Remo Rey, Geschäftsführer der Schweiz. Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG, im Interview

Remo Rey, Geschäftsführer der Schweiz. Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG, im Interview
Remo Rey, Geschäftsführer der Schweiz. Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Rey, Ihre sechs Kursschiffe befördern pro Jahr 350’000 Passagiere über den Rhein, bis hin zum Untersee. Was genau sind „Schottel-Ruderpropeller“, mit denen Ihre Ausflugsboote ausgerüstet sind?

Remo Rey: Schottel-Ruderpropeller sehen aus wie Stiefel, an der Stiefelspitze ist der Propeller befestigt. Der gesamte Stiefel lässt sich um 360 Grad drehen. So steht die volle Antriebsleistung zum Manövrieren zur Verfügung.

Ihr Umsatz ist von Wetter und Wasserstand abhängig. In diesem Jahr gab es wohl noch keine Probleme?

Bislang hatten wir ein sehr gutes Jahr, was die drei Ws (Wetter, Wasserstand und Währung) anbelangt. Im Unterschied zu unseren Kollegen, welche auf reinen Seestrecken unterwegs sind, ist unsere Rhein-Strecke besonders von der Wassermenge abhängig.

Das letzte Hochwasser auf dem Rhein ist fast zwanzig Jahre her. Ist man heute besser geschützt?

Hochwasser kann es immer wieder geben. Uns wurde für dieses Jahr Hochwasser prognostiziert, da die Schneemengen im Frühling denjenigen im Jahr 1999 entsprochen haben. Damals musste ein unüblich starkes Hochwasser verkraftet werden. Dieses Jahr war der Frühling warm und mit der Föhnlage verdunstete das Schmelzwasser zusätzlich.

«Insbesondere bei der Kursschifffahrt soll die Auslastung mit gezielten Massnahmen und Angeboten gesteigert werden, um Mehreinnahmen zu generieren.»
Remo Rey

Der Reingewinn pro Passagier liegt im Moment bei gut einem Franken. Verbesserte Auslastungen der Sonderfahrten führten zu Mehreinnahmen je Passagier. Werden Sie diesem Trend weiter folgen?

Wir haben ein effizientes Kostenmanagement aufgebaut, um bei Zusatzangeboten wie Sonder- und Themenfahrten den Ertrag zu steigern. Entsprechend werden wir die Auslastung sowie die Erträge weiter festigen. Allerdings ist es ebenso unser Bestreben, innovative Konzepte aufs Wasser zu bringen, mit Mut und starken Partnerschaften Neues auszuprobieren. Insbesondere bei der Kursschifffahrt soll die Auslastung mit gezielten Massnahmen und Angeboten gesteigert werden, um Mehreinnahmen zu generieren. In diesem Segment liegt das grösste Potenzial.

Sie bieten auch eine Jahreskarte mit Fahrradtransport an. Wie stark wird diese Dienstleistung genutzt?

In der Region Untersee und Rhein verbringen viele Touristen ihre Ferien oder einen Tagesausflug. Meistens sind die Reisen kombiniert mit Wander- oder Veloausflügen. Entsprechend verkaufen wir viele Tickets an Velofahrende. Ungefähr 15 Prozent der Jahreskarteninhaber kaufen die Kombikarte mit Fahrradtransport.

Welche neuen Themenschiffe entwickelt Ihr Team gerade?

Im Jahr 2018 haben wir neue Angebote in Kombination mit der Kursschifffahrt eingeführt, wie beispielsweise die Vogelschau-Fahrt. Die Akzeptanz und Buchungszahlen dieses Angebots liegt über unseren Erwartungen. Wir werden es auch 2019 weiterführen. Aktuell entwickeln wir neue Themenschiffe, welche wir zum Saisonstart 2019 kommunizieren werden. Im Winterhalbjahr 2018/2019 startet das Sonntagsbraten-Schiff, jeweils am zweiten Sonntag im Monat. Zusammen mit der Bordgastronomie laden wir unsere Gäste ein, den Sonntag an der gemeinsamen Mittagstafel auf einer entspannten Fahrt auf dem Rhein zu zelebrieren. Ein besonderes Highlight dieses Jahr ist das Schiff-Hotel MS Konstanz: Eine exklusive Suite mit eigener, bewirteten Schiffsterrasse für zwei Personen. Innerhalb von wenigen Tagen war das Angebot bereits ausgebucht. Eine Wiederaufnahme des Angebots wäre für alle interessant.

