Andy Stehrenberger, Managing Director AirPlus International AG Schweiz, im Interview

Andy Stehrenberger, Managing Director AirPlus International AG Schweiz, im Interview
Andreas Stehrenberger, Managing Director AirPlus Schweiz (Bild: AirPlus)

Von Artur K. Vogel

Herr Stehrenberger, AirPlus ist ein führender internationaler Anbieter von Lösungen für das Management von Geschäftsreisen. Was genau bieten Sie an?

Andy Stehrenberger: AirPlus ermöglicht Firmenkunden die vollständige Abwicklung von Geschäftsreisen ohne Bargeld und hat dafür verschiedene Instrumente geschaffen, mit denen alle Leistungen vor und während der Reise bezahlt werden können. Sämtliche Informationen über die Ausgaben werden zusammengeführt, aufbereitet und in nachgelagerte Systeme der Firmen überführt. Alle Unternehmen erhalten eine detaillierte Abrechnung nach ihren individuellen Bedürfnissen. Das umständliche Sortieren von Belegen entfällt. Auf Wunsch werden alle Daten auch elektronisch geliefert, was Prozesse zusätzlich optimiert. Zudem offeriert AirPlus ein Reporting-Tool, womit Geschäftsreisen für unsere Firmenkunden total transparent werden.

«Wenn Mitarbeiter von KMU vielleicht zwei-, dreimal pro Jahr reisen, lohnt sich der Einsatz von persönlichen Kreditkarten nicht. Stattdessen können sie mit unserer virtuellen Kreditkarte A.I.D.A. bezahlen.»
Andy Stehrenberger, Managing Director AirPlus International AG Schweiz

Bei vielen Firmen sind Reise- und Übernachtungskosten ein beträchtlicher Ausgabenposten. Wodurch reduzieren sich denn diese Kosten, wenn sie über AirPlus abgewickelt werden?

Das AirPlus-Angebot erleichtert nicht nur die Abrechnung von Reisen. Die Zentralisierung spart auch Zeit, hilft, Fehler zu minimieren, und bietet Potenzial für Kostensenkungen, indem sie Unternehmen die notwendigen Daten in die Hand gibt, um Verhandlungen über Rabatte mit Fluglinien, Hotelketten oder Anbieter von Mietwagen zu führen. Zudem sind unsere Kunden vom Kreditkartenentgelt (bei Nutzung eines Debit-Accounts) derjenigen Fluglinien befreit, die auf der AirPlus-Whitelist aufgeführt sind.

Sie wenden sich an Firmenkunden und dabei ausdrücklich auch an KMU. Dass Grosskunden mit intensiver Reisetätigkeit von Ihren Dienstleistungen profitieren können, ist klar. Aber KMU?

Wenn Mitarbeiter von KMU vielleicht zwei-, dreimal pro Jahr reisen, lohnt sich der Einsatz von persönlichen Kreditkarten nicht. Stattdessen können sie mit unserer virtuellen Kreditkarte A.I.D.A. bezahlen. Zudem entlasten wir sie, indem Zahlungen und Buchungen direkt in die Firmenbuchhaltung eingespeist werden.

Was bedeutet das Kürzel A.I.D.A., und wie genau funktioniert diese Karte?

A.I.D.A. heisst “AirPlus integrated data and acceptance“. Wir geben diese Karte in Zusammenarbeit mit Mastercard aus, die weltweite Akzeptanz geniesst. Man setzt sie für alle Zahlungen ein bei denen UATP-Karten nicht akzeptiert werden. (UATP oder „Universal Air Travel Plan“ ist ein Bezahlsystem, das den Airlines gehört und für Flugreisen, gewisse Hotels und Reisebüros benutzt werden kann, Anm. d. Red.) A.I.D.A. wird mit einer Reisestellenkarte verbunden, einer unpersonalisierten Karte, die beim Reisebüro hinterlegt wird. Die Zahlungen mit A.I.D.A. fliessen im Hintergrund direkt ins Firmenreporting ein.

