Italienische Staatsanleihen erneut stark unter Druck

Italienische Staatsanleihen erneut stark unter Druck
Matteo Salvini, italienischer Vizepremierminister und Chef der rechten Partei Lega.

Frankfurt / Rom – Die Skepsis gegenüber der italienischen Haushaltspolitik sorgt weiter für eine angespannte Lage am Markt für italienische Staatsanleihen. Am Mittwoch kam es erneut zu kräftigen Kursverlusten und im Gegenzug zu einem starken Anstieg der Risikoaufschläge für Papiere aus dem Euroland. Im Vormittagshandel legte die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen um 0,11 Prozentpunkte auf 3,58 Prozent zu. Auch der Euro geriet unter Druck und rutschte unter die Marke von 1,15 US-Dollar.

Damit hat sich ein Rückgang der italienischen Rendite vom Dienstagabend nur als leichte Entspannung herausgestellt. Zuvor war die Rendite in der zehnjährigen Laufzeit am Dienstag noch bis auf 3,71 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen.

Der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini stellte in einem Interview mit dem Fernsehsender RAI noch einmal klar, dass es keine Abstriche bei den Haushaltsplanungen geben wird. Die italienische Regierungskoalition aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega hatte angekündigt, in den kommenden Jahren eine deutliche höhere Neuverschuldung anzupeilen als die Vorgängerregierung. Für 2019 ist ein Defizit von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung anstatt ursprünglich 0,8 Prozent vorgesehen. In den vergangenen Tagen hatte dies an den Finanzmärkten und unter den übrigen EU-Staaten Beunruhigung ausgelöst.

Kein Übergreifen auf Anleihen weiterer Länder
Die starken Kursverluste am Markt für Staatsanleihen bleiben indes weiterhin auf Papiere aus Italien begrenzt. Im Handel mit Anleihen aus Spanien, Portugal und Griechenland gab es zuletzt nur minimale Verluste. In der Hochphase der Euro-Schuldenkrise hatte das noch ganz anders ausgesehen. Damals waren in der Regel alle Papiere aus den Staaten der südlichen Peripherie der Eurozone unter starken Druck geraten.

Die Situation unterscheide sich «ganz erheblich» von jener 2011 und 2012, beschrieb der niederländische Notenbankchef Klaas Knot die Lage in einem Interview in «Börsenzeitung», das bereits am Dienstag veröffentlicht worden war. Die Ansteckungsgefahr sei viel geringer als damals, sagte Knot weiter.

Nach Einschätzung der Expertin Antje Praefcke von der Commerzbank zeigt die jüngste Entwicklung am Anleihemarkt aber auch, dass «das Thema Schulden in der Eurozone noch lange nicht überstanden ist». (awp/mc/ps)

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