Artur P. Schmidt: Argentinisierung der Weltwirtschaft

US-Schuldenticker

Rasant laufender US-Schuldenticker am Times Square in New York.

Von Artur P. Schmidt.

Schuldenkrise kann eskalieren
Jahrelang hat man seitens von Notenbanken und Aufsichtsbehörden nur eines getan, die möglichen Risiken des Weltfinanzsystems unter den Tisch gekehrt. Gerade Systeme, die komplex, interdependent und unvorhersehbar sind, benötigen jedoch eine Offenlegung und nicht das Verstecken von Informationen (wie Geldmengenwachstum, Derivaterisiken oder ausserbilanziellen Konten), sondern vielmehr Transparenz, damit sich ein System selbst regulieren kann. Die irrsinnige Annahme von Greenspan, man könne Konjunkturzyklen durch niedrige Zinsen abschaffen, wurde von Ben Bernanke fortgesetzt mit der Folge, dass heute vermutlich das grösste Schuldennirwana in der Geschichte der Weltwirtschaft entstanden ist. Die wohl grösste Gefahr für das Vermögen von Bankkunden ist eine eskalierende Schuldenkrise mit Domino-Effekten nach argentinischem Vorbild. Da wir uns in einem Zinssystem befinden, ist eine Schuldenkrise geradezu eine logische Entwicklung. Entscheidend ist der Punkt, wann das System ausser Kontrolle gerät. In einem Zinssystem steigt die Verschuldung zwangsläufig exponentiell an, wobei sich die Schere zwischen Geldvermögen und Schulden immer schneller öffnet.

Wann kommt ein neues Geldsystem?
Je grösser die Verschuldung einzelner Länder wird, desto grösser wird durch die weltweite Vernetzung auch das Risiko einer plötzlich ausbrechenden globalen Schuldenkrise. Besonders systemgefährdend ist dabei, dass Überschuldung nicht mehr das Problem einiger weniger Nationen ist, sondern dass bereits die ganze Welt (Island, Irland, Griechenland, Portugal, Japan, aber auch die USA) vom Schuldenvirus infiziert ist. In den USA müssen allein für den Schuldendienst mehr als 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufgewendet werden. Dieses Problem wird künftig noch grösser, da die Schulden in den USA etwa fünf Mal schneller steigen als die Wertschöpfung. Auch in Deutschland ist durch die Überalterung der Bevölkerung künftig mit einer stark ansteigenden Staatsverschuldung zu rechnen. Es wird Zeit, dass wir erkennen, dass es nicht Ereignisse sind, die komplexe Systeme ausser Kontrolle geraten lassen, sondern es ist das System als Ganzes, welches in Frage gestellt werden muss. Warum machen wir keine Radikalkur, anstatt das Unausweichliche zu prolongieren, und führen ein Geldsystem ein, das nicht mehr auf dem Zinseszinssystem basiert, sondern vielmehr Innovationen fördert, indem es die Hortung von Geld unter Strafe stellt?

Es steht viel auf dem Spiel
Es ist bezeichnend, dass kurz vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2007 das Vertrauen am grössten und die Volatilität in den Märkten am geringsten war. Es schien so, als hätte man eine Gans gemästet. Diese wurde durch die Mast in einem Zustand gehalten, in dem es ihr gut ging und mit jeder weiteren Nahrungszufuhr begann sie sich sicherer zu fühlen, dass derjenige, der sie bewirtete, es gut mit ihr meinte. Doch eines Tages wurde die Gans zur Schlachtbank geführt und die Welt brach für sie zusammen. Gleiches geschah mit den Investoren von Lehman Brothers, deren Welt auch zusammenbrach, als die Bank von ihren Konkurrenten abgeschlachtet wurde. Jahrelang hatten die Banker die Welt mit billigen Krediten gemästet und so den ganzen Globus in Sicherheit gewiegt. Doch solche Schein-Stabilitäten können jederzeit implodieren, wenn es zu so genannten Pivotpunkten kommt. Wenn ein führendes, hoch verschuldetes Industrieland seine Kredite nicht mehr bedienen kann und deshalb die Zahlungsunfähigkeit erklärt, könnte dies zu einem Dominoeffekt und einem so genannten «Credit Crunch» führen, bei dem Gläubiger sich weigern, auch an solvente Schuldner überhaupt Kredite zu vergeben.

