US-Schluss: Dow Jones gewinnt 1,6% auf 24’985 Punkte

US-Schluss: Dow Jones gewinnt 1,6% auf 24’985 Punkte

New York – Die am Vortag gebeutelte Wall Street hat am Donnerstag dank überwiegend guter Unternehmenszahlen eine Erholungsrally hingelegt. Vor allem die Quartalsresultate bekannter Technologieunternehmen stiessen bei den Anlegern auf Begeisterung.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial schloss 1,63 Prozent höher und machte damit einen Teil seines fast zweieinhalbprozentigen Kursrutsches vom Mittwoch wett. Mit 24 984,55 Punkten blieb er aber unterhalb der viel beachteten Marke von 25 000 Zählern, die er zuvor noch überschritten hatte. Der marktbreite S&P 500 erholte sich um 1,86 Prozent auf 2705,57 Punkte. Damit standen beide Indizes auf Jahressicht wieder im Plus.

Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es – auch dank starker Zahlen von Microsoft und Tesla – sogar um 3,35 Prozent auf 7016,39 Zähler bergauf. Er hatte zur Wochenmitte über viereinhalb Prozent eingebüsst

Die Chartexperten von Indexradar trauten dem Frieden allerdings nicht so recht. «Der seit Anfang 2017 bestehende Aufwärtstrend des Dow Jones Industrial ist nun mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbei», hiess es. Mit dem Einbruch unter die 25 000-Punkte-Marke am Vortag habe das Börsenbarometer «ein klares Schwächesignal gesendet», was die Aussichten für die kommenden Tage und Wochen eintrübe. Selbst eine kurze Gegenbewegung, wie sie in solchen Phasen oft zu beobachten sei, dürfte spätestens im Bereich von 25 000/25 200 Punkten ihr Ende finden. Eine deutlichere Dow-Erholung bis 25 800 Punkte sei daher «auf die Schnelle kaum mehr zu erwarten».

Auch ein Marktstratege stellte sich die Frage, wie nachhaltig die aktuelle Erholung sei. Für den bald zu Ende gehenden Oktober steht beim Dow derzeit ein Minus von knapp sechs Prozent zu Buche – damit würde er noch schwächer abschneiden als im Februar und März. Zum von US-Präsident Donald Trump losgetretenen, schon seit Monaten schwelenden internationalen Handelsstreit und Sorgen über steigende Zinsen hatten sich zuletzt politische Spannungen wegen der Tötung des regierungskritischen saudi-arabischen Journalisten Jamal Kashoggi und Trumps Absicht, aus dem INF-Abrüstungsvertrag auszusteigen, hinzugesellt.

Das alles kümmerte die Anleger am Donnerstag aber wenig. Sie feierten unter anderem den deutlichen Umsatz- und Gewinnanstieg des Softwarekonzerns Microsoft, der den Aktien mit fast sechs Prozent Plus an die Dow-Spitze verhalf. Das Unternehmen hatte vom boomenden Geschäft mit internetbasierter Mietsoftware (Cloud) sowie Bürosoftware profitiert.

Dass der Kurznachrichtendienst Twitter trotz gesunkener Nutzerzahlen über ein besser als erwartet gelaufenes Quartal berichtete, bescherte ihm einen Kurssprung von über 15 Prozent. Auch Besitzer von Tesla-Aktien hatten wieder einmal Grund zur Freude: Diese legten um rund neun Prozent zu, nachdem der Elektroauto-Pionier erstmals seit zwei Jahren ein Quartal mit schwarzen Zahlen beendet hatte.

Beim Autohersteller Ford drängte ein überraschend deutlicher Umsatzanstieg den kräftigen Gewinnrückgang in den Hintergrund. Zudem war das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) dennoch besser als erwartet ausgefallen. Die Papiere stiegen um knapp zehn Prozent.

Für Comcast-Titel ging es um gut fünf Prozent bergauf. Der Kabelkonzern hatte mit dem Umsatz wie mit dem bereinigten Ergebnis je Aktie (EPS) die Konsensschätzungen übertroffen.

Beim Kreditkarten-Anbieter Visa reichte es trotz nicht berauschender Quartalszahlen für einen Kursanstieg von über viereinhalb Prozent. Das Unternehmen hatte lediglich mit seiner deutlichen Gewinnsteigerung die Analystenerwartungen übertroffen. Der Umsatz habe hingegen enttäuscht, schrieb Analyst Tien-tsin Huang von der US-Bank JPMorgan.

Die Aktien der Fluggesellschaft American Airlines gewannen trotz insgesamt nur erwartungsgemässer Zahlen annähernd sieben Prozent. Hier begrüssten die Investoren vor allem die Bemühungen, die Kosten im Griff zu halten. Dagegen büssten die Titel von Konkurrent Southwest Airlines wegen eines verhaltenen Ausblicks achteinhalb Prozent ein.

Zu den wenigen negativ aufgenommenen Geschäftsresultaten gehörten auch die von Merck & Co : Die Aktien verloren gut 0,8 Prozent, obwohl der Pharmakonzern im dritten Quartal von einer unerwartet starken Nachfrage profitiert hatte und den Anteilseignern das Leben mit einer höheren Dividende und einem Aktienrückkauf versüssen will. Die Papiere hatten allerdings erst zu Wochenbeginn ein Rekordhoch erreicht – seitdem machten die Anleger Kasse.

Vorschuss-Lorbeeren verteilte der Markt schon an die Google-Mutter Alphabet , den Internethändler Amazon den Chiphersteller Intel sowie Snap , das Unternehmen hinter der Foto-App Snapchat: Deren Aktien stiegen allesamt deutlich. Die Tech-Firmen legen nach Börsenschluss ihre Zahlen vor.

Der Eurokurs setzte seinen Abwärtstrend fort und sank zuletzt auf 1,1374 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1416 (Mittwoch: 1,1389) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8760 (0,8780) Euro gekostet. Am US-Anleihemarkt sanken richtungweisende zehnjährige Papiere um 4/32 Punkte auf 97 30/32 Punkte und rentierten mit 3,12 Prozent. (awp/mc/pg)

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