Gastspiel von HNA als Dufry-Grossaktionär definitiv beendet

Gastspiel von HNA als Dufry-Grossaktionär definitiv beendet
HNA-Mitgründer und Verwaltungsratschef Chen Feng.

Basel – Das Gastspiel der HNA Group als Grossaktionär beim Reisedetailhändler Dufry ist beendet. Das Engagement beim Schweizer Unternehmen zahlte sich für den hochverschuldeten chinesischen Mischkonzern nicht aus.

Nach dem Verfall von Derivaten ist der Anteil von HNA an Dufry auf unter drei Prozent von ursprünglich 20,9 Prozent gesunken, wie einer aktuellen Beteiligungsmeldung der Schweizer Börse SIX vom Mittwoch zu entnehmen ist. Damit ist der Ausstieg von HNA nun auch offiziell besiegelt.

Am Markt werden die Neuigkeiten und die grössere Klarheit über die Besitzverhältnisse begrüsst. Die Titel gewannen am Mittwoch 1,3 Prozent auf 102,60 Franken.

Ausstieg nun offiziell
Seinen Anteil von mehr als einem Fünftel an Dufry hatte die chinesische Gruppe im Jahr 2017 aufgebaut. Der schrittweise Einstieg von HNA schürte am Markt Übernahmespekulationen und die Dufry-Aktien kletterten in der Folge auf ein Rekordhoch von über 170 Franken. Schon bald aber traten Zweifel auf über die finanzielle Gesundheit des chinesischen Konzerns.

Die aggressive Akquisitionspolitik von HNA und die damit verbundene hohe Schuldenlast hatten zu einem Liquiditätsengpass geführt. Um diesen Engpass zu überbrücken, lieh HNA ihre Dufry-Aktien im Rahmen einer sogenannten Equity-Collar-Transaktion an die US-Bank JP Morgan aus, welche diese dann weiterverkaufte. Mit dem Auslaufen der in diesem Zusammenhang ausgegebenen Call- und Put-Optionen ist die Beteiligung von HNA an Dufry nun endgültig Geschichte.

Verlustgeschäft für HNA
Der Kurs der Dufry-Aktien wurde durch die Wirren um die Besitzverhältnisse in Kombination mit einem schwächelnden organischen Wachstum stark belastet. Bis Ende 2018 fielen die Titel deutlich unter die Marke von 100 Franken zurück und konnten sich seither nur leicht erholen. Auch wenn die genauen Konditionen und der Zeitverlauf des Beteiligungsverkaufs im Dunkeln liegen, dürfte das Engagement in Dufry für HNA ein krasses Verlustgeschäft gewesen sein.

Der gestaffelte Rückzug von HNA rief bei Dufry andere namhafte Grossaktionäre auf den Plan. Unter anderem baute der Singapurer Staatsfond GIC wieder einen Anteil von 5,1 Prozent auf. Zuvor war GIC 2015 bereits im Zusammenhang mit der Grossübernahme von World Duty Free durch Dufry Aktionär des Basler Unternehmens gewesen, hatte seinen Anteil dann aber an die HNA-Gruppe verkauft.

Grösster Aktionär von Dufry ist derzeit eine Aktionärsgruppe um den Verwaltungsrat, die den Angaben zufolge rund 18 Prozent an Dufry hält. Ausserdem verfügen auch der Luxusgüterkonzern Richemont und die US-Investmentgesellschaft Franklin Resources über eine Beteiligung von jeweils über 5 Prozent.

Weitere Beteiligungen auf dem Prüfstand
Auch nach dem Ausstieg bei Dufry bleibt die HNA Gruppe in der Schweiz präsent. Allerdings agierte die Gruppe im vergangenen Jahr bei ihren anderen Beteiligungen an Schweizer Unternehmen ebenfalls glücklos. So ist die laut verschiedenen Medienberichten laufende Suche nach einem Käufer für die Flugzeugwartungsfirma SR Technics bislang erfolglos verlaufen.

Zudem wurden 2018 die ursprünglich geplanten Börsengänge der anderen ehemaligen Swissair-Tochterunternehmen Swissport und Gategroup aufgrund mangelnder Nachfrage und unterschiedlichen Preisvorstellungen abgeblasen. Immerhin konnte HNA für den Airline-Caterer Gategroup im Jahresverlauf mit Temasek und RRJ zusätzliche Investoren gewinnen. (awp/mc/ps)

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