HSBC kann operativen Gewinn trotz hoher Investitionen stabil halten

John Flint, CEO HSBC. (Foto: HSBC)

Hongkong / London – Die grösste europäische Bank HSBC profitiert zunehmend von ihrer noch stärkeren Ausrichtung auf das boomende Geschäft in Asien. Im zweiten Quartal zog der bereinigte Gewinn vor Steuern in der Region um ein Fünftel auf 4,6 Milliarden US-Dollar an und steuerte damit drei Viertel zum Ergebnis der gesamten Bank bei. Fortschritte gab es auch in Nordamerika, Probleme dagegen in Europa. Hier führten sinkende Erträge und höhere Kosten zu einem Gewinneinbruch, wie die Bank am Montag in Hongkong und London mitteilte. Die Aktie der mit Abstand wertvollsten Bank Europas gab nach Bekanntgabe der Zahlen leicht nach.

Konzernweit ging der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern trotz deutlich höherer Investitionen in den Ausbau des Geschäfts vor allem in Asien und der Digitalisierung kaum zurück. Er sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar (5,3 Mrd Euro). Experten hatten mit einem Wert in dieser Grössenordnung gerechnet. Unter dem Strich verdiente die HSBC mit 4,1 Milliarden Dollar rund sechs Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Erträge seien um zwei Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar gestiegen. Hier hatten Analysten etwas mehr auf dem Zettel.

Von den Investoren wurden die Zahlen erst einmal verhalten aufgenommen. An der Börse in London büsste die HSBC-Aktie bis zu 1,3 Prozent ein, konnte sich zuletzt aber wieder etwas erholen. Händler führten vor allem die relativ schwache Entwicklung der Erträge als Grund an. Jefferies-Analyst Joseph Dickerson beurteilte diese in einer ersten Einschätzung als dürftig. Andere Experten wie Steve Clayton, Fondsmanager bei Hargreaves Lansdown, warten noch auf den Beweis, dass der noch stärkere Fokus auf Asien das Wachstum ankurbeln kann.

Kosten ziehen weiter an
Bisher haben vor allem die Kosten stark angezogen. Hier verzeichnete die Bank mit insgesamt rund 229’000 Vollzeitbeschäftigten unter anderem wegen der Investitionen einen Anstieg um sieben Prozent auf etwas mehr als 8,1 Milliarden Dollar. Der seit kurzem amtierende HSBC-Chef John Flint hatte im Juni angekündigt, viel Geld in das Wachstum zu stecken. Bis 2020 will die Bank 15 bis 17 Milliarden US-Dollar investieren, um ihr Geschäft weiter zu stärken.

Das Geld soll vor allem nach Asien und in neue Technologien fliessen. Die Bank will dabei auch effizienter werden und die Rendite auf das eingesetzte Kapital deutlich erhöhen. Um dies zu bezahlen und genügend Kapital in der Bilanz zu haben, will Flint bei Rückkäufen von Aktien oder der Dividende etwas langsamer vorgehen als zuletzt. Am Finanzmarkt hat dies zu etwas Zurückhaltung geführt. Die HSBC-Aktie verlor seit der Ankündigung der Strategie etwas an Wert.

Auch auf Jahressicht ist die Aktie mit knapp sieben Prozent im Minus – damit allerdings weniger als der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks. Die HSBC ist damit eine der wenigen europäischen Grossbanken, die ihre Marktkapitalisierung über die Finanzkrise hinweg stabil halten konnte. Anders als etwa die Deutsche Bank , deren Börsenwert trotz einiger Kapitalerhöhungen seitdem um rund zwei Drittel auf zuletzt knapp 23 Milliarden Euro einbrach.

Da die Bank so stark in Asien und in insgesamt 66 Ländern aktiv ist, sorgen sich viele Investoren auch um die möglichen Folgen des eskalierenden Handelskonflikts zwischen China und den Vereinigten Staaten. Finanzvorstand Iain Mackay versuchte diese Sorgen ebenso wie die vor zu hohen Kostenanstiegen zu dämpfen. Der Handelskonflikt bringe einige Herausforderungen mit sich, aber dies sei nicht das erste Mal, dass die Rahmenbedingungen schlecht sind. Er glaubt an weiteres Wachstum in der Region. Zudem liege der Kostenanstieg absolut im Rahmen der eigenen Erwartungen. (awp/mc/ps)

 

HSBC

Exit mobile version