Artur P. Schmidt: Über das Töten

Artur P. Schmidt

Von Artur P. Schmidt.

Am 22. Juli 2011 ereignete sich in Norwegen eine Tat, die in Ihrer Grausamkeit eine neue Stufe der Eskalation des Massenmordes durch einen Einzeltäter repräsentiert.  Damit wurde die bisher opferreichste Amoktat eines Killers aus Süd-Korea aus dem Jahr 1982, wo 58 Menschen ums Leben kamen, auf tragische Weise übetroffen. Auf einer Twitter-Seite unter seinem Namen postete der festgenommene Täter, Anders Behring Breivik, der mindestens 76 Menschen auf dem Gewissen hat, am 17 Juli ein Zitat von John Stuart Mill: „Eine Person mit einer Überzeugung hat so viel Kraft wie 100.000, die nur Interessen pflegen.“

Der rechtsradikal angehauchte Freimaurer, der am liebsten Techno Trance Musik hörte und die Serie Dexter, ein TV-Drama über einen Serienkiller ansah, plante seinen Anschlag bis ins Detail und nutzte das Chaos, welches er mit seinem Bombenanschlag in Oslo anrichtete, wo mindestens acht Menschen umkamen, um in aller Seelenruhe während einer Stunde mindestens 68 Jugendliche in einem Feriencamp etwa eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt, mit einer Pistole und einem Gewehr bewaffnet in Gestapo-Manier hinzurichten. Es scheint so, dass der Möchtegern-Tempelritter, wie sein filmisches Vorbild Dexter, seit seiner Kindheit traumatisiert ist und eine Art Doppelleben führte. Seine Vorgehen offenbarte einen unstillbaren Drang zu töten, ohne jegliche Emotionen an den Tag zu legen. Die vor einigen Tagen eingerichtete Facebook-Seite des Killers enthält den Song „Sound of Goodbye“ (http://www.youtube.com/watch?v=6qf8Ypw7KGc) und wirkt wie eine Art postmodernes Testament eines Techno-Süchtigen (http://mg.co.za/uploads/2011/07/23/andersbehringbreivikfacebook.pdf), der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. In seinem 1500-seitigen Pamphlet (http://mg.co.za/uploads/2011/07/23/andersbehringbreivikfacebook.pdf) gibt es eindeutige Hinweise, dass er ECA-Stack (http://de.wikipedia.org/wiki/ECA-Stack) selbst genommen hat und er Kriegern im Kampf für ein unabhängiges Europa die Einnahme von Steroiden und NoXPlodes (Mittel zur Gefäßerweiterung) empfiehlt.

Warum töten Menschen?
Die Amokläufe der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Einzeltäter oder eine kleine Gruppe von Tätern verheerende Massaker anrichten können. Die Gründe, warum Menschen töten, sind vielschichtig und werden von Soziologen eingehend untersucht. Zu den Motivationen gehören unter anderem eine chronische Aggressivität, die vor allem durch Alkohol und Drogen ausgelöst werden kann, passive Gutmenschen, aus denen urplötzlich Feindseligkeit hervorbricht, Menschen, die sich ungerecht behandelt und verletzt fühlen, traumatisierte Täter, insbesondere wenn ihre Identität angegriffen wird, von einer Idee besessene Menschen, insbesondere wenn sie bestimmten religiösen Gruppen oder politischen Ideologien angehören, paranoide Spinner, die aus Eifersucht oder Isoliertheit töten sowie kranke Psychopathen, die unter einem völligen Realitätsverlust leiden. Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, was auch die zahlreichen Ausflipp-Attacken von immer jüngeren Jugendlichen in deutschen U-Bahnen belegen. Die Angriffe sind derart erbarmungslos, dass der Tod der Attackierten billigend in Kauf genommen wird.

