SGKB Investment views: Die Probleme der Eurozone tauchen immer wieder auf

SGKB Investment views: Die Probleme der Eurozone tauchen immer wieder auf
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Das Regierungsprogramm der neuen italienischen Regierung hat die Schwächen der Eurozone schonungslos aufgedeckt. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Forderung der Streichung der von der EZB gehaltenen italienischen Anleihen oder der Drohung eines Austritts Italiens aus dem Euro. Beides ist unwahrscheinlich, da die EZB nicht darauf eingehen wird und weil die italienische Bevölkerung den Euro behalten will. Vielmehr geht es darum, dass ein wichtiges Mitgliedsland sich keinen Deut um die Stabilitätsforderungen der Eurozone kümmert. Es will seine bereits zu hohen Schulden weiter aufblasen, ohne dass «Brüssel» eine koordinierte Gegenwehr dazu aufbauen kann. Die Institutionen der Eurozone sind nach wie vor zu schwach, um die not-wendige Disziplin der einzelnen Mitglieder durchsetzen zu können.

Die grundlegenden Probleme der Eurozone sind nicht gelöst. Die strukturellen Ungleichgewichte zwischen den Euroländern werden eher grösser, was sich auch in den Saldi des europäischen Zahlungssystems Target zeigt. Die Forderungen Deutschlands steigen weiter an und belaufen sich per Ende Mai 2018 auf 956 Mrd. Euro. In einem an sich ruhigen Jahr haben sie um 100 Mrd. Euro zugenommen. Demgegenüber sind die Rückstände Italiens auf 464 Mrd. Euro gestiegen, das sind 40 Mrd. Euro mehr als im Jahr zuvor. Spanien steht mit 394 Mrd. Euro in der Kreide, wobei die Ausstände Spaniens sich stabilisiert haben.

Offene Finanzierungsfragen
Ungelöst ist auch die Frage der Tragbarkeit der Staatsschulden. Ausserhalb Griechenlands helfen bis Ende 2018 noch die Käufe der EZB. Bei Griechenland hat das zu Ende gehende Hilfsprogramm die Diskussionen entspannt. Der Übergang der Griechen zur selbständigen Refinanzierung über den Markt in diesem Sommer wird so ausgestaltet, dass in den nächsten Jahren der Finanzierungsbedarf gering ist.
Ungelöst ist auch die Frage der notleidenden Kredite in den Büchern der europäischen Banken. Besonders betroffen sind neben den Banken in Griechenland wiederum die italienischen Institute. Bisher wurden keine Anstalten gemacht, das Problem ernsthaft anzugehen.

Anfällige Eurozone
Die Eurozone und damit der Euro bleiben dadurch anfällig auf negative Reaktionen seitens der Finanzmärkte. Das hat im Mai als Folge einer möglichen Regierungskrise in Italien die Ausweitung der Kreditrisikoprämien auf den italienischen Anleihen und der Wertverlust des Euro zum Franken um 4% innert kurzer Zeit gezeigt.

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

SGKB

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