Wien – Die grösste Insolvenz in der jüngeren österreichischen Wirtschaftsgeschichte nimmt immer grössere Ausmasse an: Europaweit meldeten die Signa-Gläubiger bisher über 40 Milliarden Euro an Forderungen an.
Die Forderungssumme beträgt allein in Österreich 37 Milliarden Euro, wie Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer der Nachrichtenagentur APA am Donnerstag sagte. Davon seien vorläufig 11,8 Milliarden Euro gerichtlich anerkannt. Zuerst hatte der ORF darüber berichtet. Mehr als 3000 Gläubiger versuchen, ihr Geld zurückzubekommen.
Der Zusammenbruch des Signa-Imperiums von Firmengründer René Benko gipfelte nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in 138 Insolvenzen in Österreich, 177 Pleiten in Deutschland, 70 in Luxemburg, 7 in der Schweiz und ein paar weiteren in Italien und Lichtenstein.
Die Verwertung der verbliebenen Vermögenswerte und Immobilien der Signa-Firmen laufe gut und es gebe viele Interessenten, sagt Creditreform-Geschäftsführer Weinhofer. Es werde zudem versucht, sich mit ehemaligen Vorständen, Beiräten und Verwaltungsräten in der Frage der persönlichen Haftung aussergerichtlich zu einigen.
Aufarbeitung dauert noch Jahre
Die Gläubiger der Signa werden wohl nur einen Bruchteil ihres Geldes zurückerhalten. Wie hoch die Quote letztlich ausfallen wird, lässt sich noch nicht sagen. Die Aufarbeitung der Pleiten werde «mindestens noch 10 Jahre» dauern, so Weinhofer.
Benko hatte in der Niedrigzins-Phase ein verschachteltes Firmennetzwerk aufgebaut. Neben konzerninternen Problemen wurde Signa später von steigenden Zinsen, Energiepreisen und Baukosten zu Fall gebracht.
Spuren in der Schweiz
Der Signa-Konkurs hat auch tiefe Spuren in der Schweiz hinterlassen. So hatte die Signa-Gruppe ihre Detailhandels-Aktivitäten in diverse Zürcher Gesellschaften eingebracht, diese befinden sich mittlerweile in Nachlassstundung oder im Konkurs.
Die Signa-Gruppe war zudem Mitbesitzerin der Warenhausgruppe Globus, deren operatives Geschäft mittlerweile an die Partnerin, die thailändische Central Group, verkauft wurde. Weiterhin haben eine Reihe von Kantonalbanken mit Globus-Immobilien besicherte Kredite ausstehend. Zu den grössten Kreditgebern der Signa-Gruppe gehörte die Julius Bär-Gruppe, die Anfang 2024 den gesamten Kreditbetrag in Höhe von 606 Millionen Franken abschreiben musste. (awp/mc/ps)