Popety.io beschleunigt Planung von Bauvorhaben

Oliver Meier

Oliver Meier ist für das Business Development bei Popety.io verantwortlich. (Foto: zvg)

Die Suche nach Parzellen, die überbaut oder verdichtet werden können, ist zeitaufwändig und stellt eine Herausforderung für Immobilienentwickler dar. Das Startup Popety.io schafft Abhilfe: Parzellen mit Potenzial lassen sich nun dank des digitalen Tools blitzschnell identifizieren – dank aggregierten Daten und Künstlicher Intelligenz. Die Vaudoise Versicherungen haben sich mit einer Million an Popety beteiligt.

Meilen an Zürichsee wurde 2022 von der «Bilanz» zum «attraktivsten Dorf» gekürt. Die Gemeinde ist steuergünstig, hervorragend erschlossen und bietet mit dem See und dem Naherholungsgebiet Pfannenstiel viel Natur. Hier möchten viele Menschen wohnen. Doch Wohnungen und Häuser zum Kauf oder zur Miete sind knapp. Das Problem kennt man vielenorts in der Schweiz.

Im vergangenen Jahr wuchs die Bevölkerung in der Schweiz um über 80’000 Personen. In den kommenden Jahren ist kein Rückgang der Zuwanderung zu erwarten. Doch die Wohnungen für diese Menschen müssen erst noch gebaut werden. Die Anzahl der Baugesuche ist jedoch so tief wie seit 25 Jahren nicht mehr. Es müsste mehr gebaut werden. Nicht auf der grünen Wiese, sondern vor allem an attraktiven Standorten in Städten. Denn die Maxime beim Bauen lautet: Verdichtung, also dort Bauen, wo schon gebaut ist. Das Potenzial, Häuser zu erweitern oder aufzustocken ist besonders in den Agglomerationen hoch.

Bloss: Grundstücke zu finden, die bebaut oder verdichtet werden können, ist aufgrund dezentraler Daten nicht ganz einfach. Die Recherche in Datenbanken, Katastern und auf Grundbuchämtern ist zeitaufwändig.

Mit wenigen Klicks zu Parzellen mit Potenzial
Für Immobilienentwickler hat das Startup Popety.io ein digitales Tool als Entscheidungsgrundlage entwickelt. Dieses erlaubt es Bauherren über die Suchmaske geeignete Grundstücke mit Potenzial mit wenigen Klicks zu identifizieren. Damit lässt sich der Analyseprozess beschleunigen. Das zeitlich aufwändige Sammeln, Analysieren und Aufbereiten von Daten entfällt.

Popety.io aggregiert öffentliche Daten und Informationen aus verschiedenen kommunalen, kantonalen oder eidgenössischen Registern. Doch die verschiedenen kantonalen Kataster, zum Beispiel zur Art der Heizung in Gebäuden, liefern nur Rohdaten. Popety.io verknüpft solche Informationen mit Kenntnissen des Immobilienmarkts, eigenen Datenanalysen und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz zu einem in der Praxis sinnvoll einsetzbaren Instrument. Schlussendlich weist Popety.io jedem Grundstück eine Gesamtnote für dessen bauliche Entwicklung zu, dies, unabhängig davon, ob es bereits bebaut ist oder noch nicht.

Die Software hinter der Suchmaske analysiert beispielsweise die Baulandreserven der Parzelle, den Zustand und das Alter mit Renovationsdaten der aktuellen Bebauung bis hin zur Bodenqualität auf dem Grundstück und der Nähe zum Regionalen Fernwärmenetz. Hinzu kommen weitere Informationen wie beispielsweise die Neigung der Parzelle, zur Heizung eines Hauses, zur Dachexposition und Besonnung für Solarpanels sowie zum Schattenwurf der umliegenden Liegenschaften. Wo die Daten unzureichend sind, ermittelt Künstliche Intelligenz die Eignung einer Parzelle.

Altbau auf einer Parzelle mit Überbauungspotenzial
In die Jahre gekommene Häuser sind meist schlecht isoliert und entsprechen auch sonst nicht mehr den heutigen Standards. Den Altbau zu renovieren ist meist nicht zielführend. Besser ist der Ersatz durch einen energetisch optimierten Neubau.

Eine fiktive Suche eines Immobilienentwicklers mit Popety.io in der Gemeinde Meilen/ZH könnte so aussehen: Identifiziert werden sollen Häuser, die vor mehr als 60 Jahren gebaut wurden und in den letzten 25 Jahren keine Renovation erfahren haben. Die Parzelle soll zudem in der Wohnbauzone W4 liegen, wo Gebäude mit maximal vier Vollgeschossen errichtet werden dürfen. Die App soll aber nur diejenigen Grundstücke aufzeigen, auf denen Liegenschaften mit maximal drei Geschossen stehen. Das heisst: Dort wird die maximal mögliche Ausnützungsziffer unterschritten. Weiter interessiert den Immobilienentwickler die Möglichkeit, auf der Parzelle Fernwärme zu beziehen.

Als Suchresultat zeigt Popety.io in Sekundenbruchteilen alle Parzellen an, die diesen Kriterien entsprechen. Darunter ist ein zweistöckiges Wohngebäude an einem Ort, wo mehr möglich wäre. Der Immobilienentwickler kann nun die Erweiterung des bestehenden Hauses oder einen Neubau auf der Parzelle in Betracht ziehen.

Bis Ende 2023 in der ganzen Schweiz verfügbar
Die 10-Millionen-Schweiz soll laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2040 Realität sein. Doch bereits 2026 werden im Land 50‘000 Wohnungen fehlen. Das Tool Popety.io ist nicht zuletzt ein Beitrag zur Schliessung der Wohnungslücken in der Schweiz.

Popety.io kann heute in 17 Kantonen genutzt werden und hat über 100 Kunden im Land. «Bis Ende 2023 wird unser Tool in der ganzen Schweiz verfügbar sein», verspricht Oliver Meier, der für das Business Development des Unternehmens in Zürich verantwortlich ist.

Als institutioneller Investor unterstützen die Vaudoise Versicherungen das Startup, das 2019 in Genf gegründet wurde. «Wir sind überzeugt vom Mehrwert, der Popety.io bietet. Zudem nutzen wir das Tool selbst, schliesslich halten wir in unserer Bilanz bis zu 20 Prozent Immobilien», sagt Stefan Schürmann, Head Corporate Development bei der Vaudoise – einem der zehn grössten privaten Versicherer der Schweiz. Das Unternehmen hat sich mit einer Million Franken an Popety.io beteiligt.

Im Hauptquartier des Startups in Genf tüftelt man bereits an weiteren Anwendungsmöglichkeiten von Popety.io. Eine davon ist das Management der dezentralen Einspeisung von Strom über Photovoltaik-Anlagen. «Hier sehen wir weiteres Anwendungsgebiet und Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Tools», sagt Meier. (Popety.io/mc)


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