Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Die Mär vom schädlichen Wachstum

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Die Mär vom schädlichen Wachstum
Robert Jakob

Von Robert Jakob

Zu Beginn der 70er Jahre machte ein Buch Furore. Die von Dennis Meadows als Erstautor herausgegebenen „Grenzen des Wachstums“ wurden zur Bibel der Nachhaltigkeitsbewegung. Obwohl sich einige der darin gemachten Voraussagen als falsch erwiesen, legte das Werk über Jahre hinweg den Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt. Meadows bekräftigt immer wieder seine Aussage, dass unser auf grenzenlosem Wachstum fussendes Wirtschaftssystem noch in diesem Jahrhundert kollabieren wird. 82 Jahre verbleiben noch. Insofern kann sich seine Vorhersage durchaus erfüllen. Seit „The Limits of Growth“ 1972 erschien, gab es Abertausend von Sekundärliteratur, welche das hohe Lied vom schädlichen Wachstum singen. Doch vielleicht ist einmal eine differenzierte Betrachtung von Nöten.

Ähnlich jenem Fussballreporter, der die gute Chancenausbeutung einer Mannschaft immer als „gnadenlose Effektivität“ bejubelt, huldigen wir Menschen einer Fehlinterpretation. Was der Reporter loben will, ist, dass die Mannschaft klug ihre Chancen nutzt. Es geht nicht darum, dass sie gewinnt, wie in den irrwitzigen Materialschlachten der Weltkriege, sondern dass sie einfach optimal ihre Chancen nutzt. Effizienz wäre das richtige Wort.

Auch unsre Wirtschaft ist viel zu sehr von kriegerischem Denken bestimmt. Da ist die Rede von Markteroberung, Preisschlachten, Handelskriegen und viel zu oft werden Ressourcen vergeudet. Wenn wir so weitermachen, wird sich Dennis Meadows Vorhersage noch in diesem Jahrhundert bestätigen. Wer sagt aber, dass dies überhaupt zwingend so sein muss?

Qualität des Wachstums entscheidet
Seit dem Erscheinen seines Buches vor 46 Jahren hat sich doch vieles verbessert: Die moderne Medizin hat die Lebenserwartung erhöht und die Kindersterblichkeit gesenkt, neue Pflanzensorten und Anbaumethoden haben die Ernteerträge kontinuierlich steigen lassen und den Hunger auf der Welt gemindert, die Digitalisierung hat alle vernetzt und den Zugang zu Organisation und Bildung wesentlich erleichtert.

Entscheidend ist die Qualität des Wachstums. Meine langjährigen Berechnungen zeigen, dass ab einem BIP-Wachstum von zwei Prozent Unternehmer Arbeitsplätze schaffen, weil es ihnen nicht mehr gelingt, die Auslastung auf die bestehende Belegschaft zu verteilen.

Das ist ein durchaus gemässigtes Wachstumstempo. Es muss dann nicht auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit gehen, wenn die Produktivität zunimmt – und zwar nicht nach der amerikanischen Definition “ Output durch Lohnkosten“, sondern nach der nachhaltigen Definition „Output durch Ressourceneinsatz“. Das ist möglich, weil das 2%-Ziel keine unbillig hohe Latte darstellt. In unserer Landwirtschaft wird dieses Ziel beispielsweise erreicht. In der Computerindustrie wird es problemlos übertroffen. Das gleiche gilt für die Medizintechnik. Die Rolle technologischer Innovationen wird zu sehr unterschätzt. Es besteht tatsächlich Hoffnung, dass der Mensch sich nicht selber den Planeten kaputt macht, wenn er lernt, effizient statt effektiv zu sein. Genau das schont unsere Umwelt. Das gilt auch für Mobilität, Kraftwerks- und Wohnungsbau.


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Die Börse besteht zu 90 Prozent aus Emotionen, weiss Börsen-Altmeister André Kostolany. Gier, Verliebtheit, Panik was haben weiche Faktoren im harten Geschäft der Geldvermehrung zu suchen? In jedem Fall sind sie ein idealer Nährboden für den Witz. Lustvoll wird hier überspitzt, worüber wir uns alle schon schwarzgeärgert haben. Weil wir leichtgläubig waren und hoffnungslos blind. Gute Wirtschaftswitze haben meist einen sehr realen Hintergrund. Indem sie die Wirklichkeit, über die man sich sonst eher aufregen müsste, humorvoll überdrehen, kann der Leser Abstand gewinnen und herzhaft lachen. Der Autor kennt seine grossen und kleinen Helden, die Wirtschaftsbosse und den Börsenneuling, den Finanzspekulanten und den naiven Träumer.

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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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