Hassan Kadbi, CEO Hapimag, im Interview

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Kadbi, Anfang Mai ist Hapimag in ein neues Verwaltungsgebäude in Zug umgezogen. Zeichen für die Rückkehr zur Expansion?

Hassan Kadbi: Der Umzug hat zwei Gründe: Hapimag bezahlt für die neue Konzernzentrale in Steinhausen weniger an Zinsen als früher an Miete und kann so langfristig Geld einsparen. Das kommt wiederum unseren Aktionären und Mitgliedern zu Gute. Andererseits steht uns in Steinhausen nun ein modernes Bürogebäude zur Verfügung, das die Werte sowie die Identität von Hapimag widerspiegelt.

Im oft unseriösen Timesharing-Geschäft ist Hapimag seit über einem halben Jahrhundert eine solide und absolut seriöse Grösse. Dennoch verlief die letzte Generalversammlung turbulent. Welche Lektion ziehen Sie daraus?

Korrekt betriebenes Timesharing an sich war und ist nie unseriös. Im Gegenteil: Der Sharing-Gedanke, also gemeinsam erwerben, um individuell und nachhaltig zu nutzen, ist eine ökonomisch attraktive und ökologisch sinnvolle Alternative zur eigenen Ferienwohnung. Dieses Geschäft betreiben wir seit über 50 Jahren.

Die Hapimag Generalversammlung im April verlief etwas länger als erwartet, allerdings aus meiner Sicht nicht sonderlich turbulent. Bei uns darf jeder sagen, was er denkt. Es hat Tradition, dass an unserer Versammlung viele Redner zu Wort kommen. Schliesslich zählt Hapimag rund 130’000 Aktionäre und Mitglieder. Und mit rund 65’000 Stimmen haben sich diesmal viele Aktionärinnen und Aktionäre in die Entscheide eingebracht. Sie genehmigten die Jahres- und Konzernrechnung 2017, die mit dem besten Resultat seit über 15 Jahren abgeschlossen hat. Und besonders freut mich, dass Andreas Winiarski als neues Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt wurde.

Und die Kritik?

Die Kritik, die von einigen Aktionären im Rahmen der Generalversammlung geäussert wurde, haben wir zur Kenntnis genommen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Verbesserung der Kommunikation mit Aktionären und Mitgliedern. Hapimag informiert transparent und umfassend. Wir werden auch dieses Jahr weiter daran arbeiten, um das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken.

«Unser Kernprodukt, die Aktie Hapimag Classic, wird für den Nachkauf ab der zweiten Aktie preislich attraktiver.»
Hassan Kadbi, CEO Hapimag

Welche administrativen Veränderungen sind jetzt bei den Hapimag-Aktien sowie bei den Wohnpunkten noch geplant?

Wir setzen in diesem Jahr viele Änderungen und Verbesserungen um. Hapimag wird noch nutzerfreundlicher, vorteilhafter und flexibler; so soll Hapimag auch für kommende Generationen attraktiv sein.

Zum Beispiel sollen Aktionäre, die sich mehr an der Hapimag Ferienwelt beteiligen, auch mehr profitieren können. Aktionäre mit mehreren Aktien erhalten ab 2019 einen Rabatt auf den Jahresbeitrag. Und unser Kernprodukt, die Aktie Hapimag Classic, wird für den Nachkauf ab der zweiten Aktie preislich attraktiver.

Zudem wird das Buchen von Ferienwohnungen dank einer neuen Online-Plattform noch einfacher. Auch für den Kauf und Verkauf von Wohnpunkten wird es auf dieser Online-Plattform neue Möglichkeiten geben. Zum Beispiel können Aktionäre von anderen Aktionären fehlende Punkte während der Online-Buchung dazukaufen.

Die Ferienresorts von Hapimag decken fast ganz Europa ab. Welche neuen Destinationen sind in der Pipeline?

Noch diesen Sommer öffnet unser neustes Resort in Cavallino-Treporti an der italienischen Adria – direkt am Meer und mit der Traumstadt Venedig in Reichweite. Zudem findet am 13. Juni die Wiedereröffnungsfeier unseres Resorts Porto Helli auf der griechischen Halbinsel Peloponnes statt. Die Anlage wurde in den letzten zwei Jahren vollständig renoviert.

Sie arbeiten bereits seit über zwölf Jahren für Hapimag. In wie vielen der 58 Ferienanlagen haben Sie selbst schon übernachtet?

Ich habe in fast jedem Resort übernachtet. Orlando und Lissabon fehlen mir noch auf meiner Liste.

«Wir versuchen, die Millenials vom System des Teileigentums zu überzeugen, denn neue Aktionäre werden die finanzielle Basis für Neuinvestitionen schaffen.»

Mit Ihrer Ernennung zum CEO erfolgte eine offene Kommunikationspolitik, zeitgemäss beispielsweise über Ihren CEO-Blog. Sie wollen damit bewusst auch jüngere Semester ansprechen, die oft erst einmal die Wohnrechtspunkte ihrer Eltern nutzen, dann aber potentielle Neuaktionäre werden können, richtig?

