Deutschland: Ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein

Deutschland: Ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein
(Bild: Eisenhans / Fotolia)

München – Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich im April überraschend wieder eingetrübt. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 0,5 Punkte auf 99,2 Zähler, wie das Forschungsinstitut am Mittwoch in München mitteilte. Analysten hatten hingegen beim wichtigsten deutschen Konjunkturbarometer einen Anstieg erwartet und waren von 99,9 Punkte ausgegangen. «Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten.

Im Februar hatte der Indexwert bei 98,7 Punkten den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren erreicht und war im März erstmals seit einem halben Jahr gestiegen. «Der leichte Optimismus vom März mit Blick auf die kommenden Monate ist wieder verflogen», sagte Fuest weiter.

Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen für die künftigen Geschäfte wurden von den Unternehmen im April schlechter als im März bewertet. In den einzelnen Bereichen hat sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe «erneut merklich verschlechtert», hiess es in der Ifo-Mitteilung. Dagegen sind die Werte für den Dienstleistungssektor und für das Bauhauptgewerbe gestiegen.

Schätzgrösse für künftiges Wirtschaftswachstum
Das Ifo-Geschäftsklima wird aus der Befragung von etwa 9000 Unternehmen errechnet. Der Indikator gilt als gute Schätzgrösse für das künftige Wirtschaftswachstum. Zuletzt waren Daten zur Stimmung deutscher Einkaufsmanager in der vergangenen Woche enttäuschend ausgefallen und hatten der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung einen Dämpfer versetzt.

«Die Lage im deutschen Unternehmerlager ist momentan durchaus angespannt», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Er verwies auf die schwachen Auftragseingänge, die «einen besorgten Blick hervorrufen».

Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gab die Hoffnung auf bessere Zeiten für die deutsche Wirtschaft aber noch nicht auf. «Angesichts der guten Binnenkonjunktur sind wir aber noch nicht auf Moll gestimmt für das Gesamtjahr 2019», sagte Burkert. «Wenn die Risikofaktoren wegfallen, sind positive Überraschungen wieder möglich.»

Ganz ähnlich äusserte sich der Analyst Patrick Boldt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Mittelfristig sei mit einer Erholung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten zu rechnen. Boldt verwies auf die jüngste Umfrage des Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die ZEW-Konjunkturerwartungen waren im April stärker als erwartet gestiegen. (awp/mc/pg)

 

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