Descartes Finance: Der Krypto-Crash ist die Kernschmelze für die Mickey-Mouse-Ökonomie der Generation Z. Wird Krypto jetzt erwachsen?

Descartes Finance: Der Krypto-Crash ist die Kernschmelze für die Mickey-Mouse-Ökonomie der Generation Z. Wird Krypto jetzt erwachsen?
Adriano Lucatelli, Mitgründer & CEO Descartes Finance AG. (Foto: Descartes Finance AG)

Zürich – Kapitalvernichtung von 3x Credit Suisse: Der Krypto-Crash ist die Kernschmelze für die Mickey-Mouse-Ökonomie der Generation Z. Wird Krypto jetzt erwachsen?

Von Adriano Lucatelli

Man stelle sich vor, die Schweizer Börse SIX (Swiss Exchange) gehe bankrott und Millionen Anleger müssen darum bangen, ob sie jemals wieder an ihre Wertpapiere herankommen.

Dieses Drama spielt sich gerade ab, aber natürlich nicht bei der SIX, sondern bei FTX, einem Titanen unter den Krypto-«Börsen». Die Grössenordnung des Debakels sprengt alles, was man bislang in der ereignisreichen Geschichte der Krypto-Betrügereien und -Unfälle erlebt hat. Deren bisherige Höhepunkte waren ein Hacker-Angriff auf die japanische Bitcoin-Tauschbörse Mount Gox im Jahr 2014 sowie auf die Krypto-Börse Coincheck im Jahr 2018, bei denen jeweils digitale Assets im damaligen Wert von etwa 500 Millionen US-Dollar gestohlen wurden.

«Der Krypto-Crash ist die Kernschmelze für die Mickey-Mouse-Ökonomie der Generation Z»

FTX hat nach eigenen Aussagen Schulden in zweistelliger Milliardenhöhe. Faktor 20 im Vergleich zu Mount Gox und Coincheck. Mindestens. Noch vor einer Woche wurde FTX von seriösen Silicon-Valley-Investoren mit 32 Milliarden Dollar bewertet. Dreimal die Credit Suisse. FTX galt als Paradebeispiel für die seriösen Geschäftsmöglichkeiten im Krypto-Bereich. Systemrelevant. Seit Freitag können die Kunden nicht mehr auf ihre Guthaben zugreifen. Eine Einlagensicherung gibt es, anders als in der etablierten Finanzwelt, nicht.

Kein Wunder, reisst der FTX-Crash die Bewertung von Krypto-Währungen in den Abgrund. Der Bitcoin verlor innert Tagen über 15 Prozent. Von etwas mehr als 20’000 auf gut 17’000 Dollar. 

Die Versprechen der Krypto-Zauberlehrlinge tönen plötzlich hohl. Hiess es nicht, die Blockchain-Technologie mache zentrale Akteure wie Banken und Börsen überflüssig? Offensichtlich stimmt das nicht. Das Wachstum der Krypto-Währungen beruhte zum Teil auf den börsenähnlichen Plattformen, die Angebot und Nachfrage kanalisierten – aber, wie man jetzt sieht, ohne den geringsten Schutz für die Kunden. Der grosse Finanz-Wurf der GenerationZ entpuppt sich als Spielgeld. Im Vergleich dazu sehen sogar die inflationierten staatlichen Fiat-Währungen gut aus.

Ein Szenario wie FTX wäre übrigens bei etablierten Börsen wie der SIX nicht möglich. Wertpapierdepots und Bankeinlagen sind durch zahlreiche Instrumente der Regulierung und Absicherung geschützt. 

Für die Krypto-Szene ist der Moment der Wahrheit gekommen: Entweder die Industrie wird erwachsen, transparent und reguliert. Oder sie eröffnet weiterhin ein Tummelfeld für Bauernfänger und Scharlatane. Im ersten Fall gibt es eine Chance, dass sich die technologischen Möglichkeiten der Blockchain etablieren. Im zweiten Fall ist Krypto am Ende. /Descartes/mc/hfu)


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