Eine transparente, regelmässige und zeitgemässe Kommunikation ist mir enorm wichtig. Dies gilt nicht nur der jüngeren Generation, sondern allen Aktionären und Mitgliedern. Es ist aber auch richtig, dass wir versuchen, die Millenials vom System des Teileigentums zu überzeugen, denn neue Aktionäre werden die finanzielle Basis für Neuinvestitionen schaffen.

Der Sekundärhandel mit Aktien steht einem hohen Neuabsatz oft im Weg. Gäbe es keine Möglichkeit den Aktienhandel einfacher zu gestalten?

Die Aktie ist das Kernprodukt von Hapimag. Natürlich prüfen wir ständig, welche Möglichkeiten es gibt, den Handel im Interesse unserer Aktionäre zu vereinfachen.

Dirk Schiffner ist seit Mai 2017 Ihr neuer Chief Commercial Officer für die Neukundengewinnung. Er soll den Aktienverkauf von Hapimag wieder ankurbeln. War die Einführung eines gestaffelten Preismodells der Wendepunkt?

Der Wendepunkt beim Aktienverkauf ist zu allererst ein Ergebnis des neuen Inhouse-Sales-Team. Mit ihnen können wir besser die eingehenden Interessenten beraten. Ein zweiter Faktor sind erfolgreiche Kundenevents in der Schweiz, Holland, Italien und der Türkei, auf denen wir das Vertrauen in das Produkt stärken konnten. Drittens konnten wir mit einem grösseren Sales-Team auch jene Aktionäre anrufen und beraten, die nicht mehr genügend Punkte auf ihrem Konto hatten. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir so den Aktienverkauf bisher verfünffachen.

Die Gäste besuchen vermehrt die resorteigenen Restaurants oder nutzen Wellness-, Sport- und Ausflugsangebote als Zusatzleistungen. Wie stark wird sich dies in den nächsten Jahren in der Bilanz niederschlagen.

Sicherlich positiv. Wir werden die Serviceleistungen auch weiterhin ausbauen – dabei gehen wir stets auf die Bedürfnisse und die Nachfrage der Aktionäre und Mitglieder ein. Mit Erfolg: Die Umsätze in den Resorts stiegen 2017 um 2,5% gegenüber dem Vorjahr auf EUR 86,4 Millionen.

«Aber klar, gerade als Pioniere der „Sharing Economy“ beobachten wir die Entwicklung disruptiver Player sehr genau.»

Den höchsten Auslastungsgrad haben die Resorts in den Ballungszentren. Betrachten Sie AirBnB als grössten Konkurrenten?

AirBnB ist kein direkter Konkurrent, sondern eine Plattform. Hapimag hingegen misst sich historisch gesehen vor allem im Wettbewerbsumfeld der Timeshare-Industrie. Aber klar, gerade als Pioniere der „Sharing Economy“ beobachten wir die Entwicklung disruptiver Player sehr genau. Hapimag ist eine exklusive Community mit gemeinsamen Werten, hoher Servicequalität und zuverlässigen Standards. Unsere Gäste wissen, was sie erwarten dürfen.

Wer schon mal mit Familie und Kindern im Urlaub in einer „günstigen“ Absteige gelandet ist und sich dadurch den Urlaub verhagelt hat, der wird den gleichmässig sehr hohen Standard von Hapimag zu schätzen wissen. Ist das also Ihr eigentliches USP?

Hapimag Familienferien kombinieren in einzigartiger Weise grosszügige, voll eingerichtete Ferienwohnungen, einzigartige Lagen und ein abwechslungsreiches Programm für Kinder und Erwachsene – das alles zu einem attraktiven Preis. Dazu kommt ein sehr persönlicher Service und viele familienfreundliche Konzepte wie Brötchenservice und Honesty Shops. Jedes Resort ist einzigartig und im lokalen Stil eingerichtet.

Zum Unternehmen
Als führender Anbieter von Ferienwohnrechten in Europa ermöglicht Hapimag ihren rund 130 000 Aktionären und Mitgliedern Ferien an rund 60 Destinationen in 16 Ländern. Dem Geschäftsmodell liegt seit der Gründung 1963 eine einfache Idee zugrunde: Gemeinsam erwerben, um individuell und nachhaltig zu nutzen. Die Mitgliedschaft ist eine ökonomisch attraktive und ökologisch sinnvolle Alternative zur eigenen Ferienwohnung.

Zum Gesprächspartner
Der Libanese Hassan Kadbi, geb. 1978, besitzt einen Bachelor of Arts in International Hospitality and Tourism Management der Universität Bournemouth, Grossbritannien, und ein höheres Diplom in Hotel Management der IHTTI Hotelfachschule Neuchâtel, Schweiz. Von 2000 bis 2004 war Hassan Kadbi in verschiedenen Hilton Hotels (Grossbritannien, Griechenland, Malaysia) als Operation Manager, Communications Manager, Conference and Banqueting Operation Manager und Pre- und Postopening Support tätig. Von 2005 bis 2006 war er dann General Manager im Hapimag Bodrum Hotel. 2007-2008 Area Manager Griechenland und Nordafrika, 2008-2012 Area Manager Griechenland und Türkei und General Manager Resort Bodrum und 2013-2016 Mitglied der Geschäftsleitung sowie Chief Resorts & Residences Officer – alles für Hapimag. Seit November 2016 ist er deren CEO.

Hapimag

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