IHAG-Kommentar: Europäische Aktien werden weiter gemieden

IHAG-Kommentar: Europäische Aktien werden weiter gemieden

Zürich – Bei den Aktienmärkten hat der Schwung in der vergangenen Woche bereits wieder nachgelassen. Der Rückzug der Chinesen vom Verhandlungstisch im eskalierenden Handelsstreit mit den USA war nicht hilfreich. Der S&P 500 eröffnete am Montag etwas tiefer und entwickelte sich danach gehalten seitwärts, mit einem leichten Wochenverlust von 0.5%.

Der SMI war dagegen im Aufwind, angetrieben durch die beiden Pharmawerte Novartis (+3.1%) und Roche (+1.1%) sowie einem positiven Call eines US-Brokers auf den Schweizer Aktienmarkt. Es resultierte ein Wochengewinn von 1.0%. Ein überzeugender Capital Market Day bewirkte bei Lonza einen weiteren Kursschub von 7.1%. Unbeliebt bleiben europäische Aktien, wo zudem das Profitwarning von BMW belastete. Der EuroStoxx50 gab über die Woche 0.9% nach. Schlusslicht war Italien, wo die Börse am Freitag nach dem Budgetentwurf der Regierung fast 4% einbrach und Italobanken gegen 8% absackten.

Vor dem Zinsentscheid kletterten die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA kurz über 3.10%. Die FED erhöhte am Mittwoch denn Leitzins wie erwartet um einen weiteren Viertel Prozentpunkt. Donald Trump gab sich allerdings in einem Tweet «not happy about it», worauf die Renditen sofort ein paar Basispunkte zurückkamen und bei 3.06% die Woche schlossen. Für 2019 wurden weitere drei Zinsschritte bestätigt. Insgesamt scheint den Renditen in den USA nun am oberen Ende einses mehrmonatigen Seitwärtskanals etwas die Luft auszugehen. In Deutschland kletterte die Rendite im Bund seit anfangs September von 0.33% bis auf 0.54% am Dienstag, aber auch hier ist nun viel eskomptiert. Der Wochenschluss lag wieder tiefer bei 0.47%. Parallel dazu die Schweiz, wo die Rendite im selben Zeitraum von -0.10% bis auf knapp 0.07% per Donnerstag anstieg, mit einem Rücksetzer am Freitag auf 0.04%.

Bei den Währungen wurde die Dollar Schwäche der letzten Wochen mit dem steigenden Zinstrend in den USA abgehakt. Der EUR/USD beendete die Avancen knapp über 1.18 und fiel am Freitag unter 1.16. Beim USD/CHF kam es letzte Woche zu einem Rebound von 2 Rappen auf 98 Rappen. Der EUR/CHF kletterte leicht von 1.1260 auf knapp 1.14. Generell konnten sich diverse bisher gebeutelte Währungen in den Schwellenländern (Türkische Lira, Brasilianischer Real) wieder etwas erholen.

Die Bodenbildung beim Goldpreis scheint gefährdet, jedenfalls sank der Preis pro Unze wieder unter USD 1200 mit Wochenschluss bei USD 1191. Der Ölpreis stieg dagegen auf einen vierjährigen Rekordpreis. Für das Fass Brent musste über 82 USD bezahlt werden. Die OPEC & Friends reiben sich die Hände. Gewisse Auguren sehen bereits wieder die USD 100 Marke in Reichweite, falls die Angebotsverknappung aus Iran und Venezuela sich ausweitet.

Der Aufschwung in Europa und v.a. Deutschland verliert an Tempo. Noch im Frühling wurde für Deutschland ein BIP-Wachstum von 2.2% erwartet, aktuell noch 1.7%. Der Handelskrieg der USA mit der Welt bremst die Exporte. Die Binnenwirtschaft wird dagegen, gestützt vom Konsum, stabil erwartet. Aufs Sentiment schlagen die politischen Querelen in Europa, mit Fokus Italien, wo für 2019 ein Budgetdefizit von 2.4% vorgesehen wird. Obwohl aber immer noch unter 3% ist dies grösser als von der EU gewünscht. Bei der hohen Staatsverschuldung (über 130% des BIP) wäre eine Reduktion angebracht, was aber nicht das prioritäre Ziel der neuen populistischen Regierung ist. Dies destabilisiert die Eurozone und erhöht die Nervosität an den Finanzmärkten, aber ein Chaos in Italien wurde bisher immer irgendwie gemeistert. Vermutlich dürfte sich die Lage bald wieder beruhigen.

Übers Wochenende einigten sich der kanadische Premier und US-Präsident Trump in letzter Minute. Die USA, Kanada und Mexiko beschlossen eine Neufassung und Umbenennung des auslaufenden NAFTA Abkommens. Das Drei-Länder-Abkommen soll USA-Mexiko-Kanada-Abkommen (USMCA) heissen und zu freien Märkten sowie fairerem Handel führen. Dies dürfte heute einen positiven Grundton an den Aktienbörsen bewirken.

Insgesamt sehen wir bei Aktienindizes in Europa keinen klaren Trend und würden nur punktuelle Käufe tätigen. Viele Unsicherheiten und Risiken bremsen. Diverse Aktien liegen sogar in einem negativen Abwärtstrend, welcher zermürbt. Teils ist deren Geschäftsgang gar nicht schlecht, aber die Börsen nehmen eine Abschwächung vorweg. Gewisse Übertreibungen reizen zum Zukauf, wurden aber oft durch einen weiteren Kurszerfall bestraft. Immerhin kam es bei LafargeHolcim zu einem Rebound ohne News, nachdem die Aktie seit Jahresbeginn unter Abgabedruck leidet. Ein Grund dürfte darin liegen, dass Hedgefonds diese Aktie als Short wegen dem relativ hohen Exposure in Schwellenländern benutzten. Eine Eindeckung solcher Positionen bringt Volatilität. Wir bleiben fundamental positiv eingestellt für diesen Weltmarktleader bei Zement, weil die Wirtschaft wächst, die Urbanisierung ein starker Trend bleibt und das neue Management bei Rendite und Margen hohe Ziele vorgibt. Bei Swatch ist nun viel Negatives eingepreist und es scheint sich charttechnisch ein Boden auszubilden. Wir würden Swatch Inhaber kaufen, mit einem Stopp bei CHF 377.

Andererseits gibt es ein paar wenige Aktien mit starkem Aufwärtstrend, darunter Lonza. Wir würden hier klar dabei bleiben, weil Lonza relativ unabhängig von der Konjunktur ein solides Wachstumspotential aufweist, getrieben von deren Kunden aus dem Biotechsektor. Der CEO hat einen guten Track Record mit Neupositionierung und Wachstumsinitiativen aufgebaut. (IHAG/mc)

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