Verbote sind nicht wirksam
Das Problem bei Amokläufen ist, dass es im Grunde genommen keinen Schutz vor solchen irrationalen Aktionen gibt, es sei denn, man geht der eigentlichen Ursache derartiger Tötungsorgien auf den Grund. Viele meinen, dass ein Verbot von Waffen das Problem lösen würde. Doch dies ist zu bezweifeln, denn alles, was verboten wird, übt eine nur noch grössere Anziehung aus. Gleiches gilt wohl auch für das Verbot von Killerspielen, das Verbot von rechtsradikalem Gedankengut oder von Alkohol, wie die Prohibition zeigte. Der Mensch hat die besondere Neigung, sich gerade von Verbotenem angezogen zu fühlen. Auch ein Verbot von Psychopharmaka dürfte nichts bringen, jedoch stellt sich hier die Problemlage deutlich anders, da diese Mittel viel zu leichtfertig von Ärzten verschrieben werden und von der Pharmalobby aus reiner Profitgier massenhaft in Umlauf gebracht werden. Durch den blinden Wachstumswahn von Grosskonzernen, welche die Einnahme von Blockbuster-Ddrogen forcieren, werden Substanzen verschrieben und verkauft, die massive Persönlichkeitsveränderungen bei deren Nutzern hervorrufen können. Insbesondere Medikamente, die oft allzu leichtfertig verschrieben werden, führen oftmals zu unkalkulierbaren Amokläufen wie die Auflistung auf ssristories.com zeigt.

Stimulierung des Tötens
Von Soldaten in Vietnam weiss man, dass diese vorsätzlich unter Drogen gesetzt wurden, um die Kampfbereitschaft zu erhöhen. Während des Vietnamkrieges nahmen viele der amerikanischen Soldaten auch Marihuana, um die Schrecken des Krieges zu verarbeiten. Doch nicht nur dort, auch in anderen Kriegen wurden Drogen als Mittel eingesetzt, um die Bereitschaft zum Töten heraufzusetzen (http://www.highestfive.com/combat/drug-use-and-addiction-in-war/). In den napoleonischen Kriegen war Alkohol ein bedeutendes Aufputschmittel, um die Disziplin aufrechtzuerhalten, da die Soldaten nur durch den Alkohol dem Grauen des Krieges entfliehen konnten. Sowohl bei den Nord- als auch den Südstaaten war während des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 der Drogenmissbrauch von Morphium und Opium weit verbreitet. Im 1. Weltkrieg war ein Teil der Tagesration eines britischen Soldaten eine halbe Flasche Rum und den deutschen Soldaten wurde Bier, Wein und Schnaps als Verpflegung gegeben. Im 2. Weltkrieg erfuhren Drogen in Form von synthetischen Amphetaminen einen Boom als Wachmacher für Soldaten und Beschäftigte in der Rüstungsindustrie. Während des Irak II- und Afghanistankrieges gab es ebenfalls eine exzessive Verbreitung von Drogen und einen massiven Alkoholkonsum bei vielen Soldaten.

Die Herabsetzung der Hemmschwelle
Der ehemalige amerikanische Dozent für Militärpsychologie und Offizier an der US-Militärakademie in West Point, Dave Grossman, beschrieb in seinem Buch „On Killing“, dass lediglich 15 bis 20 % der Soldaten in Kriegen auf einen exponierten Feind geschossen haben. Der Kritiker von Lasertags und Ego-Shootings hat sich jahrzehntelang mit den Faktoren auseinandergesetzt, die das Töten erleichtern oder erschweren. Gesunde, normale Menschen besitzen, wie er beschreibt, einen biologisch machtvollen Widerstand gegen den Akt des Tötens. Die Mehrzahl der Soldaten würde selbst unter eigener Lebensgefahr daneben schiessen, da die Hemmung, Artgenossen zu töten, beim Menschen sehr stark ausgeprägt ist. Deshalb ist es von fundamentaler Bedeutung herauszufinden, was die Hemmschwelle zum Töten beim Menschen herabsetzt. Eine Person muss für das Töten konditioniert werden. Beim Militär geschieht dies durch Training der Soldaten, bei normalen Menschen durch Beeinflussung der Psyche. Eine Brutalisierung und Desensibilisierung, die die Gewaltbereitschaft massiv heraufsetzt, kann durch Psychopharmaka erfolgen, die in den postmodernen Industriegesellschaften immer unbedachter verabreicht werden. Diese können unter anderem manische Reaktionen, Halluzinationen, abnormales Denken, Persönlichkeitsstörungen, emotionale Instabilität, Gedächtnisstörungen, Psychosen, Aufwiegelung zur Gewalt, Alkoholmissbrauch, Medikamentensucht, feindschaftliches Verhalten, Schlafstörungen, paranoides Verhalten, Verwirrung, Ruhelosigkeit, Impulsivität oder massive Entzugserscheinungen auslösen.

