Nestlé macht Milliarden-Deal mit Starbucks perfekt

Nestlé macht Milliarden-Deal mit Starbucks perfekt
(Foto: Starbucks)

Vevey – Nun ist es offiziell: Der Nahrungsmittel-Multi Nestlé expandiert in Nordamerika und erwirbt für gut 7 Milliarden Dollar das Recht auf die weltweite Vermarktung sämtlicher Konsum- und Gastronomieprodukte der Kaffeehauskette Starbucks mit Ausnahme der Starbucks-Cafés. Bereits ab dem kommenden Jahr soll das Geschäft zum Gewinn von Nestlé beitragen und auch das Wachstum beschleunigen. Die Kommentare der Analysten sind positiv gestimmt, die Aktie reagiert indes nur mit verhaltenen Avancen.

Gemäss der zwischen den beiden Firmen getroffenen Vereinbarung bezahlt Nestlé eine Vorauszahlung von 7,15 Milliarden US-Dollar in bar und erhält dafür ein Geschäft mit einem jährlichen Umsatz von 2 Milliarden Dollar, wie Nestlé am Montag mitteilte. Später wird Nestlé – abhängig von den jeweiligen Märkten und der Höhe des Umsatzes – Lizenzgebühren zahlen, deren Umfang aber noch nicht bezifferbar ist.

«Historische Schwäche in Nordamerika wird beseitigt»
Die Vereinbarung biete eine starke Basis für weiteres Wachstum in Nordamerika, mit Führungspositionen bei geröstetem und gemahlenem Kaffee sowie Portionenkaffee in Premium-Qualität, so Nestlé. Der Konzern verweist weiter darauf, dass das Geschäft von Starbucks zuletzt ein gutes Wachstum erreicht und Marktanteile gewonnen habe. Dies soll auch künftig so bleiben. Insgesamt sieht Nestlé durch die Transaktion die «historische Schwäche in Nordamerika beseitigt».

Denn Nestlé war bisher im Kaffee-Geschäft in den USA lediglich die Nummer fünf. Und zuletzt fiel die Beteiligungsgesellschaft JAB mit namhaften Zukäufen in den USA auf. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat diese mit Akquisitionen für insgesamt über 30 Milliarden US-Dollar Nestlé überholt. Nestlé erzielte im vergangenen Jahr hauptsächlich mit den Marken Nespresso und Nescafé im Geschäft mit löslichem Kaffee und Kaffeesystemen gut 10 Prozent des Gesamtkonzernumsatzes von rund 90 Milliarden Franken.

Ab 2019 Gewinn-verdichtend
Das von Starbucks nun zugekaufte Geschäft soll ab 2019 positiv zum Gewinn je Nestlé-Aktie sowie zum Konzernziel organisches Wachstum beitragen. Erklärtes Ziel der Transaktion ist die Stärkung der Marktstellung in Nordamerika, aber auch der Position im Kaffee-Geschäft weltweit. Nestlé sieht sich nun besser aufgestellt im stetig wichtiger werdenden Ausserhaus-Kaffee-Konsum und erhält Zugang zu neuen Verkaufskanälen. Das Wachstum soll so beschleunigt werden. Die Starbucks-Produkte wiederum werden künftig in Ländern erhältlich sein, wo dies bisher nicht der Fall war.

Die beiden Unternehmen wollen künftig bei der Entwicklung von Produkten und bei deren Markteinführungen eng zusammenarbeiten. Nestlé übernimmt mit der Transaktion rund 500 Mitarbeitende von Starbucks, «um das Geschäft und das globale Wachstum voranzutreiben», wie es weiter heisst. Der Geschäftsbetrieb erfolge derweil unverändert in Seattle.

Die Vereinbarung unterliegt gemäss Mitteilung den üblichen regulatorischen Genehmigungen und soll bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Vom Übereinkommen ausgeschlossen sind Fertiggetränke sowie der Verkauf von sämtlichen Produkten in Starbucks-Cafés. Der amerikanische Kaffee-Gigant erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von gut 22 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von knapp 3 Milliarden.

Keine Integrationskosten
Es würden im Rahmen der Transaktion keine Anlagevermögen übertragen, was eine effiziente Einbindung der Aktivitäten ermögliche, heisst es weiter. Konkret übernimmt Nestlé keine Produktionsstätten und wird deshalb auch keine Integrationskosten haben.

«Dies ist ein bedeutender Schritt für unser Kaffeegeschäft. Es ist die grösste der schnell wachsenden Produktkategorien von Nestlé», wird in der Mitteilung Nestlé-Chef Mark Schneider zitiert. «Mit Starbucks, Nescafé und Nespresso führen wir drei herausragende Marken der Kaffeewelt zusammen.»

Finanziert werden soll der Deal wie erwähnt in bar. Nestlé will den Kaufpreis mit eigenen liquiden Mittel begleichen und allenfalls dafür die Schulden etwas erhöhen. Ein Problem stellt die Finanzierung laut Nestlé nicht dar. So soll auch das laufende Aktienrückkaufprogramm weitergeführt werden.

Aktien gesucht
In Marktkreisen wird die Transaktion als strategisch sinnvoll und der Preis als angemessen eingeschätzt. Die Aktie reagierte mit Kursavancen und schloss den Handel am Montag in einem freundlichen Gesamtmarkt mit einem Plus von 1,6 Prozent ab.

Der Deal passe in die erklärte Strategie von Nestlé, in das Wachstum der Schlüssel-Produktkategorie Kaffee zu investieren, heisst es in einem Kommentar von Kepler Cheuvreux. Zudem werde die Position im Kaffee-Geschäft in Nordamerika ausgebaut, wo Nestlé bisher unterrepräsentiert gewesen sei. Insgesamt sei die Transaktion positiv zu werten und stehe im Einklang mit der Strategie der Ergänzungskäufe von CEO Mark Schneider. Ausserdem dürfte sich auch der Verkauf von Starbucks-Produkten über die weltweiten Nestlé-Distributionskanäle beschleunigen.

Auch die Zürcher Kantonalbank verweist in einer Einschätzung auf die Wachstumsmöglichkeiten von Nestlé sowohl in Nordamerika als auch im Rest der Welt. Das Geschäft sehe auf den ersten Blick «strategisch schlüssig» aus, heisst es hier wie auch andernorts.

Verwiesen wird in weiteren Kommentaren auf den Umstand, dass Nestlé damit in ein Kerngeschäft mit hohem Wachstum und starken Margen investiere und dabei die weltweit führende Position im Kaffeegeschäft weiter ausbaue. Nestlé kaufe damit eine bereits starke Marge, werde diese aber noch weiter stärken können. Und der Kaufpreis für die Rechte wird mehrheitlich als vernünftig betrachtet. Die Bank Vontobel nennt die Transaktion einen «interessanten Schachzug». (awp/mc/pg)

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