Werden die weiter steigenden Spritpreise im 2018 für Belastung beim Gewinn sorgen oder bremst der Tausch des Motors bei Ihrem Flagschiff MS Schaffhausen den Verbrauch?

Tatsächlich ist der steigende Dieselpreis eine Belastung unserer betrieblichen Ausgaben. Da wir aber einen terminierten Einkauf vereinbaren, ist auch dies kalkulierbar. Ob der Verbrauch des Flagschiffs niedriger ausfallen wird als vor der Neumotorisierung, können wir erst nach dem ersten Betriebsjahr mit den neuen Motoren auswerten.

«Langfristig wird es auch für die Werbeflächen auf den Schiffen digitale Lösungen geben.»

Wie gut läuft denn die Vermarktung der Werbeflächen auf Ihren Schiffen?

Wir freuen uns über immer grösseres Interesse an den Flächen. Dies ermöglicht uns einen Zusatzertrag zu erwirtschaften. Langfristig wird es in diesem Bereich digitale Lösungen geben.

Der Personalaufwand sank in den letzten Jahren kontinuierlich. Ist die URh ein schlankes Unternehmen?

Die URh ist in der Tat sehr effizient organisiert. Nach den Sanierungsmassnahmen im Jahr 2016 wurde die Geschäftsstelle reorganisiert, dabei fielen auch Stellen weg. Durch das Zusammenlegen von Verantwortungsbereichen konnte die Geschäftsleitung von vier auf zwei Personen geschrumpft werden. Im nautischen Bereich setzen wir vermehrt auf saisonal Angestellte, was die Personalausgaben in den Wintermonaten, in welchen unsere Erträge gering sind, schmälert.

Die Schiffe sind weitgehend bilanziell abgeschrieben. Ich nehme aber dennoch an, dass in den nächsten Jahren keine Rieseninvestition ansteht?

Bis ins Jahr 2030 planen wir einige weitere Investitionen. Im Winterhalbjahr 2019/2020 steht die Neumotorisierung des 1983 erbauten MS Arenenberg an. Danach folgen bauliche Anpassungen des MS Stein am Rhein, aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetz.

Statt einer Dividende bekommen die Aktionäre einen 5%-igen Naturalrabatt. Kann es bald einmal eine richtige Dividende geben, oder bleibt die reine Naturaldividende in den Statuten gemeiselt?

Die Naturaldividende ist in den Statuten festgeschrieben. Eine Änderung dieser Praxis hängt also nicht nur vom Geschäftsergebnis, sondern eben auch von einer Statutenänderung ab.

Zum Gesprächspartner:
Remo Rey, geboren am 18.11. 1975, wohnt in Fehraltorf, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er trat die operative Verantwortung bei der URh am 1. September 2014 an. Der Betriebsökonom FH/HWV war davor während knapp zehn Jahren Direktor von Winterthur Tourismus. Er präsidierte von 2011 bis 2014 die Swiss Cities, eine touristische Marketingvereinigung der Schweizer Städte. Remo Rey studierte an der ZHAW, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Betriebsökonomie mit Vertiefung in Marketing und E-Commerce. Zuvor absolvierte er die Hotelhandelsschule Minerva SHV in Zürich. Vor seiner Tätigkeit als Direktor von Winterthur Tourismus war Remo Rey in der Hotellerie und in der Kommunikationsbranche tätig.

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