Killerdroge Prozac?
Ein Beispiel hierfür ist die Tat von Steven P. Kazmierczak, einem 27-jährigen amerikanischen Soziologiestudenten, der Anfang 2008 die Droge Prozac (Fluoxetin) gerade erst abgesetzt und dann durch Entzugserscheinungen zum Killer wurde und fünf Studenten der Northern Illinois University sowie sich selbst erschoss. Prozac ist ein gegen Depressionen eingesetzter Arzneistoff, ein sogenanntes Antidepressivum, welches weltweit bereits über 54 Millionen Mal verschrieben wurde und zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen und Bulimie eingesetzt wird. Dabei haben Forscher nachgewiesen, dass diese Mittel teilweise gar nicht die gewünschte Wirkung, jedoch erhebliche negative Nebenwirkungen haben. Gemäss dem New England Journal of Medicine (mit einer Analyse auf der Datengrundlage von mehr als 12’000 Patienten) dürfte Prozac kaum wirksamer als Scheinmedikamente sein. Die grössten Hersteller von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI-Medikamente), zu denen auch Prozac gehört, wie Eli Lilly, GlaxoSmithKline, Wyeth und Pfizer wissen um die Gefährlichkeit der Nebenwirkungen ihrer Medikamente, zu denen insbesondere ein erhöhtes Selbstmordrisiko bei Kindern und Jugendlichen gehört. Die Herabsetzung der Hemmschwelle führt jedoch nicht nur zu Selbstmorden, sondern kann auch zu Amokläufen führen, da die Einnahme bestimmter Drogen, insbesondere von Technodrogen, nachhaltige Veränderungen der Hirnverbindungen auslösen kann. Besonders problematisch hierbei sind die sogenannten Entzugserscheinungen. Werden SSRI-Präparate zu schnell abgesetzt kann ein zeitweiliges Serotonindefizit im Gehirn entstehen, welches Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Leberfunktionsstörungen, Impotenz, Krampfanfälle, Anämie, Verwirrtheit, Albträume, Panikattacken, Suizidgedanken und aggressive Verhaltensweisen zur Folge hat.

Tötungsorgien der Drogenmafia
Wer sich mit den Amokläufen von Einzeltätern beschäftigt, sollte die Massen-Exekutionen im mexikanischen Drogenkrieg nicht ausser Acht lassen. Allein im Jahr 2010 sind 12’456 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg ums Leben gekommen. Insbesondere das Grenzgebiet zu den USA in der Nähe von El Paso und San Diego ist am gefährlichsten. In den vier Jahren seit dem Amtsantritt von Präsident Felipe Calderón wurden mehr als 37’000 Menschen getötet. Laut einer Studie von Redim sind in den vergangenen vier Jahren sogar 1’300 Minderjährige im Drogenkrieg ums Leben gekommen. So starben allein in Ciudad Juárez, der Stadt mit der höchsten Mordrate der Welt, mehr als 3’100 Personen einen gewaltsamen Tod. Sieben mächtige Verbrecherkartelle und zahlreiche organisierte Banden beherrschen Mexiko, wobei sie vor allem Drogen wie Kokain und Marihuana aus Lateinamerika in die USA schmuggeln. Beim grössten Massenmord des vergangenen Jahres starben 72 Migranten aus Mittelamerika. Sie wurden auf einer Ranch erschossen, weil sie sich weigerten, für ein Drogenkartell zu arbeiten. Mindestens neun Tote gab es im Februar dieses Jahres bei einer Schiesserei in der mexikanischen Staat Coahuila, wo Bewaffnete in zwei Bars das Feuer eröffneten und neun Menschen töteten. Bei einer Schiesserei in einem Lokal in der Grenzstadt Ciudad Juarez kamen ebenfalls fünf Menschen ums Leben. Ob diejenigen, die töteten, selbst unter Drogen standen, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden.

Hemmschwelle zum Töten in Mexiko auf dem Nullpunkt
Die Hemmschwelle, einen Menschen zu töten, ist in Mexiko jedoch fraglos auf dem absoluten Nullpunkt angekommen. Erst Mitte Juli 2011 erlebte Ciudad Juárez mit 21 Toten einen weiteren Höhepunkt im tödlichen Drogenkrieg. Dies war die bisher höchste Zahl an Morden während eines einzigen Tages in dieser Stadt. Schuld an dem Dilemma sind auch die USA, die auf der amerikanischen Seite wahllos Waffen verkaufen, die ihren Weg nach Mexiko finden und die amerikanischen Drogenkonsumenten, die den mexikanischen Drogenbaronen horrende Einnahmen bescheren. Etwa 40 Prozent des Kokains für den US-Markt kommt über Ciudad Juárez in die Vereinigten Staaten.

