zu tun, aber Nikolajsen hat es geschafft, seine Vision in eine Kraft zu verwandeln, die stark genug ist, um sein Team durch Krisen zu führen. Gleichzeitig ein Unternehmer und Leader zu sein, bedeutet, „es geht nicht nur um Ideen oder um ein Produkt, sondern um die Fähigkeit zur Ausführung, zum Management und um Beharrlichkeit.“

Nikolajsen hat es geschafft, sein Team in die Zukunft zu führen, indem er sich in der Gegenwart tief mit ihnen verband. Er wusste, dass Bitcoin Suisse seine Berufung war, als er die richtige Mannschaft und das Selbstvertrauen hatte, „gegen alle Widrigkeiten“ weiterzumachen. Er erklärt, wie Bitcoin Suisse einst quasi pleite ging und Nikolajsen beschloss, seine treuen Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Am nächsten Morgen waren sie immer noch da und sie waren motiviert. „Vor allem, wenn Leute ohne Bezahlung zurückkommen“, sagt Niklas, „dann können wir es schaffen. Wir haben es gedreht. Ich erinnere mich, als die Eltern meiner ersten Angestellten anriefen und sagten: „Mein Sohn verpasst seine Vorlesungen wegen der dummen Geschäfte, die Sie betreiben.“ Aber heute ist es ein ziemlich hochkarätiges Unternehmen. Sie sind alle Aktionäre und die Eltern sind alle sehr glücklich.“ Das Abenteuer Bitcoin Suisse wurde lange Zeit ausschließlich auf Vertrauen aufgebaut.

Authentische Leadership führt zum Erfolg
Wenn Führungskräfte an vorderster Front stehen, müssen sie zukunftsorientiert agieren, insbesondere in einer schnelllebigen Branche wie Fintech. Dies bedeutet, dass sie ein gesundes Gleichgewicht zwischen der Führung in der Gegenwart und dem Führen in eine Zukunft finden müssen, wobei sie ständig Fragen stellen wie: Was ist neu? Was kommt als nächstes? Was ist besser? Und sicherstellen, dass die Antwort auf diese Fragen nicht nur auf ihrer Vision basiert, sondern auf einer gemeinsamen Vision.

Nikolajsen erwähnt, wie schwierig es sein kann, diesen Sweet Spot zu finden: „Der Tag, auf den wir gewartet haben [als wir wirklich erfolgreich waren], war eher eine Enttäuschung. Es gab kein Ziel mehr. Ich habe herausgefunden, dass eine Firma genauso viele Herausforderungen hat, wenn sie mit dem Wind segeln kann, als wenn der Wind ihr entgegenbläst. Und vielleicht ist es sogar unter schwierigen Bedingungen etwas einfacher, als wenn die Dinge zu gut laufen.“ Der Erfolg von Bitcoin Suisse ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es seinem Leader gelungen ist, an seiner Vision festzuhalten, die Chancen zu nutzen, die für den gegenwärtigen Moment geeignet waren, und für die Zukunft zu planen – alles auf einmal.

Niklas Nikolajsen hat kürzlich eine Wohnung in Zug gekauft und ist schweren Herzens aus der Wohngemeinschaft ausgezogen. In diesem Jahr war Bitcoin Suisse zum ersten Mal wirklich erfolgreich, so der Co-CEO, Co-Gründer und Verwaltungsrats-Präsident. Heute zählt das Unternehmen 51 Vertraute und hat einen monatlichen Umsatz von 700 Millionen Dollar. Vor allem hat Bitcoin Suisse in den fünf Jahren, in denen es läuft, keinen einzigen Mitarbeiter verloren. Vielleicht liegt es daran, dass die Galionsfigur des Unternehmens Bitcoin und die Blockchain-Technologie nicht als Ziel ansieht, sondern vielmehr als ein Werkzeug, das zur Verbesserung der Welt beiträgt und unsere Art zu leben revolutioniert. „Es ist in der Zukunft“, erklärt Nikolajsen und justiert seine Bitcoin-Manschettenknöpfe, „und die Zukunft ist jetzt.“

Über Nicole Heimann & Partners AG
Nicole Heimann & Partners AG hat sich exklusiv auf das professionelle Coaching von High Level, High Performance Individuen und Teams spezialisiert mit dem Ziel authentische Leadership Alliances in Unternehmen zu etablieren.  In ihrem Buch «How to develop the Authentic Leader in you» zeigt Nicole Heimann den Wert von authentischer Leadership in unserer Wirtschaft. Die Einnahmen des Buches gehen direkt an die Bullens Heimann & Friends Stiftung.

www.nicoleheimann.com

Niklas Nikolajsen bei Linkedin

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