Schweiz büsst bei ausländischen Arbeitnehmenden an Beliebtheit ein

Schweiz büsst bei ausländischen Arbeitnehmenden an Beliebtheit ein
(Foto: Pixabay)

Zürich – Nach wie vor gilt die Schweiz als eines der beliebtesten Zielländer für Arbeitnehmende aus anderen Ländern. Sie hat aber an Beliebtheit eingebüsst, wie die Studie «Decoding Global Talent» der Boston Consulting Group, The Network und JobCloud zeigt. Die Schweiz rangiert auf Platz 8 – unter anderem hinter den USA, Deutschland und Kanada. Die Bereitschaft im Ausland zu arbeiten hat für Arbeitnehmende, die in der Schweiz tätig sind, drastisch abgenommen. Junge und gut Ausgebildete können es sich noch am ehesten vorstellen im Ausland zu arbeiten. Und: Während hiesige Arbeitnehmende am ehesten ins Ausland ziehen würden, um ihren persönlichen Horizont zu erweitern, suchen Arbeitnehmende aus anderen Ländern jeweils eher eine Erhöhung ihres Lebensstandards.

Die Schweiz rangiert auf Rang 8 der Studie zu den beliebtesten Zielländern für Arbeitnehmende aus dem Ausland. Im Vergleich zur letzten Ausgabe der Studie im Jahr 2014 bedeutet dies einen Verlust von drei Plätzen für die Schweiz. Insbesondere bei Russen, Chinesen und US-Amerikanern, aber auch bei Italienern und Deutschen hat die Schweiz an Attraktivität verloren. Im Jahre 2014 noch das beliebteste Ziel für die Deutschen, liegt die Schweiz neu hinter der USA.

«Es ist in den letzten Jahren für ausländische Arbeitnehmende schwieriger geworden, eine Schweizer Arbeitserlaubnis zu erhalten», so Renato Profico, CEO von JobCloud (jobs.ch / jobup.ch), dem führenden Unternehmen im digitalen Stellenmarkt der Schweiz und «The Network»-Mitglied. Daniel Kessler, CEO von BCG Schweiz ergänzt: «Der achte Platz kann nicht die Ambition der Schweiz sein. Unsere Innovationskraft ist auf die besten Globalen Talente angewiesen und es bedarf einem klaren politischen Plan, um die Schweiz zurück in die Top 3 der für Arbeitnehmer attraktiven Länder zu führen.»

Die beliebtesten Länder insgesamt sind die USA, Deutschland und Kanada. Grossbritannien ist der grosse Verlierer in den Top 10 (von Platz 2 im Jahr 2014 auf Platz 5 im Jahr 2018). Grund dafür mag nicht zuletzt der Brexit sein. Die grössten Sprünge nach vorne in den Top 10 machen Spanien und Australien (Australien von Platz 7 auf Platz 4, Spanien von Platz 8 auf Platz 6).

Schweizer würden am liebsten in die USA – oder in der Schweiz bleiben
Der Wunsch von Arbeitnehmenden in der Schweiz, im Ausland zu arbeiten, hat drastisch abgenommen: Äusserten 2014 noch 77% den Wunsch nach einer Arbeitsstelle im Ausland, sind es im 2018 noch 60%. Dieser Wert liegt aber immer noch über dem internationalen Durchschnitt von 58%. Besonders junge und gut ausgebildete Personen können sich vorstellen, im Ausland zu arbeiten (64% und 71%).

«Die Work-Life-Balance und ein gutes Arbeitsverhältnis ist Arbeitnehmenden in der Schweiz gemäss der Studie überdurchschnittlich wichtig», so Renato Profico. «Offenbar möchten immer weniger diese Faktoren für eine Stelle im Ausland aufs Spiel setzen. Ein Umzug ins Ausland ist in der Regel auch mit dem Aufbau eines neuen Umfelds und einem anderen Arbeitsklima verbunden.» Wer den Sprung ins Ausland wagt, tut dies in erster Linie zur persönlichen Horizonterweiterung, um Arbeitserfahrung zu sammeln oder eine andere Kultur zu erfahren. Wegen eines höheren Lebensstandards oder höheren Lohns zieht es die wenigsten ins Ausland. Diese Faktoren sind für Arbeitnehmende in anderen Ländern jedoch besonders wichtig, wenn sie sich für oder gegen einen Job im Ausland entscheiden.

Schweiz in Frankreich besonders beliebt, die USA in der Schweiz die Nummer 1
Wo zieht es Arbeitnehmende aus der Schweiz hin? Nicht etwa die Nachbarländer sind besonders beliebt, sondern die USA und Kanada – erst danach folgt Deutschland als einziges Nachbarland, dann kommt mit Australien wieder ein Zielland in Übersee. Der englischssprachige Raum scheint also deutlich beliebter zu sein als Länder, in denen Schweizer Landessprachen gesprochen werden.

In die Schweiz ziehen würden hingegen einige unserer Nachbarn: Bei Arbeitnehmenden aus Frankreich, Bosnien, Serbien, Italien und Tunesien ist die Schweiz besonders beliebt. Für Personen mit Skills in den Bereichen IT, Ingenieurwissenschaften, Sales, Digitalisierung und Management kann der Traum von einer Stelle in der Schweiz besonders schnell in Erfüllung gehen: Stellen in der Schweiz in diesen Bereichen sind besonders schwierig zu besetzen – egal ob mit Kandidaten aus dem In- oder dem Ausland. Rund 46% der befragten Recruiter sagen sogar, dass es in den letzten drei Jahren noch schwieriger geworden ist, Stellen in diesen Bereichen zu besetzen.

Über die Studie
Die Studie «Decoding Global Talent» basiert auf Befragungen von 366’139 Arbeitnehmende und Arbeitssuchende in 197 Ländern in den ersten Monaten 2018. Anhand eines 40 Fragen umfassenden Fragebogens wurden die Teilnehmer zu verschiedensten Themen rund um das Thema «Arbeit im Ausland» befragt.

Komplette Studienresultate

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