Finanzgeschäfte retten Munich Re das Quartal

Nikolaus von Bomhard

Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef Munich Re. (Foto: Munich Re)

München – Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re ist mit dem Verkauf von Tafelsilber glimpflich durch ein Katastrophen-Quartal gekommen. Obwohl die Waldbrände in Kanada und die Erdbeben in Japan am Gewinn zehrten, verdiente der Dax-Konzern im zweiten Jahresviertel überraschend mit fast einer Milliarde Euro nur neun Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das waren aber über 40 Prozent des angepeilten Jahresgewinns. Glück bei den Währungskursen und der Verkauf hochverzinster Anleihen verhinderten einen stärkeren Einbruch. Trotzdem wird Vorstandschef Nikolaus von Bomhard nach der Gewinnwarnung vom Mai nicht übermütig.

«Wir stehen vor unsicheren Zeiten, politisch und ökonomisch», sagte der Manager am Dienstag in München. Allerdings sei das Halbjahresergebnis gut. Nachdem der Vorstand seine Gewinnprognose für 2016 vor drei Monaten auf 2,3 Milliarden Euro zusammengestrichen hatte, sind nach den ersten sechs Monaten mit 1,4 Milliarden Euro schon 60 Prozent davon erreicht. Allerdings frässen sich die Niedrigzinsen immer tiefer in die Ergebnisse, sagte von Bomhard. Allein dadurch fehlten der Munich Re jährlich 700 Millionen Euro. Und das nächste Jahr werde keineswegs leichter.

Aktie an der Dax-Spitze
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Bis zum frühen Nachmittag gewann die Munich-Re-Aktie in Frankfurt rund vier Prozent an Wert und setzte sich mit einem Kurs von 158,70 Euro an die Spitze des Dax. Analysten hatten im zweiten Quartal nur mit halb so viel Gewinn gerechnet.

Denn bei den Naturkatastrophen kam es nach einem ruhigeren Jahresstart zwischen April und Juni knüppeldick. Allein die Waldbrände in Kanada schlugen in der Rückversicherungssparte mit rund 400 Millionen Euro zu Buche, die Erdbeben in Japan mit 85 Millionen Euro. Dennoch bezifferte die Munich Re ihre Naturkatastrophenschäden nur auf 335 Millionen Euro – weil sie Rückstellungen für Grossschäden aus früheren Jahren auflöste.

Preiskampf hält an
Formal reichten die Prämieneinnahmen der Schaden- und Unfall-Rückversicherung dadurch aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Jahresvergleich zwar von 93,3 auf 99,8 Prozent und blieb damit nur knapp unter der kritischen 100-Prozent-Marke. Ohne die Auflösung der Schadenreserven hätte sie die Schwelle gerissen.

Der Preiskampf in der Branche hält derweil an. Bei der Vertragserneuerung im Juli seien die Preise im Schnitt um 0,4 Prozent gesunken, sagte Rückversicherungs-Vorstand Torsten Jeworrek. Das sei zwar nicht viel im Vergleich zu den Vorjahren, aber «Mist». Schliesslich sei das Niveau ohnehin sehr niedrig. In solch umkämpften Bereichen wolle die Munich Re ihr Geschäft nicht ausbauen.

Ergo bleibt in den roten Zahlen
Konzernweit drückte auch die Sanierung der Erstversicherungstochter Ergo aufs Ergebnis. Im zweiten Quartal schlug sie mit 160 Millionen Euro zu Buche. Ergo selbst rutschte mit 34 Millionen Euro in die roten Zahlen – obwohl das Unternehmen ebenso wie die Rückversicherungssparte kaum für die Unwetterschäden vom Mai und Juni in Deutschland geradestehen musste. Der seit rund elf Monaten amtierende Ergo-Chef Markus Riess will den Versicherer für die digitale Welt rüsten. Der Umbau soll bis Ende des Jahrzehnts gut eine Milliarde Euro kosten, 1800 Arbeitsplätze fallen weg. Im Jahr 2020 soll Ergo 450 Millionen Euro, ab 2021 jährlich mehr als 500 Millionen Euro verdienen.

Finanzgeschäfte als Retter
Gut lief es für die Munich Re an den Finanzmärkten. Weil der Konzern stärker auf Dollar und Yen als auf das britische Pfund setzte, konnte er im zweiten Quartal insgesamt Währungsgewinne von 340 Millionen Euro einstreichen. Der Verkauf von älteren, hochverzinsten Anleihen brachte rund 900 Millionen Euro. Ein Teil davon kommt Lebensversicherungskunden zugute, deren Policen unter den Niedrigzinsen leiden. Insgesamt konnte die Munich Re ihr Kapitalanlageergebnis um neun Prozent auf 2,75 Milliarden Euro steigern. Höhere Risiken will von Bomhard nicht eingehen: «Wir werden auch weiter stockkonservativ anlegen», sagte er. (awp/mc/pg)

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