Julius Bär versucht Befreiungsschlag aus dem Signa-Debakel

Philipp Rickenbacher

Philipp Rickenbacher, zurückgetretener CEO Julius Bär. (Foto: Julius Bär)

Zürich – Die Bank Julius Bär will das Signa-Debakel mit einem Befreiungsschlag hinter sich lassen. CEO Philipp Rickenbacher nimmt seinen Hut und die gefährdeten Kredite an den insolventen österreichischen Immobilienkonzern wurden zu Lasten des Jahresgewinns vollumfänglich abgeschrieben.

Am Donnerstagmorgen meldete sich der abgetretene Julius Bär-CEO noch einmal zu Wort. Mit seinem Rücktritt nehme er seine persönliche Verantwortung gegenüber der Bank wahr, sagte Rickenbacher bei der Präsentation der Jahreszahlen 2023 der Zürcher Privatbank. Sein Abgang war zu diesem Zeitpunkt längst keine Überraschung mehr: Die Nachricht war am Mittwochabend bereits an diverse in- und ausländische Medien durchgesickert.

Interimistisch wird Julius Bär nun vom bisherigen stellvertretenden CEO Nic Dreckmann geführt. Die Suche nach einem definitiven Nachfolger sei bereits eingeleitet, erklärte Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher vor den Medien. Angestrebt wird offenbar eine externe Lösung.

Halbierter Gewinn
Wegen der vollständigen Abschreibung der gesamten «Private Debt»-Kredite an die Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko verbuchte die Zürcher Bank nun Kreditverluste in Höhe von 606 Millionen Franken in ihrem Jahresergebnis 2023. Der Konzerngewinn 2023 brach in der Folge um die Hälfte ein und beläuft sich noch auf 454 Millionen Franken.

Mit der Wertberichtigung wolle man «jegliche Unsicherheit in Bezug auf das Private Debt-Geschäft beseitigen», sagte Lacher. Aus dem Geschäft mit solchen Private Debt-Krediten, die mit künftigen Cash Flows oder mit nicht kotierten Firmenanteilen besichert sind, will Julius Bär nun aussteigen.

Die Aktionäre sollen trotz dem geringeren Jahresgewinn eine unveränderte Dividende von 2,60 Franken je Aktie erhalten. Zudem stellt ihnen der Verwaltungsrat ein neues Aktienrückkaufprogramm zumindest in Aussicht: Man werde dieses «später im Jahr in Betracht ziehen.»

Abbau von Arbeitsplätzen
Zudem werden die Julius Bär-Manager die Signa-Pleite auch im Portemonnaie spüren. Der CEO und fünf direkt an Kreditentscheiden involvierten Mitglieder der Geschäftsleitung sollen gar keine variable Entschädigung erhalten. Verwaltungsratspräsident Lacher und weitere Mitglieder des Gremiums verzichten zudem auf ihre aktienbasierte Vergütung.

Im laufenden Jahr wird die Bank aber auch ihr laufendes Sparprogramm weiter beschleunigen, dies nachdem sich die Kostensituation selbst unter Ausklammerung des grossen Kreditverlusts im vergangenen Jahr verschlechterte. Für die Mitarbeitenden sind das schlechte Neuigkeiten: Geplant ist ein Stellenabbau von 250 Arbeitsplätzen, wie eine Sprecherin bestätigte.

Weitere Neugeldzuflüsse
Die Julius Bär-Kunden haben sich von den Signa-Schlagzeilen offenbar noch nicht beeinflussen lassen. Insgesamt verzeichnete die Bank im letzten Jahr einen Neugeldzufluss von 12,5 Milliarden Franken (Vorjahr 9 Mrd), was einem Neugeldwachstum von 2,9 Prozent entspricht. Auch in den letzten beiden Monaten 2023 sei es noch zu weiteren Geldzuflüssen zur Bank gekommen, sagte Finanzchefin Evie Kostakis.

Die Bank verwaltete zum Jahresende insgesamt Vermögen (Assets under Management AuM) in Höhe von 427 Milliarden Franken, was einem Anstieg innert Jahresfrist um 1 Prozent entsprach. Neben dem Neugeld profitierten die AuM von der guten Entwicklung der Aktienmärkte, dagegen bremste die Frankenstärke deutlich.

An der Börse wurden die Nachrichten am Donnerstag insgesamt positiv aufgenommen. Die Aktie schloss 0,9 Prozent im Plus bei 47,72 Franken. Im Tagesverlauf war sie zeitweise allerdings noch deutlich stärker im positiven Bereich. Die vollständige Kredit-Wertberichtigung und die Übernahme der Verantwortung durch den CEO seien wichtige Schritte zur Wiederherstellung der Reputation, hiess es im Markt. (awp/mc/ps)

Exit mobile version