AirPlus ist eine Tochtergesellschaft der Lufthansa. Müssen Ihre Kunden damit rechnen, dass AirPlus die Lufthansa und ihre Töchter gegenüber anderen Airlines bevorzugt?

Nein, der Verwendungszweck unserer Kreditkarten wird ja nicht durch uns bestimmt, sondern durch unsere Firmenkunden, die sie nutzen, oder durch das Reisebüro, über das die Reisen gebucht werden.

Überall ist vom Kostendruck die Rede. Trotzdem geht laut Ihren Erkenntnissen die Buchung von Lowcost-Carriers zurück. Letztes Jahr wurden nur noch 9,1% Low Cost-Flüge für Geschäftsreisen gebucht. Worauf führen Sie das zurück?

Viele traditionelle Fluggesellschaften haben inzwischen ihr Angebot angepasst und Low Cost-Tarife eingeführt, zum Beispiel für Tickets, die keine Gepäckaufgabe erlauben. Laut unseren Statistiken dauern mehr als die Hälfte aller Geschäftsreisen einen bis drei Tage; in diesem Fall ist es eine taugliche Alternative, nur mit Handgepäck zu fliegen.

Apropos Flugpreise: Wie haben sich diese entwickelt?

AirPlus hat 2017 weltweit rund 18 Millionen Tickets gebucht. Dabei ist der Durchschnittspreis von 494 Euro pro Ticket, global betrachtet, gegenüber 2016 stabil geblieben. (In der Schweiz kostete eine Flugreise im Schnitt 852 Franken, was die viel höheren Flugpreise reflektiert, die bei uns verlangt werden.) Betrachten wir nur die Schweiz, dann sind die durchschnittlichen Ausgaben für Flüge innerhalb des Landes zwar von 326 auf 371 Franken pro Buchung gestiegen; sie machen aber nur einen geringen Prozentsatz aller Flugreisen aus. Im Europa-Verkehr (74% des über AirPlus abgerechneten Fluggeschäfts) stiegen sie marginal von 430 auf 433 Franken. Und im Interkontinental-Verkehr sanken sie gegenüber 2016 sogar um 0,4% auf 2932 Franken. Nur in der First Class haben wir eine markante Kostensteigerung von 4849 auf 6797 Franken pro Buchung registriert, aber das fällt statistisch nicht ins Gewicht, weil nur für 0,1% der Kontinental- und 0,4% der Interkontinentalflüge First Class gebucht wird.

«Viele traditionelle Fluggesellschaften haben inzwischen ihr Angebot angepasst und Low Cost-Tarife eingeführt.»

Ist also der befürchtete Kostenschub nach der Pleite von Air Berlin ausgeblieben?

Nicht ganz: Auf den Strecken Zürich-Berlin und Zürich-Düsseldorf haben wir 2017 eine Erhöhung der Durchschnittspreise um rund 10% gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Im Januar und Februar 2018 sind die Durchschnittspreise für Berlin-Flüge jedoch sogar leicht unter das Niveau von 2016 gefallen, während sie auf der Düsseldorf-Route weiter angezogen haben.

Haben Sie eine Idee, wie sich die Flugpreise in den kommenden Monaten entwickeln werden?

Wegen der momentanen Bewegungen im europäischen Flugmarkt ist derzeit nur schwer abzuschätzen, ob sich die Flugpreise eher nach oben oder wieder tendenziell nach unten bewegen werden.

Thema Düsseldorf: Die wichtigsten interkontinentalen Destinationen von der Schweiz aus bieten wenig Überraschung: New York, Shanghai, Dubai, Singapur. Bei den kontinentalen fällt auf, dass unmittelbar hinter London Düsseldorf folgt, erst danach Wien und Berlin. Wieso Düsseldorf?

