CS-Chef sieht Umbau auf Kurs – «Kommentieren Gerüchte nie»

Thomas Gottstein

Thomas Gottstein, zurückgetretener CS-CEO. (Foto: Credit Suisse)

Zürich – Credit Suisse-Chef Thomas Gottstein sieht die Grossbank bei ihrem Umbau trotz widriger Bedingungen an den Märkten auf Kurs. 2022 werde aber klar ein Übergangsjahr, sagte er am Donnerstag an einer Investorenkonferenz. Fragen zu den jüngsten Gerüchten um Kaufinteressenten für die Bank schmetterte er dagegen ab.

Die Entwicklung der Märkte in den ersten fünf Monaten 2022 habe es der Bank nicht einfach gemacht, die neue Strategie nach den Grosspannen des letzten Jahres umzusetzen, sagte Gottstein bei seinem Auftritt an der «Goldman Sachs European Financials Conference». Vor allem der Mai habe sich als sehr schwacher Monat erwiesen. Die CS hatte am Vortag für das zweite Quartal 2022 einen weiteren Verlust angekündigt.

«Dumme Fragen»
Zu den am Vortag aufgekommenen Gerüchte zu einem Übernahmeangebot durch das US-Finanzinstitut State Street für die CS sagte Gottstein lediglich: «Wir kommentieren Marktgerüchte nie.» Bereits sein Vater habe ihn gelehrt, dass man «dumme Fragen nicht beantworten» solle.

Das Portal «Inside Paradeplatz» hatte am Mittwochnachmittag unter Berufung auf eine Quelle geschrieben, dass State Street ein Übernahmeangebot für die angeschlagene Schweizer Grossbank erwäge. Der zuvor wegen der Gewinnwarnung gedrückte CS-Aktienkurs war in der Folge deutlich in die Höhe geschossen.

Volatiles Investment Banking
Wie schon am Mittwoch angekündigt, wird das Resultat der CS im zweiten Quartal einmal mehr von einem Verlust in der Investment Bank belastet. In der Sparte zieht sich die CS derzeit aus einer Reihe von Geschäften zurück. Der Ausstieg aus den «Prime Services» – also dem Geschäft mit den Hedgefunds – sei dabei bereits zu 95 Prozent umgesetzt, sagte Gottstein. «Ende des zweiten Quartals sollte das weitgehend abgeschlossen sein».

Die Investment Bank der CS sei zwar nun weniger kapitalintensiv, sie sei aber auch weniger diversifiziert als die entsprechenden Abteilungen vieler ihrer Konkurrenten. «Wir erleben deshalb auch höhere Schwankungen», sagte der Bankchef. Im derzeit stark laufenden Rohstoffgeschäft etwa sei die CS nicht engagiert.

Fortschritte auf Kostenseite
Die Bank könne aber Fortschritte auf der Kostenseite vermelden, etwa im Beschaffungswesen oder bei der Zentralisierung der Informatik, betonte Gottstein. Die Bank erwarte daraus nun Einsparungen in Höhe von 200 Millionen im laufenden Jahr sowie von weiteren 200 Millionen im kommenden Jahr. Insgesamt dürften die Resultate der Strategieumsetzung aber wohl erst im Jahr 2023 sichtbar werden, sagte der CS-Chef.

Gottstein zeigte sich zudem überzeugt, dass die CS mittlerweile ihre Risikokultur deutlich gestärkt hat. Die Grossbank war im vergangenen Jahr von den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds schwer erschüttert worden.

Die CS-Aktie verlor am Nachmittag 1,3 Prozent auf 6,87 Franken. (awp/mc/ps)

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