Commerzbank leidet unter Niedrigzinsen und Schiffskrediten

Martin Zielke

Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender Commerzbank. (Foto: Commerzbank)

Frankfurt – Zinstief und Konzernumbau haben den Gewinn der Commerzbank 2016 deutlich geschrumpft. Der Überschuss brach von knapp 1,1 Milliarden im Vorjahr auf 279 Millionen Euro ein, wie der teilverstaatlichte Dax-Konzern am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zur Belastung wird auch die anhaltende Krise in der Schifffahrt. Analysten hatten mit noch schlechteren Zahlen gerechnet – die Aktie stieg vorbörslich um rund 2 Prozent.

«Im Jahr 2016 haben wir ein solides Ergebnis erzielt und unsere Kapitalquote weiter verbessert», bilanzierte der seit Mai amtierende Konzernchef Martin Zielke. «Allerdings können wir mit der Ergebnisqualität noch nicht zufrieden sein.» Er will deshalb den Konzernumbau samt Tausender Stellenstreichungen wie geplant umsetzen.

Privatkunden stützen
Als Stütze erwies sich das Geschäft mit Privat- und kleineren Firmenkunden. Das operative Ergebnis in diesem Bereich stieg binnen Jahresfrist um drei Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro. Die Bank konnte in Deutschland unter dem Strich 321 000 neue Kunden gewinnen und vergab mehr Kredite. Bis 2020 sollen weitere zwei Millionen Kunden geworben werden. Seit dem Beginn der Offensive Ende 2012 wuchs die Zahl der Privatkunden bereits um 1,1 Millionen.

«Auch im Firmenkundengeschäft wollen wir wachsen und bis Ende des Jahres 3500 neue Kunden gewinnen», sagte Zielke. Im vergangenen Jahr schwächelte das Geschäft mit grösseren Firmenkunden: Das operative Ergebnis sank um fast ein Viertel auf rund 1,3 Milliarden Euro. Kunden hätten sich mit Aktivitäten an den internationalen Kapitalmärkten zurückgehalten – die Commerzbank verdient daran durch Gebühren. Als Stabilitätsanker erwiesen sich Mittelstand und deutsche Grosskunden.

Jahresende lief gut
Das vierte Quartal lief für den Konzern vergleichsweise gut mit 183 Millionen Euro Gewinn – kaum weniger als ein Jahr zuvor. Dabei profitierte die Bank auch von der branchenweiten Einigung im Streit um Altlasten der einstigen österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria – Stichwort: Heta.

Die Commerzbank stellt sich unter Zielke neu auf. Sie präsentiert sich als klassisches Geldhaus mit Fokus auf Einlagen- und Kreditgeschäft. «Wir wollen die Commerzbank bis 2020 zur wettbewerbsfähigsten Bank in Deutschland machen», sagte Zielke. «Die Ziele, die wir uns gesetzt haben, arbeiten wir nun Schritt für Schritt ab.»

Stelllenabbau
Der Konzernumbau ist unter anderem verbunden mit der Streichung von 9600 der zuletzt gut 45 000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2020. Zugleich will die Bank 2300 neue Arbeitsplätze in Einheiten im In- und Ausland schaffen.

Zielke will die Bank unabhängiger machen von Schwankungen an den Kapitalmärkten. Dabei hat er erste Erfolge vorzuweisen: Die harte Kernkapitalquote – wichtiger Gradmesser für die Widerstandsfähigkeit einer Bank in schlechten Zeiten – stieg binnen drei Monaten von 11,8 auf 12,3 Prozent. Im laufenden Jahr soll sie stabil bei mindestens 12,0 Prozent liegen.

Sorgenkind Schiffskredite
Ein Problem stellen weiterhin Schiffskredite dar. Überkapazitäten und kaum mehr auskömmliche Frachtraten haben vielen Reedereien zugesetzt. Die Commerzbank musste daraufhin im vergangenen Jahr ihre Vorsorge allein für mögliche Kreditausfälle bei Schiffsfinanzierungen auf fast 600 Millionen Euro erhöhen. In diesem Jahr rechnet der Vorstand damit, allein für diesen Bereich 450 Millionen bis 600 Millionen Euro beiseite legen zu müssen. Die gesamte Risikovorsorge der Commerzbank lag für das vergangene Jahr bei 900 Millionen Euro. (awp/mc/ps)

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