In Düsseldorf haben sich rund 5’000 ausländische Firmen angesiedelt. Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens ist eine Hochburg für Beratungsfirmen. Düsseldorf gehört auch zu den führenden IT-Standorten Deutschlands: Zur Branche der Informations- und Kommunikationstechnik können hier rund 1500 Unternehmen mit etwa 24‘000 Beschäftigten gezählt werden. Zudem ist Düsseldorf auch heute noch ein wichtiger Industriestandort.

Das Geschäft mit Geschäftsreisen ist ein zyklisches Business: Wenn die Wirtschaft boomt, boomt auch die Reisetätigkeit. In Umfragen haben Sie festgestellt, dass die Mehrheit der Travel Manager und vor allem der Geschäftsreisenden eine Zunahme der Geschäftsreisen voraussagt. Darf man daraus Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate und Jahre ziehen?

Das kann man so sagen. Auch in der Schweiz haben wir sehr positive Rückmeldungen. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass sich der Wechselkurs des Frankens gegenüber dem Euro wieder auf einem erträglichen Niveau eingependelt hat. Unmittelbar nachdem die Nationalbank die Stützung des Euros aufgegeben hatte und der Franken in die Höhe schnellte, war sehr deutlich eine negative Tendenz zu spüren. Jetzt verzeichnen Grossfirmen wieder eine verstärkte Reisetätigkeit, während KMU noch etwas zurückhaltend sind.

Der Optimismus ist in Indien, China und Brasilien sehr viel grösser als in Europa. Schliessen Sie daraus, dass auch die dortigen Volkswirtschaften stärker wachsen werden?

AirPlus sieht das ganz klar so. Wir haben inzwischen drei Firmenstandorte in China und verzeichnen dort zweistellige Wachstumsraten. Allerdings wachsen auch dort die Bäume nicht in den Himmel. Das zeigt zum Beispiel der Fall der HNA-Gruppe, welche dringend Fremdmittel braucht, aber den Börsengang ihrer Tochtergesellschaften Gategroup und Swissport nicht realisieren konnte.

«Wir haben inzwischen drei Firmenstandorte in China und verzeichnen dort zweistellige Wachstumsraten Allerdings wachsen auch dort die Bäume nicht in den Himmel.»

Und welche Konsequenzen zieht AirPlus daraus? Werden Sie Ihre Tätigkeit in China, Indien und Brasilien verstärken?

AirPlus hat am meisten offene Stellen in China. Indien gehört zu den zehn Top-Wirtschaftsdestinationen, und AirPlus bearbeitet gegenwärtig etwa hundert Dossiers von Firmen, die sich dort etablieren wollen. Brasilien wurde bis dato von unserem lokalen Partner Bank Santander betreut, haben nun aber im März mit dem Aufbau einer eigenen Niederlassung begonnen. Auch dort ist die Nachfrage sehr gross.

Der Gesprächspartner:
Andy Stehrenberger ist seit dem 1. September 2016 Managing Director von AirPlus International Schweiz AG. Vor seinem Wechsel zu AirPlus war er als Head of Client Management & Sales Switzerland bei American Express Global Business Travel tätig. In seiner Karriere bekleidete er verschiedene leitende Positionen u.a. bei Lufthansa, Austrian Airlines, BTI Central Europe sowie bei der Hogg Robinson Group. Er lebt in Winterthur, ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

Über AirPlus International
AirPlus ist ein führender internationaler Anbieter von Lösungen für das tägliche Management von Geschäftsreisen. 51‘000 Firmenkunden setzen bei der Bezahlung und Auswertung ihrer Geschäftsreisen auf AirPlus. Unter der Marke AirPlus International werden die Produkte und Dienstleistungen weltweit vertrieben. Der AirPlus Company Account ist das erfolgreichste Abrechnungskonto innerhalb des UATP. Weitere Informationen auf www.airplus.com.

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