Halluzinisierung der Gesellschaft

Die Zunahme von Aggressionen ist ein Hauptauslöser für eine Vielzahl von Amoklaufen der letzten Jahre. Weil viele Drogen und Medikamente die Hemmschwellen immer wirkungsvoller herabsetzten, scheint auch die Anzahl der Opfer pro Jahrzehnt immer grösser zu werden. Es bleibt zu klären, inwieweit auch der norwegische Killer psychologische Probleme hatte und ob auch er während der Tat unter dem Einfluss oder dem Entzug von Drogen oder Medikamenten stand. Die Schwere der Tat und die Brutalität weisen jedenfalls auf massive Persönlichkeitsstörungen und Enthemmungserscheinungen hin, wie sie sonst nur durch Drogen/Medikamente, psychische Defekte oder durch religiösen/politischen Fanatismus ausgelöst werden können. Von den Freimauern, zu denen sich Breivik bekannte, weiss man, dass diese für ihre Experimente mit einer Vielzahl von Drogen bekannt sind. Hat doch kein geringerer als Freimaurer-Altmeister Aleister Crowley Opium, Kokain, Morphin, Ether und Chloroform zu sich genommen, um sein Bewusstsein zu erweitern. Wenn es wirklich gelingen soll, Einzeltaten wie den Massenmord in Norwegen wirksam zu bekämpfen, dann dürfen nicht nur die Symptome (Waffenbesitz, Killerspiele etc.) solcher Taten untersucht werden, sondern es müssen vor allem die Ursachen von Killerattacken, die in letzter Konsequenz durch das massenhafte In-Umlaufbringen von Drogen durch sogenannte Drogenbarone und Psychopharmaka durch die Pharmaindustrie zu suchen sind, angegangen werden. Diese beiden Branchen dürften weltweit wohl mehr Menschen auf dem Gewissen haben als alle bisher geführten Kriege zusammengenommen. Wir stehen deshalb vor dem ernsthaften und unkalkulierbaren Problem der Brutalisierung und Halluzinisierung der Gesellschaft durch Drogenhandel und Psychopharmaka, welche immer brutalere Massaker in immer schneller zeitlicher Dichte hervorbringen. Hierbei haben wir es mit dem Phänomen zu tun, dass Drogen und Medikamente eine besondere Form der Simulation hervorrufen können, welche uns immer weniger zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden lässt. Dies scheint auch bei Breivik der Fall gewesen zu sein, wie die folgenden Textstellen belegen.

Einnahme leistungssteigernder Mittel
Breivik schreibt in seinem Pamphlet auf S. 1445, dass er am 19. Juli 2011 ECA Stack genommen hat: „I’ve been working extremely hard the last few days and I’m completely exhausted. I have been using ECA stack to help keep this pace. Looks like I will have to take one more today.” Auf S. 848 empfiehlt er, dass sich ein Ritter vor einer Mission immer in einem Steroidyzklus befinden und ECA einnehmen sollte: «In addition a Justiciar Knight should always be in the middle of a steroid cycle and take an ECA stack capsule 20 minutes prior to the initiation of the mission (ephedrine, caffeine, aspirin stack) which increases our strength and agility by 50-100% for 2 hours. A Justiciar Knight is thus better prepared than even the most hardcore SWAT operator in a majority of ways.” Auf Seite 887 gibt er auch eine klare Dosierungsanleitung fuer die Einnahme der leistungssteigernden Kombinataion ECA Stack: „Typically the ECA stack is consumed two or three times per day in a 1:10:10 or 1:10:15 ratio of ephedrine:caffeine:Aspirin. Usually, no more than 25 mg of ephedrine, 200 mg of caffeine and 325 mg of Aspirin is consumed in a single dose. It is not recommended that the stack be taken past late afternoon as this may contribute to insomnia. Never take ECA stack daily for more than 4 consecutive weeks.” Auf Seite 888 gibt es Nutzung von ECA Stack zu, welches er schon zuvor uber Jahre eingenommen hat:  “It should be noted that I am not unfamiliar with using the ECA stack. I used it a few years ago, when it was legal in Sweden, during my 12 hour work hours (“financial phase” from age 21 to age 25). Needless to say; they helped me endure a few years of 10-12 hour work days which facilitated and subsidized my subsequent “sabbatical years” which were dedicated to travel, writing this compendium and prepare for the later phases of the operation.” Auf Seite 1449 betont er, dass Aggresivitaetspillen in Kombination mit Steroiden und ECA Stack denjenigen, der es einnimmt, in einen “Superhuman” verwandeln wuerden: I wonder if it is possible to acquire specialized «aggressiveness» pills on the market. “It would probably be extremely useful in select military operations, especially when combined with steroids and ECA stack…! It would turn you into a superhuman one-man-army for 2 hours!” Wenn er sich speziell motivieren wollte, nahm er einen besonderen Cocktail: „Occasionally, if I’m really not keen on doing a specific sub task, I take a red bull, a shake of noXplode or an ECA stack – to get a jump start before jumping into something I’m not looking forward to – f example extremely lame or labour intensive tasks or tasks involving great risk of injury or death.” Es scheint somit sehr wahrscheinlich,  dass Breivik seinen Amoklauf mit einem Cocktail aus Drogen, Medikamenten und Steroiden durchgeführt hat, um mit höchster Leistungsfähigkeit möglichst vielen Menschen zu töten. Medizinische Untersuchungen werden wohl zeigen, wie diese Medikamente seine Persönlichkeitsstruktur hin zu einem Killer verwandelten, der den Bezug zur Realität komplett verloren hat.

