Griechenland soll mehr Zeit zum Sparen bekommen

Jean-Claude Juncker

Jean-Claude Juncker, der Vorsitzende der Euro-Finanzminister.

Nikosia – Das pleitebedrohte Griechenland soll mehr Zeit zum Sparen bekommen. Der Rettungsplan gerät damit aus den Fugen, wurde bei einem Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag im zyprischen Nikosia deutlich. Zusätzliche Hilfsmilliarden für Athen soll es nicht geben. Wegen des innenpolitischen Gerangels um das neue Athener Sparpaket werden die Griechen noch mehr als einen Monat auf neue Hilfskredite warten müssen.

Unklar bleibt derweil der Kurs der spanischen Regierung. Wirtschaftsminister Luis de Guindos verpflichtete sich auf Zypern zu einem neuen Reformprogramm, das Ende September vorliegen soll. Dies sei aber nicht mit einem möglichen neuen Hilfsgesuch verbunden.

Sparpaket muss so schnell wie möglich verabschiedet werden
«Ich erwarte keinen Beschluss vor der zweiten Oktoberhälfte», sagte Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker mit Blick auf die anstehenden Griechenland-Hilfen. Der Luxemburger machte zugleich Druck: Die Parteien in Athen müssten sich «so schnell wie möglich» auf das 11,5 Milliarden schwere Sparpaket einigen. Die Ressortchefs bekamen von den Kontrolleuren von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) sowie Internationalem Währungsfonds (IWF) einen Überblick zu den laufenden Sparberatungen. Ein positives Votum dieser «Troika» ist Voraussetzung dafür, dass Athen grünes Licht für eine Teilzahlung von 31,5 Milliarden Euro aus dem laufenden Hilfsprogramm von 130 Milliarden Euro bekommt.

«Zeit ist eine Option»
Zur Streckung der Sparziele gibt es bisher keine Beschlüsse. «Falls das Defizit schlechter ausfällt wegen der schlechten Wirtschaftsentwicklung, könnte es etwas mehr Zeit geben» sagte der Niederländer Jan Kees de Jager, und fügte hinzu: «Aber nicht mehr Geld.» Auch IWF-Chefin Christine Lagarde sagte: «Zeit wird als eine Option in Betracht gezogen.»

Der griechische Regierungschef Antonis Samaras hatte wochenlang in den wichtigsten Hauptstädten des Eurolandes darum gebeten, angesichts der tiefen Rezession mehr Zeit beim Sparen zu bekommen. Er hofft, dass Athen das EU-Defizitziel von drei Prozent der Wirtschaftsleistung erst 2016 erfüllen muss, zwei Jahre später als mit der «Troika» vereinbart.

Zweifel an Erreichbarkeit der Sparziele
Fraglich ist nach dpa-Informationen auch, ob Griechenland die angestrebte Reduzierung der Gesamtschulden auf 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bis 2020 schaffen kann. Entsprechenden Fragen wich Lagarde aus: «Dafür ist es noch zu früh.» Vor allen Dingen der IWF hatte bislang strikt auf dem 120-Prozent-Ziel bis 2020 bestanden.

Die Konjunkturlage in der Eurozone bleibt schwierig. EU-Währungskommissar Olli Rehn, ein Aufschwung werde erst kommendes Jahr erwartet, später als zunächst vorhersagt. Eine genaue Prognose werde er im November vorlegen. Viele Länder, vor allem im Süden des Kontinents, stecken in der Rezession.

Spanien sieht sich nicht unter Druck
Beim Thema Spanien bleibt derweil offen, ob das Land einen Antrag auf stützende Anleihenkäufe stellen wird oder nicht – und dafür einen zweiten Gang unter den Euro-Rettungsschirm anstrebt. «Es ist viel wichtiger, die Sparziele zu erfüllen und Reformen in die Tat umzusetzen», sagte de Guindos. Spanien gilt als ein Kandidat für Anleihenkäufe durch die EZB, sieht sich aber nicht unter Druck. «Ich kann Ihnen versichern, dass absolut niemand Spanien gefragt hat, um Hilfe zu bitten», sagte de Guindos. Das südeuropäische Land kämpft seit Monaten gegen hohe Zinsen für seine Staatsanleihen.

Spanien bekam bereits im Juli von den Europartnern ein Bankenhilfsprogramm von bis zu 100 Milliarden Euro zugestanden. Wieviel Madrid konkret benötigt, steht noch nicht fest.

«Spanien ist auf dem richtigen Weg»
Die Finanzminister der Euroländer verlangen von Madrid eine Fortsetzung des eingeschlagenen Reformkurses. «Spanien muss die Märkte überzeugen, dass es verpflichtet und entschlossen ist, die Reformen umzusetzen und die Sparpolitik fortzusetzen», sagte der niederländische Ressortchef de Jager und fügte hinzu: «Spanien ist auf dem richtigen Weg.»

Gutes Zeugnis für Portugal
Ein gutes Zeugnis stellten die Eurofinanzminister Portugal aus. Nach einem positiven Urteil der «Troika» stellten sie fest, dass die Regierung in Lissabon ihre Sparziele weiterhin mit Hochdruck verfolge und bei den vereinbarten Reformen grosse Fortschritte erzielt habe.

Zypern hat turnusmässig die EU-Ratspräsidentschaft inne. Die Rolle ist politisch delikat, denn die Mittelmeerinsel ist vor allem wegen angeschlagener Banken selbst Kandidat für ein internationales Hilfsprogramm von gut zehn Milliarden Euro. Juncker verlangte von Zypern genaue Angaben über den Finanzbedarf. (awp/mc/pg)

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