Filmklassiker «Chlini Sprüng» – Zur Erinnerung an Filmregisseur Yves Yersin

Filmklassiker «Chlini Sprüng» – Zur Erinnerung an Filmregisseur Yves Yersin
Abendliches Freizeitvergnügen: Dore de Rosa als Luigi, Michel Robin als Pipe, Fabienne Barraud als Josiane. (Copyright SRF/Film & Vidéo Productions)

Zürich – Bauernknecht Pipe entdeckt, dass es im Leben mehr als nur Maisfelder und Misthaufen gibt. Er kauft ein Moped und zieht aus, um die Welt zu entdecken. Seine Eindrücke hält er mit der Sofortbildkamera fest. Der im September 2018 verstorbene Yves Yersin hat das stille Meisterwerk 1979 inszeniert.

Seit 30 Jahren arbeitet Pipe (Michel Robin) als Knecht bei der Bauernfamilie Duperrex. Willig erledigt er, was man ihm aufträgt. Mit seinem kärglichen Leben in totaler Abhängigkeit scheint er sich abgefunden zu haben. Doch dann kommt er ins AHV-Alter und erhält bares Rentengeld ausbezahlt. Er spart, und nach einem Jahr kauft er sich zum Erstaunen und Entsetzen seiner Umgebung ein Moped. Der italienische Saisonnier Luigi (Dore de Rosa) bringt ihm das Fahren bei, und bald wagt der Knecht seine ersten Ausflüge in die Umgebung. Mit den neuen Erfahrungen beginnt sich Pipe zu wandeln. Er überwindet seine bisherige Passivität und Abhängigkeit und wird zusehends aktiver und eigenständiger.

Mit listigem Schalk unbeirrbar auf dem Weg zur Freiheit
Pipes überraschende Persönlichkeitsveränderung bringt auch unter den anderen Bewohnern des Bauernhofs einiges in Bewegung. Schon lange schwelende Konflikte brechen aus. Der Sohn Alain (Laurent Sandoz) möchte den stark verschuldeten Hof modernisieren und bekommt Streit mit seinem Vater John (Fred Personne). Mutter Rose (Mista Préchac), Seele und Herz des Bauernhofs, versucht vergeblich zu vermitteln. Alle drei haben aber kein Verständnis für die Eskapaden ihres Knechts Pipe, der immer übermütiger wird. Bei einem Ausflug zu einem Motocrossrennen trinkt er zu viel, und die Polizei verbietet ihm, jemals wieder mit dem Moped zu fahren. Mit der Sofortbildkamera, die er bei einem Wettbewerb gewonnen hat, beginnt er nun, seine Umwelt zu erforschen. Mit listigem Schalk verfolgt er unbeirrbar seinen Weg zur Freiheit.

«Pipe fährt allen davon! Die Filmprofis wählten ‚Les petites fugues‘ zum besten Schweizer Film aller Zeiten», titelte die «SonntagsZeitung» am 21. Januar 2001. Aus einer Vorauswahl von 85 Filmen hatte eine Expertenjury Luc Yersins Kinohit von 1979 auf Platz 1 gehievt. «Les petites fugues», der erste Langspielfilm des Westschweizer Regisseurs, der am 15. November 2018 verstorben ist, wurde im In- und Ausland bei Publikum und Kritik zu einer der erfolgreichsten Produktionen der jüngeren Schweizer Filmgeschichte. Der Film kam erst nach mehrjährigen Vorbereitungen und vielen produktionsbedingten Schwierigkeiten im April 1979 in die Kinos, wurde überraschend positiv aufgenommen und erhielt im August 1979 in Locarno den Silbernen Leoparden und den Preis der ökumenischen Jury.

Das Schweizer Fernsehen entschloss sich deshalb 1981, erstmals eine Mundart-Synchronisation zu produzieren. Dabei lieh der unvergessene Charakterdarsteller Sigfrit Steiner dem Knecht Pipe seine Stimme. Weitere Rollen sprachen Margrit Winter (Rose) und Hans-Peter Müller (Alain).

Ausstrahlungsdatum
Samstag, 24. November 2018, 14.10 Uhr, SRF 1
srf.ch/schweizerfilm

 

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