Union Investment: Nun hat Fed die Kehrtwende vollzogen

Union Investment: Nun hat Fed die Kehrtwende vollzogen
Von Dijna Pantic, Fixed Income Management / Derivative Spezialist, Union Investment. (Foto: Union Investment)

Frankfurt – Manchmal kommt es anders: Die letzte Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve war richtungsweisend. Die US-Leitzinsen blieben unverändert und der Abbau der Fed-Bilanz wird im weiteren Jahresverlauf gestoppt.

Neun Mal hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) seit Dezember 2015 die US-Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte erhöht. Zunächst langsam und vorsichtig – vom ersten Zinsschritt zum nächsten verging ein ganzes Jahr. Zuletzt doch mit gesteigertem, aber konstantem Tempo. Der „Autopilot“ des Jahres 2018 – jedes Quartal eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte – schien bis zum letzten Zinsschritt Mitte Dezember 2018 auch die Massgabe für das Jahr 2019 zu sein. Damals modifizierte die Notenbank ihre Sprachregelung dahingehend, dass sie mit Blick auf 2019 nur noch „einige“ weitere graduelle Zinsanhebungen für angemessen erachtet. Entsprechend verschoben sich Ende 2018 die Einschätzungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) zur angemessenen Zinsentwicklung („Dot Plots“) von zuvor im Mittel drei auf noch zwei Zinsanhebungen im Jahr 2019. Den Kapitalmärkten, die aufgrund der schwachen Konjunkturdaten und sich deutlich verschärfenden Finanzierungsbedingungen ohnehin stark unter Abgabedruck standen, war dies zu wenig. Die Hoffnungen auf eine Unterstützung seitens der Zentralbank („Zentralbank-Put“) zerschlugen sich zunächst – der Ausverkauf an den Aktienmärkten setzte sich fort.

Abschied vom „Autopiloten“
Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen erkannten schnell, dass durch das sich eintrübende Konjunkturumfeld, die Zeit für eine Kurskorrektur gekommen war. Bereits Anfang des Jahres stellten sie öffentlich klar, dass die Leitzinsen 2019 deutlich moderater als in den Quartalen zuvor angehoben werden sollten. Dennoch rechnete die Fed selbst zu diesem Zeitpunkt noch weiterhin mit zwei Zinsschritten im Jahr 2019. Sie verabschiedete sich aber von ihrem „Autopiloten“ und machte den weiteren Kurs stärker von der Kapitalmarkt- und Datenlage abhängig. Damit erfüllte sich der Wunsch der Marktteilnehmer nach einem „Zentralbank-Put“ etwas verspätet und deren Risikoaversion nahm schlagartig ab. Nach einem Vierteljahr, in dem überwiegend die Bären die Entwicklung der Märkte bestimmten, übernahmen die Bullen wieder das Heft des Handelns. Denn: Bei anhaltend schwachen Wirtschaftsdaten – insbesondere in China und Europa – würde die Fed ebenso von weiteren Leitzinserhöhungen absehen wie auch im Falle einer Inversion der Zinsstrukturkurve. Hinzu kam, dass die Notenbank im Januar das US-Wachstum zwar als solide einschätzte, der verhaltene Inflationsdruck aber ebenfalls nicht zu stetigen Zinsanhebungen zwang, sondern Geduld erlaubte. Schon damals gingen viele Marktteilnehmer von keinem Zinsschritt mehr 2019 aus, wie an den Fed Fund Futures abzulesen war.

Fed weniger restriktiv als zuvor
Diesem Zinspfad kommt nun auch die Fed immer näher. Auf ihrer Sitzung am 19. und 20. März hat sie das Zielband für den Leitzins unverändert bei 2,25 bis 2,5 Prozent belassen. Ebenso betonte sie, sich hinsichtlich weiterer Zinsschritte in Geduld zu üben. Aus den nach der Sitzung veröffentlichten Dot Plots geht hervor, dass die FOMC-Mitglieder bis zum Jahresende 2019 im Median mehrheitlich keine oder bestenfalls noch eine Zinsanhebung und bis 2021 maximal zwei Zinserhöhungen erwarten. Das sind kumulativ drei Zinsschritte weniger als noch im Dezember vergangenen Jahres.

Dies war jedoch nicht das einzige „dovishe“, also deutlich weniger restriktive, Signal, das die US-Notenbank aussendete. Wichtige Entscheidungen fielen auch in Bezug auf den Prozess der Rückführung der Zentralbankbilanz (Quantitative Tightening). Diese war über die letzten Jahre durch die massiven Ankäufe von verzinslichen Wertpapieren (Quantitative Easing) bis auf 4,5 Billionen US-Dollar angestiegen. Von ihrem bisherigen Plan, die Bilanz monatlich um maximal 50 Milliarden US-Dollar abzuschmelzen, verabschiedete sich die Fed also bereits nach einem guten Jahr wieder. Ab Mai wird der monatliche Bilanzabbau schrittweise zurückgeführt und schon Ende September vollständig eingestellt.

Überschaubare Reaktion
An den Kapitalmärkten war die Reaktion auf die Fed-Sitzung überschaubar – vieles war bereits in den zurückliegenden Monaten vorweggenommen worden. Nach einem Kurssprung unmittelbar nach der Entscheidung gaben die US-Aktienindizes die Gewinne bis zum Handelsende am 20. März wieder ab. Am Folgetag konnten sie um etwa ein Prozent zulegen. Die Renditestrukturkurve von US-Staatsanleihen sank über alle Laufzeiten, bei 30-jährigen Anleihen allerdings etwas weniger als bei kurzlaufenden Papieren. Der US-Dollar gab zunächst nach, wertete aber in der Folge vor allem gegenüber dem Euro aufgrund der neuerlichen Unsicherheiten um den Brexit wieder auf.

2019 wohl keine Zinserhöhung mehr
Nach der Fed-Sitzung am 19. und 20. März ist klar, dass die Latte der US-Währungshüter für eine Wiederaufnahme der Leitzinsanhebungen extrem hoch liegt. Entsprechend ist unsere Erwartung, dass die Fed in diesem Jahr voraussichtlich keine Zinsanhebungen mehr beschliessen wird. (Union Investment/mc/ps)

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