- 70 Prozent der Unternehmen in der Schweiz haben Investitionen aufgrund geo- und handelspolitischer Unsicherheiten gestoppt oder verschoben.
- Trotzdem: Die Zahl der angekündigten Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen in der Schweiz stieg 2024 um fast 25 Prozent; aus den USA kamen sogar 69 Prozent mehr Investitionen als im Vorjahr.
- Stabile Rahmenbedingungen und Standortvorteile wie Rechtssicherheit und Innovationskraft nehmen an Bedeutung zu.
Zürich – Schweizer Unternehmen sehen sich in einem zunehmend schwierigen internationalen Umfeld mit wachsenden Risiken konfrontiert. Geopolitische Spannungen, protektionistische Massnahmen und steuerliche Reformen bremsen Investitionen und erschweren strategische Entscheidungen. Eine aktuelle Analyse von EY zeigt: 70 Prozent der Unternehmen in der Schweiz haben Investitionen aufgrund geo- und handelspolitischer Unsicherheiten gestoppt oder verschoben.
Besonders ins Gewicht fallen die jüngsten handelspolitischen Massnahmen der USA, darunter Zölle von bis zu 39 Prozent auf Schweizer Exporte. Für Unternehmen mit starken Absatzmärkten in den Vereinigten Staaten entstehen dadurch strukturelle Herausforderungen – nicht zuletzt, weil global verzweigte Lieferketten sich kurzfristig kaum anpassen lassen.
«Die Zölle aus Washington sind nur ein Beispiel dafür, wie geopolitische Spannungen unmittelbar in die strategische Realität von Schweizer Unternehmen eingreifen», sagt Daniel Gentsch, Verwaltungsratspräsident beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY Schweiz. «Gerade in einem stark vernetzten Marktumfeld ist es entscheidend, resiliente Strukturen zu schaffen, Szenarien zu entwickeln und strategische Optionen flexibel auf sich verändernde geo-politische Rahmenbedingungen auszurichten.»
Auch im M&A-Bereich wirkt sich die geopolitische Unsicherheit auf das Verhalten der Unter-nehmen aus. Während knapp die Hälfte der Schweizer Unternehmen (46 Prozent) in den kommenden 12 Monaten eine Fusion oder Übernahme plant, führt die geopolitische Unsicherheit zu einer stärkeren Risikodifferenzierung – insbesondere bei Transaktionen mit US-Bezug. Bewertungsunsicherheiten, regulatorische Vorgaben und mögliche Zollbelastungen fliessen heute viel intensiver in die Entscheidungsprozesse ein.
Gleichzeitig bleibt die Schweiz ein gefragter Standort für internationale Investoren. 2024 stieg die Zahl der angekündigten Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen um fast 25 Prozent; aus den USA kamen sogar 69 Prozent mehr Investitionen als im Vorjahr. Dieser Erfolg zeigt, dass stabile Rahmenbedingungen und Standortvorteile wie Rechtssicherheit und Innovationskraft auch in geopolitisch unruhigen Zeiten Wirkung entfalten.
EY empfiehlt Unternehmen, geopolitische Risiken systematisch in die strategische Planung einzubeziehen, den Dialog mit Politik und Verwaltung zu intensivieren und flexible Strukturen zu entwickeln, die eine schnelle Anpassung an wechselnde Rahmenbedingungen ermöglichen.
«Die Schweiz muss ihre bewährten Standortvorteile, wie das liberale und verlässliche Rechtssystem, wirtschaftliche Freiheit und den Schutz geistigen Eigentums, gezielt ausbauen», so Gentsch weiter. «Ein überhasteter Ausstieg aus internationalen Regelwerken oder reflexartige Gegenmassnahmen würden langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen.» (EY/mc)
Den ganzen Beitrag von Daniel Gentsch findet Sie hier.