Deutschland: Sorge vor Handelskrieg belastet ZEW-Konjunkturerwartungen

Deutschland: Sorge vor Handelskrieg belastet ZEW-Konjunkturerwartungen
ZEW-Präsident Achim Wambach. (Foto: ZEW)

Mannheim – Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben wegen der Furcht vor einem globalen Handelskrieg und geopolitischen Risiken einen deutlichen Dämpfer bekommen. Das Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im April um 13,3 Punkte auf minus 8,2 Zähler, wie das ZEW am Dienstag in Mannheim mitteilte. Das ist der tiefste Wert seit November 2012. Zudem ist es der dritte Rückgang in Folge. Bankvolkswirte hatten mit einem Rückgang auf lediglich minus 1,0 Punkte gerechnet.

Die Bewertung der aktuellen Lage ging ebenfalls zurück. Der Indexwert fiel um 2,8 Punkte auf 87,9 Zähler und entfernte sich damit weiter vom Rekordhoch, das im Januar bei 95,2 Punkten erreicht worden war. Die ZEW-Konjunkturumfrage gilt als einer der wichtigsten Stimmungsindikatoren Deutschlands. Befragt wurden 210 Analysten und Profianleger.

Auch bei den Konjunkturerwartungen für die Eurozone lieferte die ZEW-Umfrage einen Dämpfer. Hier fielen die Konjunkturerwartungen um 11,5 Punkte auf 1,9 Zähler. Allerdings gab es bei der Einschätzung der aktuellen Lage im Währungsraum einen Anstieg des entsprechenden Indexwertes um 1,5 Punkte auf 57,7 Zähler.

«Die ZEW-Konjunkturerwartungen rauschen in den Keller», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Stimmungsdaten. Seiner Einschätzung nach werden wichtige Frühindikatoren für die weitere konjunkturelle Entwicklung derzeit auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. «Die Wachstumseuphorie ging vielerorts schlichtweg zu weit», sagte Gitzel.

Mehrere Belastungsfaktoren
Zuletzt hatten zahlreiche Ereignisse die Stimmung der Finanzprofis belastet. «Der Rückgang der Erwartungen ist vor allem auf den internationalen Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten sowie die aktuelle Situation im Syrienkrieg zurückzuführen», fasste ZEW-Präsident Achim Wambach das Stimmungsbild zusammen. Ausserdem hätten sich deutliche Rückgänge bei Produktion, Exporten und bei den Umsätzen im deutschen Einzelhandel negativ auf die Konjunkturerwartungen ausgewirkt.

Trotz einer Reihe von Konjunkturdaten, die zuletzt enttäuschend ausgefallen waren, sieht Experte Gitzel aber nach wie vor kein Ende des Aufschwungs. Allerdings dürfte die Wachstumsdynamik in der deutschen Wirtschaft in den kommenden Quartalen nachlassen.

Am Devisenmarkt geriet der Euro nach Veröffentlichung der ZEW-Daten unter Druck. Im Mittagshandel fiel der Kurs auf ein Tagestief bei 1,2362 US-Dollar. (awp/mc/ps)

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