Robert Hauri, CEO und Mitinhaber SPG Intercity Zurich AG, im Interview

Robert Hauri, CEO und Mitinhaber SPG Intercity Zurich AG. (Foto: SPG Intercity Zurich)

Von Sandra Willmeroth

Moneycab: Wird das Immobilien-Projekt «The Circle» am Flughafen Zürich planmässig im Herbst eröffnen können oder hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht?

Robert Hauri: «The Circle» at Zurich Airport wird in der zweiten Jahreshälfte 2020 schrittweise in Betrieb genommen und im Frühling 2021 festlich offiziell eröffnet. Es ist ein Mix-Use-Development mit unterschiedlichen Modulen und Flächen, das für die Nachbarschaft des Flughafens sowie den gesamten Grossraum Zürich gebaut wird. Die Mieter in den verschiedenen Modulen haben sich aufgrund des einzigartigen Campus-Konzepts für «The Circle» entschieden.

Wie viel der Fläche im Circle sind bereits vermietet?

Trotz Corona-Situation ist es dem Vermietungsteam in den letzten Monaten gelungen weitere rund 10’000 m2 zu vermieten. Damit ist «The Circle» nun fast vollvermietet. Im Modul «Headquarters & Offices» stehen nur noch die letzten Flächen ab ca. 300 m2 zur Verfügung. Wir stehen aktuell mit einigen Unternehmen in Verhandlungen. Die Nachfrage nach den Büroflächen in «The Circle» ist gut bis sehr gut.

Inwieweit hat der konjunkturelle Stillstand Ihr Geschäft im Büroflächen-, im Retailflächen- und im Investmentmarkt beeinflusst?

In unterschiedlicher Art und Weise. So war es während des Lockdowns (der in der Sprachregelung des BAG und Bundesrates ja eigentlich keiner war) fast nicht mehr möglich neue Interessenten zu generieren oder physische Objekt-Besichtigungen durchzuführen. Wir haben in der ersten Phase regelmässig zu hören bekommen, dass sich unsere Gesprächspartner mit anderen, für sie wichtigeren, Dingen beschäftigen müssen. Dann war es anderseits aber auch so, dass Ver- und Anmietungsprozesse ohne Unterbruch weitergingen und auch Investment-Transaktionen abgeschlossen werden konnten. Dies war v.a. bei strategischen An- und Vermietungen der Fall oder in den Fällen, in denen ein sog. «Lease-Event» bevorsteht. Ist der aktuelle Mietvertrag gekündigt oder läuft er aus, haben die Unternehmen gar keine andere Option als sich nach einer Alternative umzusehen.

Dann ist der Informations- und Kommunikationsbedarf auf allen Seiten dramatisch gestiegen. Die Verunsicherung waren auf allen Seiten hoch und auch unsere Kunden haben artikuliert, dass wir sie enger mit Informationen beliefern sollen. Der Druck auf uns, z.B. als Büro- oder Retailflächen-Vermarkter, hat in dieser Phase deutlich zu genommen.

Weiter haben wir fallweise auch von Kunden gehört, dass sich die Anforderungsprofile, v.a. hinsichtlich des Flächenbedarfs, verändert haben und dass teilweise, allerdings eher kleinere Flächen, neu untervermietet werden sollen. Dies gesagt, so haben wir jedoch keine grundsätzlichen und drastischen Veränderungen festgestellt – auch während der Corona-Situation konnten An- und Vermietungsprojekte sowie Investment-Transkationen abgeschlossen werden.

«Besichtigungen finden wieder regelmässig statt und es macht für uns den Anschein, dass man alles, was man in den letzten Wochen und wenigen Monaten verpasst hat, nachholen will.»
Robert Hauri, CEO und Mitinhaber SPG Intercity Zurich AG

Hat bereits wieder eine Erholung eingesetzt?

