Lufthansa-Chef: Airlines stossen an Wachstumsgrenzen

Lufthansa-Chef: Airlines stossen an Wachstumsgrenzen
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. (Foto: Lufthansa)

Frankfurt – Die internationalen Fluggesellschaften stossen nach Auffassung des Lufthansa-Chefs immer deutlicher an ihre Wachstumsgrenzen. Die Gesellschaften hätten zunehmend mit knappen Ressourcen etwa bei Personal, Ersatzteilen und Flugzeugen zu kämpfen, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Dienstag am Rande der Hauptversammlung des Unternehmens in Frankfurt. «Wir können nicht so stark wachsen, wie wir wollen.» Der Lufthansa-Konzern hat seine Kapazitätsplanungen für das laufende Jahr bereits mehrfach zusammengestrichen.

Auch die Infrastruktur am Boden reiche nicht mehr aus, klagte der Lufthansa-Chef. Hart ins Gericht ging er mit dem Frankfurter Flughafen, dem grössten Drehkreuz des Konzerns. Hier genüge trotz höchster Preise die Qualität unter anderem bei den Personenkontrollen und den Umsteigezeiten nicht. Die Gespräche mit dem Betreiber Fraport kämen nicht schnell genug voran. So lange sich nichts ändere, verlagere der Lufthansa-Konzern sein Wachstum nach Zürich, München und Wien.

«Wir helfen der Fraport, ihre Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen, indem wir den Flughafen entlasten», sagte Spohr auf die entsprechende Frage eines Aktionärs. Der Flughafenbetreiber Fraport verwies erneut auf Anstrengungen, die Personenkontrollen effizienter zu gestalten. Auch fehlten Bundespolizisten in grosser Zahl, hatte Fraport-Chef Stefan Schulte vor wenigen Wochen erklärt.

Luftverkehrsindustrie wächst doppelt so schnell wie Weltwirtschaft
Die Luftverkehrsindustrie wächst laut Spohr derzeit rund doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft. Folgen seien Engpässe bei Piloten und mancherorts auch bei den Flugbegleitern. Ersatzteile für die gängigsten Flugzeugmotoren würden knapp, während die Hersteller nicht mit den Auslieferungen neuer Maschinen hinterherkämen. Lufthansa werde aber an dem stattfindenden Wachstum teilhaben. Das Flugangebot werde künftig allerdings nicht mehr stärker als die Nachfrage steigen, sagte Spohr. Die Passagiere könnten nicht mehr mit immer billigeren Tickets rechnen: «Der Preisverfall wird nicht so schnell weitergehen wie in der Vergangenheit.»

Spohr war mit einem Rekordgewinn im Rücken in die Hauptversammlung gegangen. Im Geschäftsjahr 2017 hat der Dax-Konzern mit knapp 2,4 Milliarden Euro den dritten Rekordgewinn in Folge eingeflogen. Spohr erhielt dafür grossen Beifall der Aktionäre. Vereinzelt gab es Kritik an der um 30 auf 80 Eurocent erhöhten Dividende, deren Gesamtbetrag von rund 377 Millionen Euro sich am unteren Rand der möglichen Grössenordnung bewegt. Spohr stellte eine gleichbleibende Ausschüttung für 2018 in Aussicht, falls der Gewinn wie geplant leicht zurückgehen sollte.

Aktuell geht es nach seinen Worten im Konzern vor allem darum, die Drehkreuze zu optimieren, die Geschäftsbeziehungen zu digitalisieren sowie die Direktflugtochter Eurowings auf Gewinnkurs zu bringen. Mit der Integration der vollständig übernommenen Brussels Airlines und von Teilen der insolventen Air Berlin sind die Kosten bei der expandierenden Tochter deutlich gestiegen. «Wir haben Wachstum vor Profitabilität stellen müssen», begründete Spohr den auch in diesem Jahr zu erwartenden Verlust der Tochter im dreistelligen Millionen-Bereich.

Neben der Bilanz soll auf der Hauptversammlung auch eine neue Satzung der Aktiengesellschaft beschlossen werden. Auf seiner ersten Hauptversammlung als Aufsichtsratschef legt der frühere Merck-Chef und Ex-Lufthansa-Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley eine Neufassung vor, die unter anderem Hauptversammlungen in kleineren deutschen Grossstädten erlaubt. Für das kommende Jahr hat Lufthansa das Kongresszentrum in Bonn angemietet. (awp/mc/ps)

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