Wie viel kostet eine Systemkrise?
Nimmt man historische Vergleiche wie die Rettung des schwedischen Bankensystems Anfang der 1990er Jahre, als die Rettungsaktion sechs Prozent des Bruttosozialprodukts kostete, oder den Fall Japan, wo man von einem Wert von 20 Prozent des BSP ausgeht, so dürfte die amerikanische Variante ebenfalls 20 Prozent des Bruttosozialproduktes und mehr kosten, was einer Rettungssumme von 2’800 Milliarden US-Dollar plus x entspricht. Rechnet man das Ganze auf die Weltwirtschaft hoch, wobei des Welt-Bruttosozialprodukt im Jahr 2007 in etwa 50 Billionen US-Dollar umfasste, so könnte die Weltwirtschaftskrise die weltweiten Staaten etwa zehn Billionen US-Dollar plus x kosten – eine Summe, die nur noch einen Schluss zulässt: Das Weltfinanzsystem ist nach allen Grundsätzen ordnungsgemässer Buchführung bankrott.

Bailouts und Quantiative-Easing-Programme
Kein Wunder, dass Amerika auf die Regierungen in Japan, Deutschland und Grossbritannien Druck ausübte, Bailouts und Quantiative-Easing-Programme durchzuführen. Mit diesem blinden Aktionismus wurde jedoch nur erreicht, dass die globale Verschuldung noch weiter anstieg und die Volatilität künstlich niedrig gehalten wurde. Aus den Systemwissenschaften weiss man jedoch, dass Systeme, deren Volatilität künstlich nach unten manipuliert wird, mit der Zeit immer instabiler werden. Hinzu kommt, dass durch derartige Programme eine Privatisierung von Gewinnen und die Sozialisierung von Verlusten vorangetrieben wird, so dass die Banker aus dem Schneider sind und die Steuerzahler die Hauptlasten des Missmanagements zu tragen haben, was nichts anderes als eine Volksenteignung in Reinkultur darstellt. Kein Wunder, dass es weltweit infolge steigender Rohstoffpreise und zunehmender Arbeitslosigkeit zu immer grösseren Unruhen kommt, die auch vor dem Reich der Mitte keinen Halt machen werden.

Katastrophale Anlage im Falle einer Schuldenkrise
Keine der bisherigen grossen Industrienation, vor allem nicht die USA, wird in der Lage sein, künftig seine Schulden je wieder zurückzubezahlen, zumindest nicht ohne eine Abwertung der eigenen Währung oder der Einführung einer neuen Währung. Entscheidend für den Anleger ist, dass bei Crash-Szenarien von Währungen – sei es der US-Dollar oder der Euro – das persönliche Vermögen der Anleger auf dem Spiel steht. Es ist schon bemerkenswert, dass Bankmanager noch nie vor Volatilitätskrisen gewarnt haben, bevor sie auch ausbrachen. Finanzkrisen erhalten derart schnell eine Eigendynamik, dass vielen Anlegern keine Zeit bleiben wird, ihr Vermögen zu retten. Staatsanleihen und Lebensversicherungen sind im Falle einer Schuldenkrise eine katastrophale Anlage für viele Kunden. Bei einem Konkurs dieser Anlageklassen ist das langfristige Anlagekapital der Anleger bedroht.

Das Schicksal selbst in die Hand nehmen
Der entscheidende Schritt zu exzellenten Anlagen besteht deshalb darin, selbst die Verantwortung für sein Eigentum zu übernehmen, da auf die meisten Experten ebenso wenig Verlass ist wie auf die Aussagen von Zentralbankern und Politikern. Immer mehr der bisher als sicher geltenden Anlagen werden im Schwarzen Loch der globalen Verschuldung untergehen. Anleger sind deshalb gefordert zu handeln und sich ein Vermögens-Cockpit (www.tradercockpit.ch) zuzulegen, bei welchem Sie Krisen frühzeitig erkennen und in eine werterhaltende  Anlageklasse wechseln können.

Hörbuch «Be Your Own Pilot» von Artur P. Schmidt auf Moneycab

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Über Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com, www.wallstreetcockpit.com, www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH. Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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