Seit der Lockerung der Corona-Massnahmen stellen wir wieder eine deutliche «Wiederbelebung» sämtlicher Aktivitäten fest. Besichtigungen finden wieder regelmässig statt und es macht für uns den Anschein, dass man alles, was man in den letzten Wochen und wenigen Monaten verpasst hat, nachholen will. Auf jeden Fall konnten wir seit April doch einige Mandate zum Abschluss bringen. Alles in allem sind wir bisher ordentlich bis gut durch diese anspruchsvolle Zeit gekommen.

Spüren Sie Rückzugstendenzen und Verunsicherung bei Ihren Kunden?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die drei Teilmärkte – der Büro-, Retail- und Investment-Markt – in denen wir tätig sind, unterliegen je eigenen Gesetzmässigkeiten und verhalten sich entsprechend auch unterschiedlich. Verunsicherung ist allerdings allenthalben zu spüren. Vieles ist auf dem Prüfstand und wird hinterfragt. Konkrete «Rückzugstendenzen» sahen wir bisher noch (fast) keine. Aber es ist noch etwas früh, um ein Fazit zu ziehen und die Auswirkungen zu beziffern. Entscheidungsfindungsprozesse in der Immobilienwirtschaft sind in vielen Teilen eher «träge» oder zumindest verhältnismässig langsam, aber sicher auf Langfristigkeit ausgelegt. Typischerweise verändert sich die Situation in den Immobilienmärkten nicht schlagartig.

Wird die Corona-Zeit unsere Arbeitskonzepte nachhaltig verändern?

In vielen Unternehmen ist das Thema «Büroflächenbedarf und Workplace-Konzepte» auf die Tagesordnung gekommen. Das Thema ist in aller Munde und wird auch in den Medien intensiv diskutiert. Direkte und konkrete Auswirkungen, ausser anekdotischen Feststellungen, sehen wir aber noch keine.

«Wir haben uns klar zum Ziel gesetzt, diese herausfordernde Phase mit unternehmerischem Rückgrat zu meistern. Bisher ist uns dies recht gut gelungen.»

Wie haben Sie als Unternehmen auf die Corona-Pandemie reagiert? Mussten Sie Entlassungen / Kurzarbeit aussprechen?

Wir haben uns klar zum Ziel gesetzt, diese herausfordernde Phase mit unternehmerischem Rückgrat zu meistern. Bisher ist uns dies recht gut gelungen. Die Umsätze von transaktionsorientierten Immobiliendienstleistungsunternehmen wie wir eines sind, entwickeln sich im Jahresverlauf nie linear. Vom dem her ist für uns bisher «nichts passiert». Die Verlangsamung in den Transaktionen hat sich kurzfristig aber natürlich auch auf unsere Umsätze ausgewirkt. Allerdings konnten wir vieles in den letzten Wochen wett machen und sind in der Zwischenzeit wieder ordentlich bis gut auf Kurs.

Und organisatorisch?

Zunächst haben wir unsere Teams Anfang März zuerst gesplittet, um die Ansteckungsgefahr und das Quarantäne-Risiko einzudämmen, und in einer nächsten Phase haben wir dann, entsprechend der Empfehlung des BAG, vollständig in den «Home-Office-Modus» gewechselt. Nach einer kurzen Phase der Neuorganisation waren wir ab dann aus den jeweiligen Home-Offices zu 100 % für unsere Kunden in den verschiedenen Projekten einsatzfähig. Seit Ende Juni sind wir nun wieder mehr oder weniger im regulären Modus – mit aller schon vor COVID-19 bestehender Flexibilität und neu natürlich auch unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsempfehlungen des Bundes. Mobiles Arbeiten ist bei uns schon seit Ende 2018 die Normalität. Unser modernes Arbeitsplatz-Konzept erlaubt dies in optimaler Weise. Entlassungen hat es bei uns keine gegeben – ganz im Gegenteil: Wir haben unser Team im ersten Halbjahr 2020 weiter ausgebaut und Neuanstellungen realisiert. Kurzarbeit, ein Corona-Kredit oder sonstiges waren bei uns kein Thema.

