EY: Schweiz muss trotz Spitzenplatz in Wachstum investieren

EY: Schweiz muss trotz Spitzenplatz in Wachstum investieren
Marcel Stalder. (Foto: EY)

Zürich – Die Schweiz gehört nach wie vor zu den absoluten Top-Standorten in Europa: In vier von fünf zentralen Wachstumskategorien – Basis-Infrastruktur, Forschung und Innovation, Bildung sowie Gesundheit – belegt die Schweiz den ersten Platz. Die gute Platzierung zeigt, dass die Schweiz – wie auch Österreich – in den letzten Jahren konstant investiert hat, vor allem in Infrastrukturen. Anders sieht es in Deutschland aus, wo in verschiedenen Bereichen ein deutlicher Nachholbedarf besteht. Trotzdem darf sich die Schweiz nicht ausruhen.

Auch Schweden schneidet im Gesamtergebnis auffallend gut ab, gefolgt von den Niederlanden, Dänemark, Finnland, Österreich, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Belgien. Bulgarien, Kroatien, Zypern, Griechenland, Litauen, Bulgarien und Rumänien hingegen benötigen erhebliche Verbesserungen, um ihren Rückstand aufzuholen. Zu diesen Ergebnissen kommt die umfassende Studie «Investing in Europe’s Future» der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür wurden Kennzahlen für die fünf Wachstumskategorien Forschung und Innovation, Digitalisierung, Basis-Infrastruktur, Bildung sowie Gesundheit für alle EU-Staaten inklusive Grossbritannien und der Schweiz ausgewertet.

«Der Standort Schweiz schneidet in diesem europaweiten Vergleich zwar sehr gut ab. Trotzdem zeigt die Studie, dass ein Investitionsvolumen in der Höhe von rund 24 Milliarden Franken bis 2025 notwendig ist, um unser Land auch langfristig an der Spitze zu halten. Dabei sollten wir den Fokus – wie es auch in Österreich notwendig ist – auf eine verbesserte Vernetzung und das Vorantreiben der Digitalisierung legen», sagt Marcel Stalder, der CEO von EY in der Schweiz. Deutlich höhere Investitionsvolumen sind in Deutschland notwendig, und zwar in allen fünf untersuchten Kategorien. Nicht ausser Acht lassen dürfen alle drei Länder des generell starken Wirtschaftsraums die weiterhin wachsende Anspannung auf dem Arbeitsmarkt. Investitionen in die Bildung und das Gesundheitswesen sind deshalb trotz bereits gutem bis sehr gutem Niveau unerlässlich.

Grosse Volkswirtschaften laufen Gefahr, abgehängt zu werden
Alle grossen Volkswirtschaften haben seit 1997 (gemessen am BIP-Anteil) einen Rückgang der Investitionen erlebt. Auffällig – und gleichzeitig bedenklich – ist, dass sie dabei ausgerechnet bei der Digitalisierung vergleichsweise schwach abschneiden: Neben Deutschland auf Platz elf geben auch Frankreich auf Platz 17 und Italien auf Platz 25 keine gute Figur ab. Am besten schneidet noch Grossbritannien auf Platz sechs ab. «Europas wirtschaftliche Zugpferde müssen aufpassen, dass sie sich nicht zu sehr auf ihrer Vergangenheit ausruhen», ergänzt Marcel Stalder deshalb. «Zukünftiges Wachstum wird wesentlich von der Leistungsstärke der digitalen und nicht-digitalen Infrastruktur abhängen, aber auch von der Qualität von Forschung, Bildung und Gesundheit. Hier sehen wir zum Teil noch erhebliche Defizite.» EY ist selber Gründungsmitglied von digitalswitzerland, einer schweizweiten Initiative, die genau in diesen Bereichen ansetzt und nachhaltige Investitionen und die Vernetzung der notwendigen Anspruchsgruppen vorantreibt.