Verwechslung von Fiktion und Wirklichkeit
Killer-Videospiele, Waffenfetischismus, soziale Probleme, ungerechte Behandlung, Rechtsradikalität, Alkohol und Psychopharmaka sind ohne Frage die Hauptursachen für reale „Ego-Shootings“, die – anders als ihre virtuellen Pendants – nicht reversibel sind. Die Täter verwechseln bei Ihren Taten immer häufiger Fiktion und Wirklichkeit, d.h. sie befinden sich oftmals in einem quasi unbewussten Zustand während sie ihre Taten begehen. Die Unumkehrbarkeit dieser Verbrechen macht diese zu einer unmenschlichen Barbarei, die immer grössere Opferzahlen hervorbringt. Dass ein Einzeltäter nahezu 100 Menschen umbringen kann, wenn er entsprechend mit Waffen trainiert ist, ist nichts Neues. Schon die Spartaner haben überlegene Kämpfer ausgebildet, die es mit einer Übermacht an Feinden aufnehmen konnte, nur mit dem Unterschied, dass diese bewaffnet waren. Heutige Einzeltäter treffen auf unbewaffnete Menschen und können deshalb nicht nur einige wenige töten, sondern, wenn diese über genügend Munition verfügen, Blutbäder ungeahnten Ausmasses anrichten.

Sind Bilder wirklicher als die Wirklichkeit?

Die Simulation stellt die Differenz zwischen „Wahrem“ und „Falschem“, „Realem“ und „Imaginärem“ auf den Prüfstand. Was passiert mit dem Menschen, wenn er sich nur noch Simulationen hingibt? Glaubt er an die Illusion, dass, wenn er tötet, er nicht real tötet sondern nur fiktiv? Jean Baudrillard hat sich mit dieser Frage intensiv auseinandergesetzt. Er unterscheidet verschiedene historische Formen von Simulakren (Imitation, Produktion, Simulation) und beschäftigt sich besonders mit dem Simulakrum, bei dem es unmöglich geworden ist, zwischen Original und Kopie, Realität und Fiktion, Vorbild und Abbild zu unterscheiden. Im „Requiem für die Medien“ entwarf Baudrillard 1972 eine Art „Anti-Medientheorie“, bei der er feststellte, dass gegenwärtig die Bilder der Wirklichkeit, die vor allem über die Massenmedien vermittelt werden, wichtiger und wirklichkeitsmächtiger geworden sind als die Wirklichkeit selbst (http://paradigmama.blogspot.com/2010_09_01_archive.html). Für Amokläufer gilt hier das Theorem, dass das Morden in fiktiven Welten wirklicher ist als die Realität, weshalb der Täter, wenn er den Mord in der wirklichen Welt vollzieht, die Konsequenzen seines Handelns nicht mehr abschätzen kann. Dies gilt auch für die US-Attentäter von Oklahoma City, die mit einer aus Ammoniumnitrat (Mineraldünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoffzusatz) selbst hergestellten Sprengsatzes im Jahr 1995 168 Personen mit in den Tod rissen. Dies gilt auch für den US-Attentäter Timothy McVeigh, der nicht in die Kategorie Amoktäter faellt, der in Oklahoma City, mit einem aus Ammoniumnitrat (Mineraldünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoffzusatz) selbst hergestellten Sprengsatzes, im Jahr 1995 168 Personen tötete. Der Sprengstoffanschlag in Oslo erinnert fatal an diesen Anschlag, auch wenn dort glücklicherweise nur 7 Menschen ums Leben kamen.

