«Swiss Skies» will mit Billig-Langstreckenflügen die Flugindustrie aufmischen

«Swiss Skies» will mit Billig-Langstreckenflügen die Flugindustrie aufmischen
"Swiss Skies" will Airbus A321neo LR Flugzeuge mit 190 Sitzplätzen einsetzen. (Foto: Airbus)

Basel – Günstige Langstreckenflüge ab Basel: Ein solches Projekt unter dem Namen «Swiss Skies» hat diese Woche für Furore gesorgt. Vier Männer aus der Luftfahrtindustrie wollen gemeinsam den Langstreckenmarkt umkrempeln. Schon ab der zweiten Jahreshälfte 2019 soll es losgehen. Bevor die ersten Flüge abheben können, müssen die vier aber erst Investoren von ihrer Idee überzeugen.

«Zu der Zeit, als wir uns kennenlernten, realisierten wir alle: In der Industrie verändert sich etwas», sagte Armin Bovensiepen am Freitag an einer Medienkonferenz, an der er und seine Mitstreiter Alvaro Oliveria, Philippe Blaise und Harald Vogels ihre Pläne vorstellten. Fast zwei Jahre lang hätten sie nun an einem neuen Geschäftsmodell gearbeitet.

Mit dem neuen Geschäftsmodell wollen sie das Billigkonzept auf die Langstrecke holen. Während günstige Airlines wie Easyjet und Ryanair den etablierten Fluggesellschaften auf der Kurzstrecke schon länger um die Ohren fliegen, blieb die Langstrecke bislang den traditionellen Airlines überlassen. Nun wollen die Swiss-Skies-Gründer in eine Lücke springen: Sie zielen auf Flughäfen wie den Euroairport in Basel, die heute noch keine direkten Langstreckenflüge anbieten.

30 Prozent tiefere Preise
Die Zeitersparnis soll die Fluggäste anlocken. Indem das Umsteigen entfalle, könnten die Kunden zwischen zwei und drei Stunden sparen, sagte Bovensiepen, der zuvor unter anderem für Fluglinien wie Niki, Airberlin und Austrian Airlines gearbeitet hat. Zudem sollen die Preise dank schlanker Kostenstrukturen rund 30 Prozent unter denjenigen der Konkurrenz liegen.

Möglich machen soll das unter anderem die Maschine A321neo von Airbus, ein kleines Langstreckenflugzeug mit geringem Kerosinverbrauch. Dieses lässt sich leichter auslasten als die grossen Flieger. Weiter setzen die Gründer darauf, die Fluggäste mit einer Zeitersparnis anzulocken.

Basel soll dabei nur der Anfang sein. Innerhalb von fünf Jahren sollen von verschiedenen Standorten aus insgesamt 46 Destinationen angeflogen werden. Mit einer Flotte von 38 Flugzeugen sollen 161 Routen bedient werden und 3,8 Millionen Passagiere transportiert werden, was einen Umsatz von 1,5 Milliarden Franken generieren soll.

Interesse der Investoren wecken
Über das grosse Medienecho, das diese Pläne ausgelöst haben, zeigten sich die Verantwortlichen selbst erstaunt. «Heute geht es nicht um die Lancierung einer Airline, sondern um die Präsentation der Idee», betonte Sprecher Adrian Kohler. Eigentlich hatten die Unternehmer mit einem Artikel in der «Financial Times», in dem das Projekt erstmals öffentlich wurde, vor allem internationale Investoren auf sich aufmerksam machen wollen.

Am Vortag der Medienkonferenz trafen sie sich denn auch mit lokalen Investoren in Basel. Insgesamt 100 Millionen Franken brauchen sie nach eigenen Angaben, um das Projekt zum Fliegen zu bringen. Zu den Ergebnissen von dem Treffen am Donnerstag hielten sie sich bedeckt.

Es sei vor allem darum gegangen, das Interesse bei den Investoren zu wecken, sagte Harald Vogels, der zuletzt jahrelang für die Frachtairline Farnair in Basel gearbeitet hat. Nun stünden Einzelgespräche an. Er zeigte sich aber zuversichtlich, bis Ende Jahr mit 50 Millionen Franken die erste Tranche für die Gründung zusammen zu kriegen.

Erfolgreiche Billiganbieter als Vorbild
In den letzten Jahren wurden freilich in dem hart umkämpften Markt schon viele Millionen für neue Airlines in den Sand gesetzt. Von den jüngsten Groundings lassen sich die vier allerdings nicht entmutigen. «Man übersieht leicht, dass es auf der anderen Seite auch sehr erfolgreiche Airlines gibt», sagte Vogels am Rande der Medienkonferenz zur Nachrichtenagentur AWP. Gerade mit Billigairlines lasse sich viel Geld verdienen.

Experten hatten im Vorfeld der Idee durchaus Chancen eingeräumt. Zugleich gaben sie zu bedenken, dass die Kapazitäten in Basel ein Problem sein könnten, ebenso wie die Beschaffung der begehrten A321neo-Flugzeuge von Airbus. «Wir arbeiten eng mit dem Flughafen Basel zusammen», sagte Oliveira. Der Flughafen habe durchaus noch offene Zeitfenster ausserhalb stark belegter Tageszeiten wie dem frühen Morgen oder Abend.

Bei der Flugzeugbeschaffung setzen die vier vor allem auf Leasingfirmen. «Zwar gibt es schon Warteschlangen für die A321neo, die dieses Jahr erstmals ausgeliefert werden soll», sagte Vogels. Doch ein grosser Teil auf der Warteliste sei von den Leasingfirmen besetzt, mit denen man in regelmässigem Kontakt stehe. (awp/mc/pg)

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