Schweiz würde vom Agrarfreihandel profitieren

Landwirtschaft

Der Bauernverband ist vom Agrarfreihandel keineswegs überzeugt.

Chur – Die Öffnung des Agrarmarktes bedeutet für die Schweiz mehr Chancen als Risiken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der HTW Chur in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich. Konsumenten würden von sinkenden Preisen profitieren. Beim Bauernverband sieht man es aber anders.

In der Studie zuhanden von Economiesuisse, Migros und Nestlé (Schweiz) wurde untersucht, welche Auswirkungen vom geplanten Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) und von der Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) auf den schweizerischen Agrar- und Lebensmittelbereich zu erwarten sind. Wie die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur am Montag mitteilte, hätte eine Marktöffnung deutliche volkswirtschaftliche Auswirkungen: Je nach Szenario würden die Rohstoffpreise um bis zu 30% sinken. Mit einer Effizienzsteigerung in der Nahrungsmittelindustrie könnte es für die Verbraucher zu einem Rückgang der Nahrungsmittelpreise von bis zu 10% kommen.

Zusätzliche Arbeitsplätze
Wegen der Heterogenität der Branche sind die Auswirkungen unterschiedlich: Jene wertschöpfungs- und beschäftigungsmässig dominierenden Subbranchen und Unternehmen, welche Erfahrungen im Export haben, dürften von einem Freihandelsabkommen und teils auch von der WTO-Doha-Runde am meisten profitieren. Eine Marktöffnung dürfte laut Studie insbesondere den Herstellern von Schokolade, Kaffee, Zuckerwaren, Fertiggerichten, Saucen aber auch den milchverarbeitenden Unternehmen Vorteile bringen. Dank wachsender Exporte sei langfristig auch mit zusätzlichen Arbeitsplätzen zu rechnen.

Verlässlicher Fahrplan von Vorteil
Die Studie kommt laut HTW auch zum Ergebnis, dass ein verlässlicher Fahrplan die Marktöffnung erleichtern würde. Auf diese Weise hätten die Unternehmen Zeit, ihre strategische Ausrichtung und ihre Investitionen anzupassen. Nicht einverstanden mit den Schlüssen der Studie ist man beim Schweizerischen Bauernverband (SBV). Bundesrätin Doris Leuthard habe 2008, vor Beginn der Gespräche mit der EU, gleich argumentiert wie in der Studie dargestellt, sagte Mediensprecherin Sandra Helfenstein auf Anfrage. Inzwischen sei der Enthusiasmus etwas verflogen.

Schweizer Produkte zu teuer für EU-Markt?
Der SBV sieht für Schweizer Produkte auf dem EU-Markt nur geringe Wachstumschancen, weil sie für den durchschnittlichen europäischen Konsumenten einfach zu teuer seien. Erfahrungen mit dem Hauptexportprodukt Käse – bei dem bereits vollständiger Freihandel herrsche – zeigten, dass es nicht so einfach sei, sich im Ausland erfolgreich zu positionieren. Auch bei den prognostizierten tieferen Rohstoffpreisen wird ein Fragezeichen gesetzt. Der tiefere Euro habe diese Preis nicht zurückgehen lassen, sagte Helfenstein. Die Vorteile des günstigeren Kurses beim Rohstoff-Einkauf würden nicht an die Konsumenten weitergegeben. Die Kursvorteile versickerten im Handel oder Transport. (awp/mc/ps)

ETH Zürich

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