«Der Online-Handel und der stationäre Handel stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit.»

Manche Auguren erwarten mit der Digitalisierung und dem veränderten Konsumverhalten ein Aussterben der Innenstädte und Einkaufs-Malls. Was halten Sie von solchen Prognosen?

Ich halte wenig von solchen «schwarz/weiss»-Prognosen. Auch dieses Thema ist komplex und vielschichtig. Der Online-Handel und der stationäre Handel stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit. Man weiss bereits seit längerem, dass die stationäre Präsenz von Unternehmen die Umsätze auf den Online-Portalen positiv beeinflusst. Was allerdings auch klar ist, ist dass sich der stationäre Handel an der einen oder anderen Stelle neuerfinden muss und sich die «Funktion der Innenstädte» und der Shopping-Center weiter wandeln wird. Der viel zitierte Strukturwandel im Detailhandel ist schon seit einigen Jahren in vollem Gang. Die Corona-Pandemie wirkt an dieser Stelle als Brandbeschleuniger, ist aber nicht ursächlich dafür verantwortlich. Wenn ich diesem Thema auf den Grund gehe und auch Beispiele aus dem Ausland hinzuziehe, komme ich zum Schluss, dass der stationäre Handel keineswegs «tot» ist. Meines Erachtens geht es nicht um entweder oder sondern darum, die intelligente Kombination zwischen on- und offline zu finden. Oder wie es Professor Wolfgang Christ der Bauhaus Universität Weimar schon 2016 in einem Vortrag zum Thema «Omnichannel» treffend zusammenfasste: «Die Innenstadt ist der analoge Knoten im digitalen Netz».

Wie hat die Digitalisierung die Immobilienwelt verändert bzw. wird sie noch weiter verändern?

Digitalisierung ist in der Immobilienwirtschaft seit einigen Jahren ein grosses Thema. Für uns in der Immobilienvermarktung und -vermietung geht es diesbezüglich v.a. um Kommunikation mit unseren Interessenten und um die Präsentation der Objekte. So haben wir beispielsweise für die Abwicklung von Investment-Transaktionsmandaten unsere eigene «SPG Intercity Transaktionsplattform» entwickelt, über welche wir die gesamte Kommunikation während des Transaktionsprozesses abwickeln und sämtliche Unterlagen und Dokumente zur Verfügung stellen – modern und nach dem «Self-Service-Prinzip».

Was sind die grössten anstehenden Immobilienprojekte in Ihrem Portfolio?

Die Frage lässt sich nicht einfach mit «diesem oder jenem Projekt» beantworten. Alle unsere Projekte haben für uns und unsere Kunden eine grosse Bedeutung und verdienen unsere volle Aufmerksamkeit und die Bandbreite der Projekte und die Diversität der Aufgaben ist gross. Bei SPG Intercity Zurich/Basel bearbeiten wir beispielsweise aktuell rund 150 aktive Mandate in den Themen «Büro- und Retailflächen-Vermietung», «Tenant Representation» und «Investment Advisory» in unterschiedlichen Projektstadien. Im Bereich «Büro Vermietung» vermarkten wir aktuell neben diversen Gebäuden und Flächen in der Zürcher Innenstadt u.a. auch drei Grossprojekte in Zürich-Nord und ein bedeutendes Bürogebäude in Baden. Unser «Investment-Team» ist u.a. für einen Basler Chemie-Konzern mit der Entwicklung und Vermarktung des globalen Headquarters in der Nordwestschweiz betraut und unser «Retail-Team» vermarktet verschiedene Einzelhandelsflächen u.a. in Zürich und anderen grösseren Schweizer Städten – immer an der wichtigsten Einkaufsstrasse der jeweiligen Stadt. Als «Tenant Representation» sind wir mit ca. 20 teilweise grösseren Relocation/Ansiedlungs-Projekten u.a. für global agierende Tech-Konzerne, aber auch für Unternehmen aus anderen Industrien, betraut.

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