WWF-Studie: Nachhaltigkeit der Schweizer Pensionskassen weiterhin mangelhaft

WWF-Studie: Nachhaltigkeit der Schweizer Pensionskassen weiterhin mangelhaft
(Bild: rangizzz - Fotolia.com)

Zürich – Die Mehrheit der 20 grössten Schweizer Pensionskassen berücksichtigen Nachhaltigkeit und Umweltrisiken nach wie vor nur mangelhaft, wie das am Dienstag veröffentlichte zweite WWF Pensionskassen-Rating zeigt. Dennoch sind bei mehreren Vorsorgeeinrichtungen inzwischen Fortschritte zu verzeichnen.

Der WWF Schweiz hat in einem Rating die 20 grössten Schweizer Pensionskassen analysiert und bewertet, inwiefern sie die Gelder ihrer Versicherten nachhaltig anlegen und darüber transparent informieren. Das Rating zeigt, dass sich die meisten der untersuchten Vorsorgeeinrichtungen bei ihren Kapitalanlagen mit Nachhaltigkeitsaspekten auseinandersetzen. Allerdings haben weiterhin nur wenige Pensionskassen die Nachhaltigkeit konsequent in ihre Investitionsprozesse und -entscheide integriert.

Im Interesse von Natur und Versicherten
Damit ist die Mehrheit der 20 grössten Schweizer Pensionskassen noch relativ weit davon entfernt, aktiv ihren Anteil am Umbau zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen. «Pensionskassen sollten Nachhaltigkeitsaspekte wie beispielsweise Umweltrisiken bei ihren Anlageentscheiden zwingend und ganzheitlich berücksichtigen. Gelder verantwortungsvoll zu investieren ist nicht nur wichtig für eine intakte Natur, sondern auch im Interesse der Versicherten. Nur so ist ein umfassendes treuhänderisches Risikomanagement gewährleistet», erklärt Claude Amstutz, Projektleiter des WWF-Ratings zu den Schweizer Pensionskassen.

Hälfte der Pensionskassen mit Verbesserungen
Insgesamt zeigen sich im Vergleich zum ersten Rating vor drei Jahren vielerorts Fortschritte. Knapp die Hälfte der untersuchten Pensionskassen hat sich verbessert. Erstmals erreichten drei Vorsorgeeinrichtungen – die Bernische Pensionskasse, die Caisse de prévoyance de l’État de Genève und die Pensionskasse Stadt Zürich – die Kategorie als «Vorreiter». Sie verfolgen relativ ganzheitliche Ansätze und schreiten bei wichtigen Themen der Branche mutig voran. In der Bewertungsklasse «Verfolger» – und damit sind sie ebenfalls überdurchschnittlich eingestuft – finden sich vier Pensionskassen. Das «Obere Mittelfeld», das dem Durchschnitt entspricht, umfasst sieben und damit einen Drittel der untersuchten Pensionskassen. Im «Unteren Mittelfeld» wurden zwei Pensionskassen eingestuft, «Nachzügler» gab es keine. Vier Vorsorgeeinrichtungen sind nach wie vor intransparent. Sie verzichteten auf eine aktive Teilnahme und wurden basierend auf den öffentlich verfügbaren Informationen bewertet. Eine Pensionskasse wurde in der Gesamtbewertung um eine Bewertungsklasse niedriger eingeordnet.

Nur wenige berücksichtigen Klimawandel
Klimabezogene Risiken und Chancen finden bei den Pensionskassen immer noch zu wenig Beachtung. Nur vier der 20 grössten Pensionskassen legen eine detaillierte Strategie zum Umgang mit Klimarisiken für ihre Anlagetätigkeit offen, zwei weitere publizieren zumindest eine Kurzfassung. Trotzdem ist ein gewisser Fortschritt gegenüber 2015/2016 erkennbar: Damals verfügte erst eine Pensionskasse über eine eigene Klimastrategie.

Einfluss geltend machen
Die betrieblichen Pensionskassen in der Schweiz verwalten per Ende 2017 rund 910 Milliarden Schweizer Franken, das entspricht 133,1 Prozent des hiesigen Bruttoinlandprodukts. Pensionskassen gehören damit zu den grössten und einflussreichsten Anlegergruppen. «Sie sind also in einer starken Position, die Unternehmen, in die sie investieren, zu beeinflussen und zu lenken», unterstreicht Claude Amstutz. Damit geht eine grosse Verantwortung einher: Sie müssen bei ihren Investitionsentscheiden Umweltaspekte, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung vollständig integrieren. Die Pensionskassen gehören zu den Schlüsselakteuren, wenn es darum geht, die Wirtschaft nachhaltiger auszurichten. Als Aktionäre und Kapitalgeber vertreten die Pensionskassen die ganzheitlichen und langfristigen Interessen ihrer Versicherten.

Wichtiger Bestandteil der Arbeit des WWF Schweiz ist es, die Ausrichtung der Kapitalanlagen von Schweizer Pensionskassen auf übergeordnete Nachhaltigkeitsziele wie beispielsweise das Pariser Klimaabkommen sowie die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDG – Sustainable Development Goals) zu fördern. Dazu arbeitet der WWF Schweiz intensiv daran, branchenspezifische Empfehlungen für Vorsorgeeinrichtungen und andere institutionelle Anleger aufzubereiten. Diese bieten Handlungshilfen insbesondere für den Umgang mit Kapitalanlagen in speziell risikobehafteten und umweltintensiven Sektoren. (WWF/mc/ps)

Weitere Informationen:

WWF Schweiz

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