Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments, im Interview

Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments, im Interview
Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments. (Foto: HBM)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Wicki, der Anteil privat gehaltener Unternehmen hat sich im HBM-Portfolio von 122 auf 288 Millionen Franken mehr als verdoppelt. Allerdings ging in den letzten Monaten unglaublich viel private equity an die Börsen. Finden Sie da überhaupt noch gute Firmen auf dem Markt, in die Sie investieren können?

Andreas Wicki: Wir beabsichtigen auch diesem Jahr rund CHF 100 Millionen in neue private Unternehmen zu investieren und sind diesbezüglich auf gutem Weg. Wir sehen jede Woche zahlreiche Investitionsgelegenheiten, von denen aber nur ein geringer Prozentsatz zum Abschluss kommt.

Cathay Industrial Biotech ist mit fast 100 Millionen Franken Ihre grösste Portfolioposition. Sie stellt unter anderem Nylon biotechnologisch her. Das ist aber doch kein klassisches Health Care-Investment?

Cathay ist primär in der industriellen Biotechnologie (auch weisse Biotechnologie genannt) tätig und damit eher am Rande unseres Anlageuniversums angesiedelt. Die von Cathay hergestellten Dicarbonsäuren finden aber durchaus auch Anwendung in der Medizin, so zum Beispiel in einem Medikament von Novo Nordisk zur Behandlung von Diabetes.

Spielt in Healthcare und Biotech für Sie die Zukunft auch in China?

Der chinesische Gesundheitsmarkt ist auf mittlere bis lange Sicht ein Wachstumsmarkt und daher für uns interessant. Wir beabsichtigen unsere Allokation in Asien zu erhöhen und haben dazu in den vergangenen Monaten einige Kapitalzusagen an Fonds aber auch Direktinvestitionen in einzelne Unternehmen getätigt. Aktuell sind rund 18 Prozent unseres Vermögens in der Region Asien investiert.

«Wir beabsichtigen unsere Allokation in Asien zu erhöhen und haben dazu in den vergangenen Monaten einige Kapitalzusagen an Fonds aber auch Direktinvestitionen in einzelne Unternehmen getätigt.»
Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments 

Im letzten Geschäftsjahr gab HBM Healthcare Investments fast 30 Millionen für Absicherungsgeschäfte aus. Das ist ein Viertel des Gewinns. Wäre es nicht besser, das Risiko einfach zu tragen? Die Aktionäre müssten doch Verständnis dafür haben. Es kann ja nicht immer nur aufwärts gehen.

«Ausgegeben» ist falsch ausgedrückt. Man darf natürlich nicht nur die eine Seite des Geschäfts betrachten, wir haben ja auf der anderen Seite in ähnlichem Umfang vom Wertzuwachs auf unseren börsenkotierten Titel profitiert. Wir sehen die teilweise Marktabsicherung als Instrument um den Mix zwischen privaten und börsenkotierten Unternehmen zu steuern. Je nach Marktentwicklung entwickelt sich der Wert dieser Position in die eine oder andere Richtung.

Wo sehen Sie in den nächsten Jahren Ihre Hauptwährung, den Dollar?

Auf dem aktuellen Niveau sehen wir den Dollar gegenüber dem Schweizer Franken als «neutral» mit Kursschwankungen um die Parität rum. Die Wirtschaft in den USA entwickelt sich gut und die Zinsen dürften weiter steigen, was den Dollar unterstützen sollte.

Da ist Absicherung sicher kein Thema?

Im Moment nicht, wir behalten die Lage aber sicher im Auge.

Der Discount zum NAV ging in den letzten Jahren um mehr als zwei Drittel zurück. Wäre die rote Null auch drin?

Das wäre zu wünschen, wir können das aber nicht wirklich beeinflussen. Wir konzentrieren uns darauf, aus unseren Investitionen stetigen Wertzuwachs zu liefern. Diesbezüglich sehen wir insbesondere bei unseren privaten Unternehmen erheblichen Mehrwert, der sich in den kommenden Jahren durch Börsengänge oder Unternehmensverkäufe realisieren lässt.

Mit ARMO Biosciences hat HBM einen ersten Schwerpunkt in der Immunonkologie gesetzt. Suchen Sie auf diesem Feld weitere Investmentgelegenheiten?

Wir haben gerade eben eine Neuinvestition von fünf Millionen Euro in das belgische private Unternehmen iTeos Therapeutics getätigt. iTeos entwickelt Immuntherapien der nächsten Generation. Die Entwicklungspipeline ist dementsprechend in einem frühen Stadium und mit Risiken verbunden, birgt aber im Erfolgsfall grosses Potenzial.

«Wir versuchen daher unser Portfolio von der Beteiligungsgrösse her so zu steuern, dass ein «Misserfolg» insgesamt verkraftbar bleibt.»

Bei Ophthotech, einem früheren Investment von Ihnen, sind Sie mit gutem Gewinn ausgestiegen. Mittlerweile ist die Aktie um sagenhafte 97 Prozent abgestürzt. Wie bekommt man so ein gutes „Näschen“?

Bei klinischen Studien, auch in der späten Phase III und trotz guter vorhandener Daten aus früheren Studien, bleibt halt immer ein gewisses Restrisiko bestehen. Im Hinblick auf solche «binären Ereignisse versuchen wir daher unser Portfolio von der Beteiligungsgrösse her so zu steuern, dass ein «Misserfolg» insgesamt verkraftbar bleibt. Deshalb realisieren wir bei den «Gewinnern» kontinuierlich durch Verkäufe, wenn diese im Wert zu stark anwachsen.

Nennen Sie mir im Portfolio Ihre momentane Lieblingsaktie…

Das an der Stockholmer Börse kotierte Unternehmen BioArctic entwickelt zusammen mit seinen Partnern Biogen und Eisai einen Wirkstoff zur Behandlung von Alzheimer Patienten. Anfang Juli veröffentlichten die Unternehmen positive Daten aus einer Phase 2-Studie, welche grosse Beachtung fanden. Wir agierten beim Börsengang des Unternehmens im Oktober 2017 als Ankeraktionär und investierten knapp CHF 8 Millionen. Der Aktienkurs hat sich seither dank der positiven Studiendaten vervierfacht. Diese Aktie muss man daher einfach mögen…

Zur Person:
Andreas Wicki ist ein erfolgreicher Unternehmer und Investor im Bereich des Gesundheitswesens und verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Pharma- und Biotechnologiebranche. Er war Miteigentümer und Geschäftsführer der ANAWA Holding AG und der Clinserve AG, zwei Auftragsforschungsgesellschaften für Analyse, Logistik und Datenmanagement klinischer und präklinischer Studienproben. Wicki studierte Chemie und Biochemie an der Universität Bern, schloss mit dem Doktorexamen ab und war u.a. Mitglied im Verwaltungsrat der Basilea und PharmaSwiss. Er ist aktiver VR bei zahlreichen Biotechunternehmen und bei HBM Healthcare Investments (Cayman) Ltd.

Zum Unternehmen
Die Beteiligungsgesellschaft HBM Healthcare Investments investiert im Sektor Gesundheit und hält gegenwärtig ein internationales Portfolio von erfolgversprechenden Unternehmen in Humanmedizin, Biotechnologie, Medizinaltechnik und Diagnostik sowie verwandten Gebieten. Die Hauptprodukte vieler dieser Unternehmen sind in fortgeschrittener Entwicklung oder bereits am Markt eingeführt. Die Unternehmen werden eng begleitet und in ihrer strategischen Ausrichtung aktiv unterstützt. HBM Healthcare Investments wird von einem internationalen Aktionariat getragen und ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.

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