EZB halbiert Anleihenkäufe auf 15 Milliarden Euro

EZB halbiert Anleihenkäufe auf 15 Milliarden Euro
EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB/Flickr)

Frankfurt am Main – Der Anti-Krisen-Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) neigt sich trotz Risiken für die Weltwirtschaft dem Ende zu. Wie im Juni in Aussicht gestellt, halbiert die Notenbank das Volumen ihrer monatlichen Anleihenkäufe ab diesem Oktober auf 15 Milliarden Euro. Ein Ende des Programms zum Kauf von Staats- und Unternehmenspapieren peilen die Währungshüter unverändert zum Jahresende 2018 an. Er sehe eine starke Konjunktur im Euroraum, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Es gebe aber auch Risiken, vor allem aufgrund der internationalen Handelsstreitigkeiten.

Die Zinsen liessen die Notenbanker wie von Experten erwartet unverändert. Der Leitzins bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Zudem müssen Geschäftsbanken weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Höhere Zinsen kommen für die Währungshüter frühestens im Herbst 2019 infrage. Der EZB-Rat bekräftigte seine Einschätzung, dass die Zinsen bis «mindestens über den Sommer 2019» auf dem aktuellen Niveau bleiben werden.

Draghi oder sein Nachfolger – wer verkündet die erste Zinserhöhung?
Volkswirte rechnen damit, dass die EZB dann zunächst die Strafzinsen für Kreditinstitute verringern wird. Ungewiss bleibt, ob Draghi zum Ende seiner achtjährigen Amtszeit im Herbst 2019 noch die erste Zinserhöhung in Kraft setzen wird oder das seinem Nachfolger überlässt. Die Chancen, dass Bundesbank-Präsident Jens Weidmann als erster Deutscher auf dem EZB-Chefsessel Platz nehmen wird, scheinen sich angesichts des politischen Postenpokers in Europa zuletzt verschlechtert zu haben.

Wertpapiere im Gesamtwert von 2,5 Billionen Euro gekauft
An den Anleihenmärkten wird die EZB auch dann noch ein gewichtiger Marktteilnehmer bleiben, wenn sie keine neuen Papiere mehr erwirbt: Gelder aus auslaufenden Anleihen will sie wieder investieren. Seit Beginn des Programms im März 2015 bis Ende August 2018 hat die EZB Wertpapiere im Gesamtwert von gut 2,5 Billionen Euro gekauft. Ziel ist, auf diesem Weg der Konjunktur in den 19 Euroländern auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen.

Im August lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Zahlen des Statistikamtes Eurostat um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Mittelfristig strebt die EZB Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Das ist weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben, was die Konjunktur abwürgen könnte.

Handelsstreitigkeiten als grösstes Risiko
Das grösste Risiko und somit das grösste Hindernis auf dem Weg zur geldpolitischen Straffung sieht Draghi in den Handelsstreitigkeiten weltweit. Hinzu kommen heftige Kursverluste bei Währungen einiger Schwellenländer wie der Türkei, Argentinien oder Indien, denen der EZB-Chef jedoch eine geringere Bedeutung zuspricht. Argentinien und die Türkei seien nicht substantiell für die Entwicklung der Weltwirtschaft, sagte er auf der Pressekonferenz. Er verwies aber auf Kursschwankungen an den internationalen Finanzmärkten, die durch die Änderung der Geldpolitik führender Notenbanken zu beobachten seien.

Wirtschaftswachstum etwas tiefer als bis anhin prognostiziert
Die EZB rechnet für dieses und kommendes Jahr mit einem etwas geringeren Wirtschaftswachstum als zuletzt noch angenommen. In diesem Jahr dürfte der Zuwachs im Euroraum laut Draghi bei 2,0 Prozent liegen, im kommenden Jahr bei 1,8 Prozent. Das Wachstum fällt damit je 0,1 Punkte geringer aus als bisher erwartet. Für 2020 geht die EZB unverändert von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus.

Ihre Projektionen für die Inflation beliess die Notenbank unverändert bei jeweils 1,7 Prozent für die Jahre 2018 bis 2020. Die Projektionen der EZB werden vom Mitarbeiterstab einmal pro Quartal erstellt. Sie dienen dem geldpolitischen Rat als Entscheidungshilfe. Der Euro legte während der EZB-Pressekonferenz im Verhältnis zum US-Dollar um mehr als ein halbes Prozent zu. Hier spielte jedoch auch eine Dollar-Schwäche aufgrund gleichzeitig veröffentlichter und geringer als erwartet ausgefallener US-Inflationsdaten eine Rolle. (awp/mc/pg)

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