Die Welt des Simulakrons

Die durch die Medien simulierte Welt ist zur Scheinwelt, zum Simulakrum geworden, die in Form einer Hyperreältität die wirkliche Welt verdrängt (http://wurm.twoday.net/stories/jean-baudrillard-und-sein-begriffsverstaendnis-von-simulation/). Der Mord in der realen Welt wird für den Amokläufer damit zu einem Nichtereignis, da er gefangen in seiner reversiblen Welt des Simulakrons den Tod als Fiktion denkt, während er für die Angehörigen eines Blutbades zur irreversiblen Gewissheit wird. Für den Mörder sind alle Hypothesen zugleich umkehrbar und damit potenziell wahr (oder falsch). Es liegt auf der Hand, dass der Einsatz von Medikamenten und Drogen eine solche Denkweise nicht nur unterstützt, sondern im Zustand der Enthemmung geradezu salonfähig macht. Deshalb schrieb Baudrillard folgerichtig: „Wir bewegen uns nämlich in einer Logik der Simulation, die mit einer Logik der Fakten und einer Ordnung der Gründe nichts mehr zu tun hat.“ Damit wird der Tod, sei es durch 9/11, Drogenkriege oder Amokläufer zu einem trügerischen Schein, dessen letzter Konsequenz der Irreversibilität wir nur entkommen könnten, wenn, wie im Buch des amerikanischen Autors Daniel F. Galouye „Simulacron 3“ von 1964, unsere erlebte Welt, selbst nur ein Simulakron wäre. Die Filme „Welt am Draht“ (1973) von Rainer Werner Fassbinder, „The 13th Floor“ (1999) sowie der Film „Matrix“ (1999) haben diese Thematik aufgegriffen. In diesem Kontext kann man auch begreifen, warum Baudrillard die Terrorattacken von 9/11 als Simulation begriff, da sie das Unvorstellbare zum Vorstellbaren avancieren liessen. Bis zur Ermordung von mehr als 90 Menschen war ein norwegisches 9/11 ebenso unvorstellbar wie vor dem 11. September 2001 in New York. Für Baudrillard lag die Gefahr solcher Ereignisse darin, dass Sie die Freiheit noch weiter untergraben und Norwegen jetzt, wie zuvor Amerika, der Gefahr unterliegt, dass sich wegen solcher Ereignisse der Staat in einen Polizeistaat mit totaler Kontrolle transformiert. In einem solchen Staat werden selbst Wahrheit und Realität zu einer Illusion mit der Folge, dass die Demokratie und ihre Werte immer mehr verfallen und bürgerkriegsähnliche Zustände ausbrechen können.

1’500-Seiten-Pamphlet des mutmasslichen Oslo-Attentäters

Breiviks «Manifesto-Video»

Für Amy Winehouse, einem prominenten Opfer der Drogenmafia!

Chronologie von besonders opferreichen Amokläufen:

9. April 2011 – 7 Tote:
Bei einem Amoklauf erschiesst ein Mann mit einer Maschinenpistole in Holland mehrere Kunden eines Einkaufszentrums. Sieben Menschen starben, darunter auch der Täter.

7. April 2011 – 13 Tote:
Ein 23-Jähriger schiesst in einer Schule in Rio in Brasilien auf Kinder. Bei dem Massaker sterben zehn Mädchen und zwei Buben im Alter von zwölf bis 15 Jahren.

11. März 2009 – 16 Tote:
In seiner früheren Realschule in Winnenden bei Stuttgart und auf der anschliessenden Flucht tötet ein 17-Jähriger 15 Menschen und sich selbst. Die Waffe hatte er seinem Vater, einem Sportschützen, entwendet.

23. September 2008 – 11 Tote:
In der westfinnischen Kleinstadt Kauhajoki stürmt ein 22-jähriger Amokläufer in eine Berufsschule und tötet acht Mitschülerinnen, einen Mitschüler und einen Lehrer und danach sich selbst.