Dass sich Europa nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen kann, zeigt ganz deutlich der Blick nach China. Das offizielle Investitionsvolumen der Volkswirtschaft betrug im Jahr 2016 rund 5 Billionen US Dollar, was rund 43 Prozent des BIP entspricht. Dabei fliesst ein grosser Teil der Gelder in neue Technologien (auch im Umweltbereich) und den rasanten Ausbau der Infrastruktur. Diese Entwicklung sollte die hiesigen Volkswirtschaften aufrütteln, denn sie zeigt, dass der Wettbewerb im Bereich der Digitalisierung hart ist und sich auch die Schweiz hier keine Verschnaufpause leisten darf.

Investitionen müssen von der Politik getrieben werden
Hintergrund der aktuellen EY-Studie ist die sogenannte «Investitionsoffensive für Europa», besser bekannt als «Juncker-Plan». Diese soll bis 2025 Investitionen in Höhe von insgesamt 275 Milliarden Europa anregen, um das zukünftige Wachstum in ganz Europa langfristig nicht zu gefährden. Ein eigens dafür eingerichteter Fonds für strategische Investitionen besteht bereits, seine Gelder sollen vor allem in strategische Infrastruktur, Innovationen sowie in finanzschwache kleine und mittelständische Betriebe fliessen. Basierend auf dieser Wachstumsinitiative hat EY ein Scoreboard (Wachstum und Leistungsstärke) mit Werten entwickelt, die sich länderübergreifend vergleichen lassen.

«Die Kernaussage unserer Analyse ist, dass nachhaltiges Wachstum in Europa zusätzliche Investitionen benötigt. Wichtig ist dabei einerseits, dass diese zusätzlichen Investitionen gezielt dort eingesetzt werden, wo das jeweilige Land seine grössten Defizite hat. Andererseits sind Investitionen noch keine Garantie für mehr Wachstum. Es braucht die Politik, die Investitionen durch unterstützende und verlässliche Rahmenbedingungen attraktiv macht», sagt Marcel Stalder, der CEO von EY in der Schweiz.

Die fünf Pfeiler für das zukünftige nachhaltige Wirtschaftswachstum in Europa

  • Digitalisierung und Vernetzung: Diese sind heute zunehmend entscheidend für Unternehmenswachstum und Produktivitätssteigerungen. Deshalb wird es auch immer wichtiger, die erforderliche Infrastruktur weiter zu verbessern und auszubauen.
  • Forschung, Innovation und nachhaltige Energieversorgung: F&E ist ein wichtiger Beschleuniger für das Erschliessen neuer Technologien, Produkte und Ideen. Dazu gehören gerade auch Entwicklungen für effizientere und nachhaltigere Energieerzeugung (um zukünftige CO2-Emissionsziele einhalten zu können).
  • Basis-Infrastruktur: Diese ist für einen reibungslosen Ablauf in allen Volkswirtschaften schlicht unverzichtbar. Länder, die für eine gute Basis-Infrastruktur sorgen, haben deshalb meistens auch ein hohes Investitionsniveau. Und das wiederum zieht ein stärkeres Wirtschaftswachstum und steigende Haushaltseinkommen nach sich.
  • Bildung und integratives Wachstum: Qualität und Verfügbarkeit von Aus- und Weiterbildung sind eng mit der Produktivität einer Wirtschaft verbunden. Integratives Wachstum ist ein wichtiger Zusatz – Wissen wird direkt im Betrieb erworben, selbst wenn es sich nur um eine kleine Teilzeitstelle handelt.
  • Gesundheitswesen: Eine wichtige Basis für eine gut funktionierende, moderne Wirtschaft. Ohne eine entsprechende Gesundheitsversorgung nehmen krankheitsbedingte Arbeitsausfälle zu; zudem wird die Produktivität indirekt negativ beeinflusst, wenn ein Familienmitglied krank ist. (EY/mc)

Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehnungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft.

Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten.

EY in der Schweiz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert