Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Givaudan hat einen Riecher

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Givaudan hat einen Riecher
Robert Jakob

Von Robert Jakob

Die Analystengemeinschaft hat bei Givaudan einen transatlantischen Graben. Während Morgan Stanley, Goldman Sachs sowie Bernstein Ihren Anlegern empfehlen, die Aktien des Riechstoff- und Aromen-Weltmarktführers zu meiden, halten UBS, Vontobel sowie die Zürcher Kantonalbank Givaudan weiter kräftig die Stange. Auch ausserhalb der Schweiz sind die europäischen Bankanalysten meist gnädig mit den Genfern. Sie dürften eindeutig die bessere Nase haben. Denn der Gewinnabschwung im einstelligen Prozentbereich war vorhersehbar und zum grössten Teil gewollt. Givaudan schloss das vergangene Jahr bekanntlich mit einem 7,9 Prozent tieferen Reingewinn ab. Der EBITDA aber stieg. Hauptgrund war die Übernahme der französischen Naturex, einem Spezialisten pflanzlicher Inhaltsstoffe.

Duftstoffe mit geschwächter Marge
Die relative EBITDA-Marge auf vergleichbarer Konsolidierungsbasis nahm jedoch um ein Zehntel ab, was insbesondere an den Duftstoffen lag. Aber auch bei den Aromen schwächelte die Marge, wenn auch in klar geringerem Ausmass. Die Beschaffung der Rohstoffe wurde für die Sinneszauberer aus Genf deutlich teurer. Die amerikanischen Banken leiten daraus einen Margendruck ab, der jedoch in dieser Form gar nicht wirklich existiert. Schon seit vielen Jahren ist Givaudan wieder und wieder mit kräftig steigenden Rohstoffkosten konfrontiert, was daran liegt, dass das Unternehmen auf Qualität setzt. Die Nachfrage nach seinen Produkten gibt ihm Recht. Die Kunden, zu denen alle namhaften Nahrungsmittel- und Kosmetikproduzenten der Welt zählen, sind immer bereit, dafür zu zahlen. Nach rund einem halben Jahr sind die teureren Einkaufspreise auf die Endkunden übergerollt.

Immer wieder geglückte Zukäufe
Seit 2014 hat Givaudan allein neun Akquisitionen bekannt gegeben. Seit Jahrzehnten kauft man, unterstützt durch eine bombenstarke Bilanz, erfolgreich gute Unternehmen hinzu. Albert Vieille beispielsweise steht als nächstes auf der Einkaufsliste – ein weiteres französisches Unternehmen, so ganz nach dem Geschmack von Givaudan. Es besitzt ein besonderes Fachwissen im Bereich der Aromapflanzen und ist auf hundertprozentig reine ätherische Öle und besondere biologische Ingredienzien spezialisiert. Das Unternehmen passt bestens in die auf Natürlichkeit ausgerichtete langfristige Strategie des Genfer Konzerns.
Mit einem KGV über 30 ist Givaudan im Moment sehr teuer. Das wird kurzfristig auf dem Aktienkurs lasten. Bereits 2019 dürfte der Reingewinn aber einen deutlichen Sprung machen. Dann sollten sich auch die noch im 2018 mit rund 40 Millionen Franken verbuchten Kosten des jahrelangen IT-unterstützten Fitnessprogramms Givaudan Business Solutions stärker auf der Aktiv- als auf der Passivseite bemerkbar machen.

Grösster Einzelaktionär bei Givaudan ist mit 13,86% aller Aktien Cascade Investment, das Anlagevehikel der Gates. Die Gates Family hat Ihren Anteil trotz steigender Kurse in diesem Jahrzehnt Schritt für Schritt vom niedrigen einstelligen Bereich aus kräftig ausgebaut. Sie dürfte einen besseren Riecher als die Banker seiner Heimat haben. Ich mag Bill Gates und bin auch Aktionär – von Givaudan, nicht von Microsoft.


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