14. Februar 2008, 6 Tote:
Ein ehemaliger Student erschiesst an der Northern Illinois University fünf Menschen und verletzt 18, bevor er sich selbst erschiesst.

7. November 2007 – 8 Tote:
Beim Schulmassaker von Jokela in Finnland tötete der 18 Jahre alte Schüler Pekka-Eric Auvinen insgesamt 8 Menschen in einem Schulzentrum nördlich von Helsinki.

16. April 2007 – 33 Tote:
Der 23-jährige südkoreanische Student Cho Seung-hui tötete beim Amoklauf auf dem Campus der Virginia Polytechnic Institute and State University 32 Menschen und verletzte 29 weitere. Danach erschoss sich der Täter selbst.

21. März 2005 – 10 Tote:
Ein Schüler der High School des Indianer-Reservats von Red Lake im US-Staat Minnesota tötet 9 Menschen, darunter seine Grosseltern und tötet sich dann selbst.

26. April 2002 – 17 Tote:
Im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt erschiesst der Schüler Robert Steinhäuser zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten. Anschliessend tötete er sich selbst.

27. März 2002 – 9 Tote:
Der arbeitslose Richard Durn (33) erschoss während einer Stadtratssitzung in Nanterre, Frankreich  von der Zuschauertribüne aus acht Ratsmitglieder und verletzte 19 Weitere, ehe er überwältigt werden konnte.

27. September 2001 – 15 Tote:
Ein Amokläufer tötet aus Wut über die Justiz im Parlament des Kantons Zug 14 Menschen und sich selbst.

8. Juni 2001 – 8 Tote: Ein 37-jähriger Japaner ersticht in einer Grundschule 8 Kinder und verletzt 20 zum Teil schwer.

20. April 1999 – 15 Tote:
In der Columbine High School in Littleton (Colorado) töten zwei mit Gewehren bewaffnete US-Schüler im Alter von 17 und 18 Jahren 12 ihrer Mitschüler und einen Lehrer. Danach erschiessen sich die Täter.

28./29. April 1996 – 35 Tote:
Beim schlimmsten Amoklauf der australischen Geschichte sterben auf der Insel Tasmanien 35 Menschen durch einen geistig Verwirrten.

13. März 1996 – 18 Tote:
Offenbar aus Rache wegen Ausgrenzung als Jugendbetreuer erschiesst ein 43-jaehriger Arbeitsloser in einer Grundschule im schottischen Dunblane 16 Kinder, eine Lehrerin sowie sich selbst.

13. November 1990 – 13 Tote:
David Malcolm Gray tötete in Aramoana, Otago/Neuseeland  mit einem Sturmgewehr 13 Menschen, ehe er am nächsten Tag im Gefecht mit einer Spezialeinheit starb.

27. April 1982 – 58 Tote: Der Polizist Woo Bum-Kon aus Uiryong in Südkorea war vor dem Norwegen-Anschlag für den bisher schlimmsten bekannten Amoklauf der modernen Geschichte verantwortlich. Nach einem Streit mit seiner Freundin verliess er sein Haus und ging zur Waffenkammer des örtlichen Polizeipostens. Dort begann er sich mit Whiskey zu betrinken und zog mit einem Gewehr, Munition und einige Handgranaten bewaffnet von Haus zu Haus, um ahnungslose Bürger in ihren Häusern zu töten, bevor er sich und 3 Geiseln mit Handgranaten zerfetzte.

11. Juni 1964 – 10 Tote: Ein geisteskranker Invalide (42) tötet in der katholischen Volksschule des Kölner Vororts Volkhoven zehn Menschen. Der Täter vergiftet sich später.

6. September 1949 – 13 Tote:
Der Kriegsveteran Howard Unruh schiesst in Camden, New Jersey in zwölf Minuten auf 26 Menschen, von denen er 13 tötete und viele schwer verletzte.
18. Mai 1927 – 45 Tote: Am Morgen tötete der Farmer Andrew Kehoe in Bath/Michigan zunächst seine Frau und steckte dann seine Farm in Brand. Als die Feuerwehr dort eintraf, erschütterte eine Explosion das Schulgebäude im Ort und tötete die meisten Personen die darin waren. Während der Rettungsarbeiten sprengte Kehoe seinen mit Metallteilen gefüllten Wagen in die Luft, wodurch 45 Menschen starben, die meisten davon Schüler.

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Über Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com, www.wallstreetcockpit.com, www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH. Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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