Die Enteignung droht nicht, sie ist bereits Realität

Bernd Hartmann

Kommentar von Bernd Hartmann, Chief Strategist und Leiter Investment Research & Advisory der VP Bank Gruppe. (Foto: VP Bank)

Vaduz – Die Empörung über das Gedankenspiel des Internationalen Währungsfonds, mit einer Sonderabgabe auf Spareinlagen die Staatsschulden zu reduzieren, ist gross. Dabei greifen die Staaten bereits jetzt zu Massnahmen der finanziellen Repression.

Neu ist hingegen, wie direkt eine solche Enteignung diskutiert wird. Die bereits ergriffenen Zwangsmassnahmen sind weniger offensichtlich als die diskutierte, einmalige Zwangsabgabe. Der Effekt ist jedoch der gleiche: die Entschuldung des Staates zu Lasten des Anlegers. Negative Realrenditen (Inflation übersteigt nominale Rendite) sind global ein weit verbreitetes Phänomen. Über mehrere Jahre hinweg kann so die Staatsschuldenlast substanziell reduziert werden, wie auch die jüngere Geschichte belegt. Gleichzeitig sorgt der Staat in seiner Funktion als Regulator für Nachfrage nach Staatsanleihen. Der Griff des Staates in die Taschen der Anleger ist somit bereits Realität.

Anleger als grosse Verlierer
Zu den grossen Verlierern zählen die Anleger. Sie müssen sich entscheiden, ob sie ihr Anlageziel anpassen oder bereit sind, mehr Risiken einzugehen. Viele Investoren werden sich für letzteres entscheiden (müssen).

 

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