CS Global CIO Note: Die Korrektur setzt sich fort

CS Global CIO Note: Die Korrektur setzt sich fort
Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer Credit Suisse.

Zürich – Über Nacht hat sich der Ausverkauf an den globalen Aktienmärkten fortgesetzt. US-Aktien gaben erneut am stärksten nach, und in der Folge eröffneten die Märkte in Asien mit Verlusten. Interessanterweise schneiden die Schwellenmärkte bei dieser Korrektur noch immer überdurchschnittlich ab, wobei das Minus in China, selbst nach den Verlusten von heute Morgen, nur etwa halb so hoch ausfällt wie in den USA.

Eine Kombination von Faktoren ist für die anhaltende Korrektur verantwortlich. Dazu gehören der holprige und ungewisse Weg zu einer globalen Zinsnormalisierung, die anhaltende Unsicherheit über die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China, die Angst vor Ansteckungsgefahren im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Europa und Italien, einige Enttäuschungen bei den Unternehmensgewinnen sowie die Befürchtung, bei den Unternehmensgewinnen in den USA könnte der Höhepunkt erreicht sein. Im Rahmen der Berichtssaison haben die Unternehmen bislang insgesamt die (reduzierten) Prognosen für den Gewinn je Aktie übertreffen können. Die Vorgaben für nächstes Jahr bereiten allerdings Sorge, vor allem bei gewissen Unternehmen, die als Barometer für die Weltwirtschaft gelten.

Sorgen über Risse im Schild der US-Unternehmensgewinne
Sehr gute Unternehmensgewinne haben die USA bislang vor vielen der makroökonomischen Schwierigkeiten geschützt, mit denen andere Aktienmärkte in diesem Jahr zu kämpfen haben. Nun wird befürchtet, dass dieser Schutzschild Risse bekommen könnte, was Zweifel an den Prognosen für 2019 weckt und dadurch die verbreitete Einschätzung, der Markt sei teuer, untermauert. Die jüngsten Stellungnahmen von Vertretern der US-Notenbank (Fed), die auf eine restriktivere Haltung schliessen lassen, wiegen vor diesem Hintergrund umso schwerer. Bei einer uneingeschränkt positiven Berichtssaison würden höhere reale Zinsen vermutlich als Beleg für eine anhaltende Stärke der Wirtschaft gewertet. Verschlechtern sich jedoch allmählich die längerfristigen Prognosen, während die Notenbank gleichzeitig Straffungsmassnahmen ergreift, so gibt dies sicherlich Anlass zu grösserer Besorgnis, zumal die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) zuletzt weltweit enttäuschend ausgefallen sind.

Ausverkauf ist übertrieben
Tatsächlich dürften diese Ängste aber übertrieben sein. Weder Wachstum noch Unternehmensgewinne sind stark rückläufig, und obwohl es durchaus möglich ist, dass bei den US-Unternehmensgewinnen ein Höhepunkt erreicht ist oder wird, so handelt es sich dabei jedoch eher um einen allmählichen Prozess und nicht um ein kurzfristiges Ereignis. Die Einkaufsmanagerindizes werden vermutlich durch eine Kombination einmaliger Faktoren belastet, die mit dem schlechten Wetter und den Folgen der neuen Emissionsvorschriften im europäischen Automobilsektor in Zusammenhang stehen. In den USA hat der Flash-PMI die Erwartungen zuletzt sogar übertroffen.

Sollte beim Gewinn je Aktie tatsächlich eine Spitze erreicht sein, würde dies zwar das weitere Verbesserungspotenzial bei den Bewertungskennzahlen einschränken. Eine Rechtfertigung für einen Einbruch der Aktienmärkte um 10% wäre dies jedoch nicht. Nicht vergessen werden sollte auch, dass die Fed restriktiv auftritt, weil sie von einer anhaltend starken Wirtschaft ausgeht. Falls sich diese Annahme als fasch herausstellt, wird sie ihre Geldpolitik sicherlich entsprechend anpassen. Mehrere Indikatoren zur Positionierung sprechen ebenfalls dafür, dass der Ausverkauf inzwischen übertriebene Ausmasse angenommen hat. Vergleichsweise extreme Ungleichgewichte bei der Positionierung an den Aktienmärkten haben einige Marktteilnehmer vermutlich zu Verkäufen gezwungen, was die Talfahrt zusätzlich beschleunigt. Auch unser Indikator für den globalen Risikoappetit ist zuletzt gestiegen.

Kein globaler Wachstumsschock
Die Tatsache, dass sich sowohl die globalen Anleihenrenditen als auch Rohstoffe angesichts der Verkaufswelle bei Aktien behaupten konnten, verdeutlicht, dass wir es nicht mit einem globalen Wachstumsschock zu tun haben. Hinzu kommt, dass Vermögenswerte aus den Schwellenländern, wie erwähnt, in der jüngsten Schwächephase der Aktienmärkte nicht ins Hintertreffen geraten sind. Tatsächlich konnten sich Schwellenländerwährungen (TRY, BRL) im vergangenen Monat deutlich erholen.

Weitere Massnahmen, die kürzlich von den chinesischen Behörden mit dem Ziel angekündigt wurden, die Kreditvergabe an den privaten Sektor zu fördern, sind ermutigend, und wir sehen darin einen potenziellen Auslöser für eine ausgeprägtere Erholung. Sicherlich stellt der gegenwärtige Rückschlag eine Herausforderung für die Portfolios dar. Wir sehen in der Korrektur aber keinen Vorboten für grösseres Unheil und halten eine leichte Übergewichtung von Aktien weiterhin für angemessen, wobei der Fokus auf den Schwellenmärkten und der Schweiz liegen sollte, während die Eurozone wie bisher untergewichtet bleibt.

Allmählicher Wiedereinstieg
Das richtige Markt-Timing ist aufgrund der erhöhten Volatilität natürlich schwierig. Wir betonen daher weiterhin, dass Anleger nicht zu schnell an die Märkte zurückkehren, sondern vielmehr ihre Engagements in den am attraktivsten bewerteten Bereichen allmählich aufstocken sollten. Zu Verkäufen angesichts der Korrektur raten wir nicht. (CS/mc)

Credit Suisse

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