Deutsche Bank mit unerwartet hohem Gewinn: Schritt aus der Krise?

Deutsche Bank mit unerwartet hohem Gewinn: Schritt aus der Krise?
Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. (Foto: DB)

Frankfurt – Der neue Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, kann einen ersten Erfolg bei der Sanierung des gebeutelten Geldhauses verbuchen. Dank Fortschritten beim Abbau tausender Stellen und niedrigerer Kosten hat Deutschlands grösste Bank im zweiten Quartal einen überraschend hohen Gewinn erzielt: Unterm Strich stehen rund 400 Millionen Euro, wie das Institut am Montag in Frankfurt erklärte.

Damit übertraf die Deutsche Bank die Erwartungen von Analysten deutlich. Sie waren im Schnitt von 159 Millionen Euro ausgegangen, also weniger als die Hälfte. An der Börse schossen Deutsche-Bank-Aktien zeitweise um mehr als 8 Prozent hoch und lagen damit erstmals seit Wochen wieder über 10 Euro.

Die Nachricht stützt Sewing, der im April hektisch als Nachfolger von John Cryan an die Spitze der Bank berufen wurde. Nach drei Verlustjahren in Folge und Milliarden an Geldstrafen für Skandale verordnete er dem Institut einen Umbau und strich tausende Jobs, vor allem im kriselnden Investmentbanking. Die Zahl der Vollzeitstellen in der Bank ist bereits um 1700 auf nun 95 400 gesunken.

«Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Zahl der Vollzeitstellen bis Jahresende unter 93’000 senken werden», sagte Sewing der Deutschen Presse-Agentur. Details zum Stellenabbau will die Bank bei der Vorstellung der kompletten Quartalsbilanz am 25. Juli mitteilen.

Kostenziel soll erreicht werden
Auch bei den notorisch hohen Kosten im Konzern sieht Sewing die Bank auf Kurs. Das Kostenziel von 23 Milliarden Euro für 2018 werde erreicht, betonte er. Im zweiten Quartal lagen die Aufwendungen bei 5,8 Milliarden Euro nach 6,5 Milliarden Euro im ersten Jahresviertel. Solch ein starker Rückgang überrascht, denn der Stellenabbau und die Zusammenführung von Postbank und Deutsche Bank kosten viel Geld.

Schon Cryan hatte 2015 die Streichung von etwa 9000 Jobs eingeleitet und Filialen geschlossen. Kritiker hielten dem Briten aber zu viel Zögern beim Konzernumbau vor. Unter den Druck andauernder Hiobsbotschaften musste der einstige Hoffnungsträger gehen.

Sewing rechnet nun mit einem Vorsteuergewinn von 700 Millionen Euro im zweiten Quartal und von 1,15 Milliarden Euro im ersten Halbjahr. Die Erträge sollen laut der vorläufigen Zahlen bei 6,6 Milliarden Euro liegen, ebenfalls mehr als von Analysten erwartet. Diese gesamten Einnahmen der Bank waren in den vergangenen Jahren erodiert, da sie gerade im Investmentbanking an Boden gegenüber der US-Konkurrenz verloren hat.

Investmentbanking  stabilisiert
Gemessen am Vorjahresquartal sanken die Erträge nun zumindest nicht weiter. Dabei halfen der Verkauf von Vermögenswerten und positive Bilanzeffekte. Während die Erträge im Handel mit Wertpapieren wie Anleihen abermals kräftig fielen, legten sie im Beratungsgeschäft etwas zu. «Wir haben es geschafft, das Investmentbanking in einem schwierigen Umfeld zu stabilisieren», sagte Sewing.

Die Ergebnisse bewiesen die Stabilität der Bank, erklärte der Vorstandschef, «trotz des Gegenwinds, den wir in den vergangenen Monaten bekommen haben». Er bemühte sich erneut, Sorgen an der Börse auszuräumen. Angesichts der Dauerkrise gab es dort Zweifel, ob die Bank eigenständig überleben werde. Erst Anfang Juni fiel die Aktie auf ein Rekordtief von 8,75 Euro. Nun sprang sie zumindest über die Marke von 10 Euro. Für Erleichterung sorgte auch die Nachricht, dass die Kapitaldecke der Deutschen Bank dicker geworden ist. Auf lange Sicht ist der Niedergang der Aktie aber erschütternd: Vor der Finanzkrise 2007 war das Papier zeitweise zehn Mal so viel wert.

Für das Ausrufen einer Kehrtwende ist es daher zu früh. So hatte die Deutsche Bank im zweiten Quartal 2017 noch 466 Millionen Euro verdient. Gemessen daran liegt das Geldhaus selbst mit der Gewinnüberraschung noch unter Vorjahresniveau. Die Konkurrenz von der Wall Street ist derweil längst weit davon gezogen, auch weil ihnen der günstige Dollar in die Hände spielt: JP Morgan etwa verdiente von April bis Juni diesen Jahres umgerechnet rund 7,1 Milliarden Euro, die Bank of America 5,8 Milliarden Euro.

Analysten gaben sich vor der Bekanntgabe der genauen Zahlen entsprechend skeptisch: Der Jubel der leidgeprüften Aktionären sei verständlich, schrieb Daniele Brupbacher von der Schweizer Bank UBS . An der Gesamtlage des Geldhauses ändere sich vorerst nichts. «Wir erwarten, dass die Deutsche Bank 2018 weiter Marktanteile verliert.» (awp/mc/ps)

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